Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Von Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.

In den letzten 24 Stunden auf dem Heimflug von Australien nach Europa hatte ich genügend Zeit, um darüber nachzudenken, wann wir zum letzten Mal wegen technischer Probleme liegen geblieben sind. Tatsächlich muss das im Jahr 2022 gewesen sein! Was genau der Grund für den Brems-Defekt bei Max war, müssen wir noch eruieren, denn der Großteil der Mannschaft befindet sich ebenfalls noch irgendwo auf der Welt verstreut zurück aus Melbourne.

Leider hat unser Australien-Wochenende schon in den Trainings nicht gut begonnen. Da waren wir deutlich hinten. Von einer Überlegenheit wie in den ersten beiden Rennen keine Spur mehr. Dass wir das Qualifying doch noch so gut hinbekommen haben mit den Plätzen 1 für Max und 6 für Checo war eine fantastische Team-Leistung. Im Rennen meinte Max, er hätte das Tempo von Sainz an der Spitze locker mitgehen können. Darum war über den Defekt auch enttäuscht und verärgert.

Die Stimmung im Team war bis zum Ausfall wieder so, wie ich sie kenne, voller Kampfgeist. Danach waren wir ein bisschen traurig, aber wenigstens werden wir nicht mehr dauernd gefragt, ob wir alle Rennen gewinnen werden. Ich bin froh, dass sich dieses Thema so früh erledigt hat.

Sergio ist kein schlechtes Rennen gefahren, im Gegenteil. Er hatte einen relativ großen Schaden am Unterboden, hervorgerufen durch das Überfahren der hohen Kerbs. Wie giftig sie sind, musste auch Max am Freitag erfahren. Bei ihm haben wir sicherheitshalber den Motor ausgebaut, damit Honda sicherstellen konnte, dass er keinen Schaden erlitten hat.

Bei Perez’ Unterboden wissen nicht genau, wann er sich diese Beschädigung eingefahren hat, denn phasenweise konnte er dieselben Rundenzeiten fahren wie die Spitze, ist dann aber mit graining dramatisch abgesackt. Noch ist unklar, ob der extrem starke Verschleiß am defekten Unterboden lag, oder ob unser Setup zu reifenmordend war. Australien illustriert, wie rasch sich das Blatt in der F1 wenden kann: von zwei dominanten Rennen zu einem, in dem wir hart zu kämpfen hatten.

Das große Kräfteverhältnis hat sich in Australien dennoch bestätigt: Ferrari ist hinter uns klare Nummer 2, Mercedes inkonstant, McLaren funktioniert je nach Strecke besser oder schlechter.

Racing Bulls

Daniel Ricciardo war in seiner gestrichenen Quali-Runde bis auf eine Zehntelsekunde an Yuki dran. Doch durch den Motorwechsel und die Strafversetzung war das Rennen für ihn schon so gut wie vorbei, noch bevor es begonnen hatte.

Daniels Speed hat sich gebessert, aber Yuki fährt im Moment auf ganz hohem Niveau – und bleibt fehlerfrei. Franz Tost und ich haben immer an ihn geglaubt, sein Speed stand für uns stets außer Zweifel. Seine Probleme waren Unbeherrschtheit, Ausbrüche und Fehleranfälligkeit. All das ist in dieser Saison weg. Yuki ist ganz jung nach Europa gekommen, und das ist für einen Japaner sehr, sehr hart. Es ist ein ganz anderes Leben bei uns. Aber jetzt läufts, und Yuki wird am Fahrer-Markt wahrgenommen.

Sein siebter Platz in Melbourne ist wichtig für die Racing Bulls. Es ist wahnsinnig hart für die letzten 5 Teams, in die Punkte zu fahren. Daher verstehe ich auch die Entscheidung von Williams, Albon nach seinem Crash das Auto von Sargeant zu geben. Albon ist der deutlich stärkere Fahrer, und ein WM-Punkt kann bis zu 10 Millionen Dollar wert sein. Insofern war das eine logische Sache.

Jetzt freuen wir uns auf den GP von Japan in zwei Wochen, wo wir an unsere Form der ersten beiden Rennen anschließen sollten. Suzuka ist bekanntlich eine extreme Fahrer-Strecke, wo Max den anderen wieder den Horizont geraderücken sollte. Für Yuki wird es ein Heimspiel. Bei den Jugendlichen bis 18 Jahren ist er der weltweit beliebtste Fahrer, wie jüngst abgefragt wurde. Das kann was werden! Am Freitag setzen wir im Training unseren Nachwuchs-Piloten Ayumu Iwasa ein, ein All-Nippon-Team. Was dazu kommt: Die Strecke von Suzuka sollte dem Auto der Racing Bulls liegen.

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