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George Russell: Das Geheimnis des Belgien-Sieges

Von Mathias Brunner
George Russell liess es knallen

George Russell liess es knallen

​Der Engländer George Russell hat in Belgien mit einer strategischen Meisterleistung seinen dritten Formel-1-GP gewonnen. Der Brite fährt mit nur einem Reifenwechsel zum Sieg, Doppelsieg für Mercedes-Benz.

Besser hätte er das strategisch nicht machen können: Mercedes-Pilot George Russell hat den Grossen Preis von Belgien gewonnen, mit der perfekten Mischung aus Speed und Reifenschonen und nach nur einem Reifenwechsel. Auf dem Circuit de Spa-Francorchamps erringt der 26-Jährige seinen dritten Grand-Prix-Sieg, den ersten auf dieser Strecke und den zweiten in der GP-Saison 2024 nach Österreich. Gleichzeitig ist dies der 14. Podestplatz für Russell in der Formel 1.

Für seinen Rennstall Mercedes-Benz ist Belgien 2024 der 128. Sieg in der Königsklasse, der dritte in dieser Saison und der sechste beim Belgien-GP. Es ist der 60. Doppelsieg von Mercedes, der erste seit Brasilien 2022.

George Russell erzählt über sein Rennen: «Ich bin fast sprachlos! Wir haben im Strategie-Meeting am Sonntagmorgen über die Möglichkeit gesprochen, es mit nur einem Stopp zu versuchen und haben uns dann diese Möglichkeit im Rennen offengehalten.»

«Das zeigt einmal mehr, was für ein Mannschaftssport dies ist, ohne meine Strategiemannschaft um Joey und Leo wäre das nicht möglich gewesen. Aber ich spürte, dass ich auch mit recht alten Reifen noch guten Speed habe und dass ich das durchziehen kann. Wir haben den Wagen markant umgebaut seit Freitag, und das Auto fühlte sich von der ersten Runde an sehr gut an.»

«Wir haben nun drei der letzten vier Rennen gewonnen, und am liebsten hätte ich nun gar keine Sommerpause. Ganz ehrlich – nach dem Qualifying hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir hier am Sonntag einen Doppelsieg einfahren würden.»

«Wir haben heute alles auf eine Karte gesetzt, und das ist aufgegangen. Das hat nur geklappt, weil der Wagen hervorragend lag, und weil die Strategie perfekt umgesetzt wurde. Lewis und ich wissen, wir hart unsere Mannschaft gearbeitet hat, um das Ruder in dieser Saison herumzuwerfen, und es freut mich masslos, dass wir uns mit solchen Leistungen für die Arbeit aller bedanken können.»

So lief der Belgien-GP

Nach dem Regen vom Samstag kehrt am Sonntag die Sonne zurück: Idealbedingungen für den 69. Formel-1-GP von Belgien – 21 Grad Lufttemperatur, die Bahn 40 Grad warm.

Beim Start (von den ersten zwölf Fahrern elf auf den mittelharten Reifen, nur Sainz auf hart) kam Leclerc gut weg, Hamilton besser als Pérez, der Mexikaner fand vor Les Combes keinen Weg vorbei am Mercedes. Verstappen zu diesem Zeitpunkt schon Zehnter, auf der Jagd nach Albon.

In der Schikane vor Start und Ziel ging Verstappen an Albon vorbei, also Neunter hinter Leclerc, Hamilton, Pérez, Piastri, Russell, Norris und Alonso.

Norris attackierte Sainz, musste zurückstecken, nun musste er auf Verstappen hinter sich aufpassen. Die Fahrer durften die Heckflügel flachstellen, Hamilton fackelte nicht lange und ging in Runde 3 vorbei an Leclerc.

Die Fahrer folgten einander fast alle im Abstand von weniger als einer Sekunde, will heissen: Die meisten Piloten durften ihre Heckflügel flachstellen. Damit waren sie gegen hinten abgesichert. Und schon alle im Reifenschon-Modus.

Sauber-Fahrer Guanyu Zhou hatte Probleme mit der Hydraulik und kam früh an die Box – aus für den Chinesen.

Runde 7: Hamilton hielt im Mercedes die Führung scheinbar mühelos, meldete aber am Funk, etwas bewege sich im Fussraum. Und er meinte nicht seine Füsse auf den Pedalen. Dahinter unverändert Leclerc, Pérez, Piastri, Russell, Sainz, Norris und Verstappen mit acht Sekunden Rückstand auf Leader Hamilton.

Runde 10: Hamilton meldete am Funk, dass die Hinterreifen langsam nachlassen. Der Engländer nun zwei Sekunden vor Leclerc.

George Russell kam in Runde 11 an die Box, hinter ihm auch Verstappen. Max nun auf harten Reifen, so wie auch der Engländer.

Der Versuch, die Gegner zu unterschneiden, wurde kompromittiert, denn Max wurde von Tsunoda aufgehalten. Die Gegner reagierten sofort, für Max ging der Plan nicht auf. Russell kurz vor Piastri, aber der Ungarn-GP-Sieger aus Australien schlug sofort zurück.

Leclerc kam eine Runde später an die Box als Hamilton, Pérez und Piastri. Sainz (mit harten Reifen) und Norris blieben draussen.

Piastri schnappte sich in Runde 13 Pérez, neuer Stand: Sainz, Norris (noch nicht gestoppt), dann Hamilton, Leclerc, Piastri, Pérez, Russell und Verstappen.

Ferrari und McLaren hofften, mit Sainz und Norris, noch nicht an der Box, später mit frischeren Reifen attackieren zu können.

Am Ende der 15. Runde holte McLaren endlich Norris herein, Sainz blieb draussen. Norris nun auf hart, der Miami-GP-Sieger reihte sich ein hinter Verstappen, als Achter.

