«Das war der reine Wahnsinn»
Formel-1-Experte Christian Danner.
Ich habe hier wiederholt festhalten dürfen, welch fantastische Saison wir erleben. Es war das reinste Vergnügen, jeweils nach einem Grand Prix die neusten Ereignisse analysieren zu dürfen. Dass aber nun am Ende, als dramatische Zusammenfassung aller unmöglichen Unmöglichkeiten, so ein Finale über uns hereinbricht, mit Spannung im Quadrat, das hätte ich dann doch nicht erwartet!
Das sind Jahrhundert-Rennen, jeder wird noch seinen Enkeln davon erzählen, ein Finale auch mit zwei ganz grossen Champions – Gewinner und Verlierer gibt es da nur in Sachen Punktestand. Während des Rennens, bei der Arbeit für RTL, und auch jetzt, wo ich in Ruhe über diesen reinen Wahnsinn nachdenke, weiss ich gar nicht, was ich hervorheben soll: Es gab so viele Highlights … Ich meine, wer hätte erwartet, dass Hülkenberg mit solcher Selbstverständlichkeit und Souveränität einen Grand Prix anführt? Wer hätte nach Runde 1 erwartet, dass Vettel den Titel noch erfolgreich verteidigen kann?
Wer hätte gedacht, dass sich Alonso per Funk eine Safety-Car-Phase wünscht und die prompt erhält?
Gar nicht zu reden von Rad-an-Rad-Duellen, Querstehern, Drehern und Unfällen, die in ihrer fesselnden Gesamtheit in die Hundert gehen.
Keiner darf vergessen: In jeder Sekunde konnte auf und neben der Bahn alles schiefgehen! Ein Rutscher, ein falscher Handgriff eines Mechanikers beim Reifenwechsel, eine strategische Fehlentscheidung – unglaublich, was auf dem Spiel stand und wie die Formel-1-Rennställe damit umgingen.
Was mich fasziniert, und das ist ein Spiegel dieser grossen Saison: Wie die besten Piloten der Welt das im Griff hatten – und das sind eben Fahrer der Güteklasse Vettel, Alonso oder Button. Alonso und Vettel. Bei aller Sympathie für Vettel: Fernando Alonso hätte diesen Titel auch verdient gehabt. Die Art und Weise, wie sich der Spanier nicht nur durch dieses Rennen, sondern durch die komplette Saison gekämpft hat, das ist vom Allerfeinsten.
Brasilien war der perfekte Schlusspunkt einer unglaublichen Saison: Ich kommentiere für RTL nun seit dreizehn Jahren Rennen, aber so etwas habe ich noch nie erlebt!