Williams: Anfang vom Ende
Williams fuhr 2011 völlig neben der Spur
Mit der Benennung von Bruno Senna als neuem Stammfahrer des Williams-Teams hat der Kommerz über den Sport gesiegt.
Wie 2011 mit Pastor Maldonado und venezolanischem Ölgeld, dem Nico Hülkenberg weichen musste, muss jetzt Adrian Sutil dem wirtschaftlich vermeintlich wertvolleren Fahrer Platz machen.
Sutil wusste das schon lange. Er hat sich seit Wochen in eine andere Richtung orientiert. Den Frust wird das nicht mindern. Der Geigersohn hat sich 2011 nach schwierigem Saisonstart auf sagenhafte Art und Weise behauptet und die WM mit einer Serie von Glanztaten als Neunter abgeschlossen. Von Senna haben wir – in einem besseren Auto – in einer halben Saison nur ein akzeptables Rennen gesehen (Monza). Selbst der Mann, der ihn in Europa aufbauen sollte, zeigte sich enttäuscht. Wir vergessen den Namen dieses Freundes der Familie Senna jetzt schnell wieder.
Bruno ist intelligent und hochattraktiv für Sponsoren, aber vom Speed her sehr durchschnittlich. Kein Wunder, so spät wie er mit dem Rennsport richtig begonnen hat.
Jetzt kommt der recht unerfahrene Brasilianer zu Williams. Das Team stürzte 2011 auf Rang 9 der Konstrukteure ab. Fünf mickrige Punkte auf dem Konto in einem ganzen Jahr! Was für eine Quittung!
Nicht Senna, sondern Sutil wäre der logische Kandidat für das Williams-Cockpit gewesen. Ein Mann, der sich so zurückkämpft, muss Frank Williams beeindruckt haben. Und Sutils konstanter, enormer Speed ist schwer zu ignorieren.
Die Engländer berichten hartnäckig, wie wenig Ahnung Sutil von Technik und Fahrzeugentwicklung habe und übersehen dabei: Der lange Schlaks fuhr jeden Teamkollegen in fünf Jahren letztlich in Grund und Boden. Da wäre es recht nebensächlich, wenn er nichts vom Auto verstünde. Er beherrscht seines wenigstens.
Und Shootingstar Paul Di Resta war Ende 2011 verzweifelt angesichts Sutils starker Leistungen.
Frank Williams muss das Herz bluten, jetzt seine sportlichen Ambitionen Jahr für Jahr dem schnöden Mammon unterordnen zu müssen. Der Rollstuhl-General hat mit Adam Parr einen Geschäftsführer, der den Erfolg über das Geld sucht. Aber dabei übersieht, dass der umgekehrte Weg der richtige wäre, dass letztlich nur eine Grösse entscheidend ist für den Bestand eines Teams: sein sportliches Abschneiden.
Wer nicht oben fährt, wird automatisch vom Geldfluss abgeschnitten. Dass man einem Akademiker wie Parr erst das Einmaleins des GP-Sports beibringen muss, ist bedauerlich. Zumal ers immer noch nicht versteht. Er wird – leider schon bald – erkennen müssen: Wenn das Abschneiden auf Dauer nicht stimmt, wird auch das Südamerika-Geschäft der Briten versickern – wie das ganze Team selbst.
Diese Entwicklung ist offensichtlich. Dass Frank Williams nichts dagegen unternimmt, ist für jeden Anhänger des dominierenden Rennstalls der 90er-Jahre schwer zu begreifen – und kaum mit anzusehen. Aber wir haben keine Wahl.
Jetzt kann Sutil nur noch auf den Caterham bauen. Wir sind gespannt, ob Teambesitzer und Airline-Chef Tony Fernandes mehr vom Fach versteht als der theoretisch hochbegabte Adam Parr.