Leader Sainz ratterte mit abbauenden Reifen kurz durch den Kies, aber noch immer kam der Madrilene nicht an die Box.

Runde 16: Sainz, Hamilton, Leclerc, Piastri, Pérez, Russell, Verstappen und Norris.

Max fragte am Funk, ob er Tempo aufnehmen und die Fahrer vor sich attackieren könne. Von Renningenieur Gianpiero Lambiase kam die Erlaubnis: «Versuch’s!»

Das Problem von Max: Russell vor sich konnte seinen Heckflügel auch flachstellen, denn George folgte Pérez wie ein Schatten. Daher für Max in dieser Phase nicht mehr drin als Platz 7.

Ende von Runde 20 Sainz endlich an der Box: harte Reifen für den Ferrari-Fahrer, Rückfall auf Rang 8.

Fast gleichzeitig entledigte sich Russell endlich Pérez, dahinter bedrängte Verstappen den Mexikaner, dann wurde Sergio an die Box geholt für den zweiten Stopp und den Wechsel auf harte Walzen.

Runde 22: Hamilton 1,9 sec vor Leclerc, Piastri 2,9 hinter Leclerc, dann Russell mit 3,7 sec Rückstand, Verstappen nun Fünfter, 2,1 sec hinter dem Mercedes, Max mit Norris im Nacken.

Runde 23: Norris versemmelte die Busstop-Schikane, fuhr geradeaus, reihte sich mit gleichem Abstand wieder ein hinter Verstappen.

Zwei Runden später kam Leclerc zum zweiten Mal an die Box, der Monaco-GP-Sieger erhielt harte Reifen, Rückfall auf P7. Kein guter Stopp der Italiener mit 3,4 Sekunden.

Hamilton weiter mit solidem Speed, Hamilton scheinbar spielend vorne, aber Mercedes reagierte auf den Leclerc-Stopp und holte den Leader herein in Runde 27. Der Brite blieb vor Leclerc.

Runde 29: Piastri vorne, dann Russell und Norris, während Sainz und Verstappen erneut anhielten. Dann stoppte auch Lando und kam hinter den Red Bull Racing-Piloten Pérez und Verstappen auf die Bahn zurück.

Runde 30: RBR orderte Pérez zur Seite, um Verstappen einen Rang zu geben. Und Piastri kam endlich an die Box für seinen zweiten Stopp. Der Australier schoss über seinen Standplatz hinaus, kein idealer Halt.

Neuer Stand in Runde 32: Russell sieben Sekunden vor Hamilton, dann Leclerc, Piastri, Verstappen und Norris, der den WM-Leader jagte und von McLaren grünes Licht erhielt, sich auf Max zu werfen. Russell funkte an die Box, er wolle ohne einen zweiten Stopp durchfahren!

Gleichzeitig erhielt Max die Erlaubnis, vom Reifenschon-Modus in den Ich verteidige mich erfolgreiche gegen Norris-Modus zu schalten.

Piastri (P4) rückte näher an Charles Leclerc heran, Mercedes liess Russell draussen, der wirklich versuchte, mit nur einem Stopp durchzufahren. Mutig!

Runde 35: Erster Angriff von Piastri auf Leclerc, abgewehrt. Eine Runde später konnte der Monegasse gegen den Australier nichts mehr ausrichten, Oscar neu Dritter, Charles Vierter, Piastri mit einem blitzsauberen Manöver in Les Combes vorbei am Ferrari.

Runde 37: Russell noch 3,7 sec vor Hamilton, Piastri 5,5 hinter Hamilton Leclerc noch 1,4 Sekunden vor Verstappen, der noch immer Norris im Nacken hatte.

Runde 39: Russell nur noch 1,2 sec vor Hamilton, Piastri dahinter rückte näher. Verstappen als Fünfter noch 0,8 sec hinter Leclerc.

In der 42. Runde hatten Russells Reifen vom Dauerlauf langsam genug – erster Angriff von Hamilton bei Les Combes, abgewehrt. Der erfahrene Fuchs Hamilton blieb geduldig, aber ihm ging die Zeit aus.

Toller Sieg für Reifen-Flüsterer George Russell, Doppelsieg für Mercedes. Rang 3 für den starken Piastri, vor Leclerc, Verstappen, Norris, Sainz, Pérez, Alonso und Ocon.

Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps

01. George Russell (GB), Mercedes, 1:19:57,040 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +0,526 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1,173
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,549
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +9,226
06. Lando Norris (GB), McLaren, +9,850
07. Carlos Sainz (E), Ferrari, +19,795
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +43,195
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +49,963
10. Esteban Ocon (F), Alpine, +52,552
11. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +54,926
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:03,011 min
13. Alex Albon (T), Williams, +1:03,651
14. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:04,365
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:06,631
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1:10,638
17. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:16,737
18. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:26,057
19. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:28,833
Out
Guanyu Zhou (RCH), Sauber, Hydraulik

WM-Stand (nach 14 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 275 Punkte
02. Norris 197
03. Leclerc 174
04. Piastri 164
05. Sainz 160
06. Hamilton 143
07. Russell 141
08. Pérez 129
09. Alonso 47
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Ricciardo 11
14. Gasly 6
15. Oliver Bearman (GB) 6
16. Magnussen 5
17. Albon 4
18. Ocon 4
19. Zhou 0
20. Sargeant 0
21. Bottas 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 404 Punkte
02. McLaren 361
03. Ferrari 340
04. Mercedes 284
05. Aston Martin 71
06. Racing Bulls 33
07. Haas 27
08. Alpine 10
09. Williams 4
10. Sauber 0

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