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Der schlaue Carlos Sainz (Ferrari): «Das war frech»

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz: Ein Selfie mit seiner Ferrari-Mannschaft nach dem Singapur-Sieg

Carlos Sainz: Ein Selfie mit seiner Ferrari-Mannschaft nach dem Singapur-Sieg

​Ferrari-Fahrer Carlos Sainz hat zum zweiten Mal in seiner GP-Karriere gewonnen: nach Silverstone 2022 nun Singapur 2023. Der Spanier sagt: «Norris hinter mir als Puffer gegen Mercedes zu nutzen, das war frech.»

Das hat Carlos Sainz überaus clever gemacht. Der 29-jährige Spanier ist in Singapur genau so schnell gefahren, wie er musste, aber nie so schnell, dass er seinen Reifen zu viel zugemutet hätte. Der Reifenverschleiss ist bei Ferrari 2023 ein Anlass zur Sorge, und die Art und Weise, wie der Madrilene sein Auto ins Ziel getragen hat, zeugt von Können und Köpfchen.

Sainz war clever genug, im letzten Rennteil den Abstand zu Verfolger Lando Norris im McLaren unter einer Sekunde zu halten, damit der Engländer den Heckflügel seines Wagens flachstellen konnte. Sainz fuhr aber an den entscheidenden Stellen der schwierigen Singapur-Bahn so flott, dass Norris keinen entscheidenden Angriff starten konnte.

Sainz dachte dabei mehr an die aufrückenden Mercedes von George Russell und Lewis Hamilton als an seinen Kumpel Lando. An purem Speed waren Ferrari und McLaren in dieser Phase des Rennens unterlegen, aber weil eben Norris mit flachgestelltem Flügel fahren konnte, war für Russell bei seiner Aufholjagd hinter seinem Landsmann Schluss. Die Reifen am Mercedes von Russell bauten prompt ab, am Ende rutschte George sogar von der Bahn, und Lewis Hamilton gelang auch kein Geniestreich mehr.

Carlos Sainz nach dem Rennen: «Das Reifen-Management und die Art und Weise, mich vor Norris zu halten, das hat heute den Ausschlag gegeben. Wir haben in diesem Jahr bislang nur eine echte Chance erhalten, einen Grand Prix zu gewinnen, das war hier in Singapur, weil wir im Training erkannt haben, dass Red Bull Racing nicht so stark ist wie üblich.»

«Wir haben das ganze Wochenende lang keinen einzigen Fehler gemacht. Das macht mich sehr stolz. Wir standen unter grossem Druck. Aber wir haben diesem Druck widerstanden.»

«Ganz ehrlich – ich wusste vor dem Rennen nicht, ob wir schnell genug sein würden, um hier zu siegen. Aber mit einem guten Reifen-Management und mit dem Bewahren dieses Abstands auf Norris konnte ich diese Gelegenheit nutzen.»

«Der Start war auch wichtig: Ich konnte die Pole-Position in die Führung umsetzen. Dann aber kam eine Safety Car-Phase zu früh für uns, und mir war klar, dass es nicht einfach sein würde, so lange mit dem harten Reifen zu fahren. Zumal ich mich zuvor auf den mittelharten Walzen sehr wohl gefühlt hatte.»

«Als die Mercedes aufrückten, wusste ich: Ich habe genug Speed, um zuzulegen. Aber als ich Tempo aufnahm, spürte ich sofort, dass die Reifen schneller abbauen. Mein Wagen begann zu rutschen, und ich konnte erkennen, dass es Lando Norris hinter mir auch so ging.»

«Russell und Hamilton konnten schneller an Leclerc vorbeigehen als es mir lieb war, und ich wusste – jetzt muss ich mir hier etwas Besonderes einfallen lassen. Daher die freche Idee, Norris ein wenig näher kommen zu lassen und ihm die Möglichkeit zu geben, den Heckflügel seines Autos zu öffnen. Auf einem Kurs wie Singapur machst du dir immer solche Pläne, aber die Ausführung ist dann doch ein wenig schwieriger.»

«Ich gebe zu: Das war riskant. Mir war klar, dass ich mir keinen einzigen Fehler erlauben konnte, sonst wäre der Sieg futsch gewesen. Zwischendurch ertappte ich mich beim Gedanken: ‚Hoffentlich geht das gut, sonst sehe ich hier sehr alt aus.’ Aber letztlich hat alles genau so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte.»

Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit

01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:46:37,418 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +0,812 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1,269
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +21,177
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +21,441
06. Pierre Gasly (F), Alpine, +38,441
07. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +41,479
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +54,534
09. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1:05,918 min
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:12,116
11. Alex Albon (T), Williams, +1:13,417
12. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, 1:23,649
13. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:26,201
14. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:26,889
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:27,603
Out
George Russell (GB), Mercedes, Crash
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Aufgabe
Esteban Ocon (F), Alpine, Getriebe
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Crash

WM-Stand (nach 15 von 22 Grand Prix, inkl. 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 374 Punkte
02. Pérez 223
02. Hamilton 180
04. Alonso 170
05. Sainz 142
06. Leclerc 123
07. Russell 109
08. Norris 97
09. Stroll 47
10. Gasly 45
11. Piastri 42
12. Ocon 36
13. Albon 21
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 6
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 3
19. Lawson 2
20. Sargeant 0
21. De Vries 0
22. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 597 Punkte
02. Mercedes 289
03. Ferrari 265
04. Aston Martin 217
05. McLaren 139
06. Alpine 81
07. Williams 21
08. Haas 12
09. Alfa Romeo 10
10. AlphaTauri 5

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