MotoGP: Marquez fragt sich, was abgeht

John Watson: Besser als Lauda, Schumacher, Verstappen

Von Mathias Brunner
John Watson in Long Beach 1983

John Watson in Long Beach 1983

​Sonntag, 27. März 1983, Grosser Preis der USA-West in Long Beach (Kalifornien): John Watson schafft etwas, das niemand sonst in der Formel 1 erreicht hat – einen GP-Triumph vom 23. Startplatz aus.

In der Neuzeit der Königsklasse hat sich Max Verstappen unter die ganz Grossen eingereiht: Max Verstappen in Brasilien 2024 von Startplatz 17 zum GP-Triumph, das war keine Siegesfahrt, das war eine Machtdemonstration. Und eine Aufholjagd, wie sie in der Königsklasse nur ganz selten zu bestaunen ist.

Aber es geht noch verblüffender: Der Nordire John Watson fuhr in Long Beach (USA) 1983 zum Sieg, da war der McLaren-Fahrer vom 22. Startplatz losgefahren!

Es wurde sogar ein McLaren-Doppelsieg, denn Niki Lauda kreuzte die Ziellinie als Zweiter, und der Wiener war vom 23. Startplatz gekommen.

Der heute 78-jährige Watson aus Belfast sagte später über dieses Rennwochenende: «Wir hatten in der Quali keine Chance, weil wir auf eine schnelle Runde nicht das Beste aus den Reifen herausholen konnten.»

«Aber mit vollem Tank funktionierten die Walzen wunderbar, und Niki vor mir und ich pflügten quasi als Tandem durch das Feld. Klar half uns auch, dass einige Gegner auf dem tückischen Long Beach-Strassenkurs in die Mauer fuhren oder wegen technischer Defekte aufgeben mussten.»

«Aber ich hatte den Eindruck, ich konnte im Rennen mit dem Wagen anstellen, was ich wollte. Irgendwann quetschte ich mich an Lauda vorbei, er spürte wohl, das sich zu allem entschlossen war.»

Nicht nur das: Watson ging auch an Leader Laffite vorbei, «mit dem gleichen Selbstvertrauen, das mich 1982 in Detroit vom 17. Startplatz aus zum Sieg getragen hatte».

Im Ziel war lediglich der drittplatzierte René Arnoux von den McLaren nicht überrundet.

Die grössten Aufholjagden der Formel 1

Ob Max Verstappens Siegesfahrt in São Paulo nun die beste Aufholjagd von allen gewesen ist oder jene von Watson in Kalifornien, darüber werden die Fans noch jahrelang leidenschaftlich diskutieren. Denn wir haben in der Königsklasse schon manche Fahrt erlebt, welche die GP-Anhänger in Verzückung versetzte.

Lewis Hamilton musste 2021 als Letzter in den Sprint von Interlagos gehen, nachdem der Heckflügel seines Mercedes als nicht reglementkonform eingestuft worden war und er von der Qualifikation disqualifiziert wurde. Der Engländer zeigte dann eine meisterhafte Fahrt auf Platz 5.

Danach musste Hamilton erneut um fünf Ränge zurück, aufgrund eines Motorwechsels. Von Startplatz 10 fuhr der siebenfache Champion unwiderstehlich zum Sieg im Grand Prix von São Paulo.

Immer wieder staunen die GP-Fans über atemberaubende Darbietungen der besten Rennfahrer der Welt. Ferrari-Star Sebastian Vettel musste in Hockenheim 2019 als Letzter losfahren. Normalerweise sind da alle Chancen auf ein gutes Ergebnis dahin. Aber zum Glück ist die Formel 1 nicht normal: Vettel wurde im chaotischen Grossen Preis von Deutschland Zweiter!

Rubens Barrichello siegte beim Regen-GP von 2000 in Hockenheim, der Brasilianer im Ferrari, von Platz 18 kommend.

Einen Sieg vom 17. Startplatz, das hatte die Formel 1 vor Max in Brasilien mit Kimi Räikkönen erlebt, 2005 in Suzuka (Japan) im McLaren. Und obiger Watson siegte wie erwähnt ebenfalls vom 17. Startplatz aus, das war 1982 in Detroit, im McLaren.

In Abu Dhabi 2012 zeigte Vettel, damals noch für Red Bull Racing, eine verblüffende Fahrt von fast hinten bis fast nach vorne. Als Vorletzter (Pedro de la Rosa nahm aus der Boxengasse von Abu Dhabi noch hinter ihm Aufstellung) war der WM-Leader Vettel ins Rennen gegangen, als Drittplatzierter durfte er am Ende aufs Podest klettern!

Wir lassen bei den folgenden Zahlen das Indy 500 aussen vor. Das Spektakel in den USA zählte zwar in den 50er Jahren zur Formel-1-WM, aber ein veritabler Grosser Preis der USA war das nie, und GP-Renner verirrten sich nur selten in den Nudeltopf von Indiana.

Daher: Beim Grossen Preis von Grossbritannien 1954 ging der Argentinier Roberto Mieres mit seinem Maserati von Startplatz 32 ins Rennen und wurde Sechster – 26 Ränge gewonnen!

Im gleichen Rennen fuhr sein Landsmann Onofre Marimón von Startplatz 28 aufs Podest: Rang 3, 25 Ränge gewonnen!

In Estoril 1993 stürmte Damon Hill mit seinem Williams von Rang 26 auf 2, 24 Ränge gewonnen. Ein paar weitere bemerkenswerte Leistungen:

23 Plätze gewonnen
Nelson Piquet (BR) in Mexiko 1987: Von 25 auf 2

22 Plätze gewonnen
Ronnie Peterson (S) in USA 1972: Von 26 auf 4
Nigel Mansell (GB) in Frankreich 1989: Von 24 auf 2
Christian Danner (D) in USA 1989: Von 26 auf 4
Michael Schumacher (D) in Italien 1992: Von 25 auf 3

21 Plätze gewonnen
Emerson Fittipaldi (BR) in USA 1980: Von 24 auf 4
Carlos Reutemann (RA) in Italien 1980: Von 24 auf 3
John Watson (GB) in USA 1983: Von 22 auf 1
Niki Lauda (A) in USA 1983: Von 23 auf 2

Grandios, obgleich keine Siegesfahrt: 1967 preschte der unvergessene Lotus-Star Jim Clark in Monza von Pole-Position los und führte, dann kam er wegen platten Reifens zur Box. Das Wechseln kostete eine Runde.

Der Schotte ging als 16. wieder auf die Bahn. Clark brannte einen Rundenrekord nach dem anderen in den Asphalt, machte die eine Runde gut (!) und ging als Leader in die letzte Runde. Dann ging ihm der Sprit aus, mit stotterndem Motor wurde er Dritter.

Die Tifosi feierten ihn, als hätte er in einem Ferrari gewonnen.

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