Miami-GP: Disneyland-Feeling mit Tiefgang
Tom Garfinkel arbeitete früher für Chip Ganassi als Vize-Präsident jenes Rennstalls, der Autos in der NASCAR-Serie, bei den IndyCars und in der TransAm auf die Bahn brachte. Diesem Mann muss keiner mehr erklären, was Racing ist.
Eine glückliche Fügung für die Formel 1, dass Garfinkel heute als CEO des American Football-Klubs Miami Dolphins und zugleich als Geschäftsleiter des Hard Rock Stadiums arbeitet. Der US-Amerikaner geht in einer Mischung aus Ehrgeiz und Demut an seine Arbeit.
«Ich weiss es zu würdigen, wie besonders die Formel 1 ist. Ich sehe es als Ehre an, die Königsklasse hier nach Miami zu bringen. Und ich glaube, wir stellen sie hier gebührend und auf einzigartige Weise ins Schaufenster.» Dazu erhält er auch genügend Zeit: Die Formel 1 hat mit den Miami-Organisatoren einen Zehnjahres-Vertrag abgeschlossen, bis einschliesslich 2031.
Tatsächlich: Wann schon erleben wir die Team-Gebäude in einem Football-Stadion? Wo finden wir ohne Wasser eine Marina? Wo sonst eine Formel-1-Rennstrecke mit Gondelbahn? Dabei ist kein Berg weit und breit in Sicht.
Garfinkel weiter: «Wir wussten immer – im Zentrum muss eine Bahn sein, die packenden Sport begünstigt. Das zweite Ziel bestand darin, eine Stimmung wie in Disneyland zu schaffen, denn Rennsport ist zwar der Kern, aber es geht auch um das ganze Drumherum, es geht um das Feeling. Die Fans sollen die Möglichkeit haben, hier mit Freunden Musik zu hören und ihre Zeit zu geniessen. Die Besucher sollen auf der Anlage einen Geschmack für Miami erhalten. Wir wollen uns von den anderen Strecken abheben.»
«Es gibt jedoch einen anderen Aspekt, der mir sehr am Herzen liegt. Ich will die Gemeinde Miami Gardens mit einzubeziehen. So haben wir verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen. Ich will in einigen Jahren Menschen hier auf der Anlage am Arbeiten haben, die von diesem Programm profitiert haben und dann ihren Weg bis in die Formel 1 gemacht haben.»
Vielleicht kommt der eine oder andere von jenen gut hundert Schülern, die aus verschiedenen Schulen ausgesucht wurden, um im Stadion Rennluft zu schnuppern. Die Kids ganz unterschiedlicher Altersstufen trafen die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell und konnten den Rennfahrern Fragen stellen.
Garfinkel finanziert für Dutzende von ihnen ein Praktikum in verschiedenen Betrieben, um bei jungen Menschen die Begeisterung für den Motorsport zu entfachen – durch eine STEM-Ausbildung (STEM steht für die englischen Worte Wissenschaft, Technik, Ingenieurswesen und Mathematik). Die Schüler besuchten die Boxengasse, das Fahrerlager des Porsche Carrera Nordamerika-Cups sowie den Stand der NASA hier auf dem Gelände.
Aber nicht nur für die Kids gab es viel zum Staunen: Weltmeister Max Verstappen lernte Tua Tagovailoa kennen, den Quarterback der Miami Dolphins. Die beiden tragen nicht nur die gleiche Nummer, die 1, der Hawaiianer und der Niederländer sind auch gleich alt, nämlich 25.
Auf einen Crash-Kurs in American Football verzichtete der Champion. Er schaute amüsiert zu, wie sich die Fahrer von Ferrari, Williams, AlphaTauri und Alfa Romeo Einzelheiten zum beliebten Sport zeigen liessen.