Formel 1: Ralf Schumacher outet sich

Jean Behra: Vom künstlichen Ohr und Fausthieben

Kolumne von Peter Nygaard
Jean Behra (rechts)

Jean Behra (rechts)

Die skurrilsten Momente der Formel-1-Historie. Heute: Wie man bei Ferrari kündigt und Zimmermädchen erschreckt.

Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.

Reims (Frankreich), 5. Juli 1959

Der Franzose Jean Behra war nicht als Mann bekannt, der Kompromisse einging – weder auf noch neben der Strecke.

Bei einem Unfall im Rahmen der Tourist Trophy hatte er sein Ohr verloren. Ärzte passten ihm daraufhin ein künstliches an, das er zum Schlafen jeweils neben sein Bett legte. Zum Frühstück ging er schon mal oben ohne. Nicht jedes Zimmermädchen fand es erbaulich, beim Aufräumen ein Ohr zu finden. Auch bei Partys war es immer ein sicherer Brüller, kurz mal das Ohr abzunehmen.

Behra, der sich schon als Motorrad-Rennfahrer ausgezeichnet hatte, galt als Materialschinder und Hitzkopf. Beides kostete ihn anfangs Juli 1959 den Posten bei Ferrari.

Der WM-Vierte von 1956 (damals mit Maserati) hatte den Start zum Frankreich-GP ordentlich verpatzt. Bei seiner Aufholjagd ging er mit seinem Ferrari noch härter um als üblich. Mitte des Rennens lag er bereits auf Rang 3, angestachelt vom Ärger über den Fehler nach dem Start und von den einheimischen Zuschauern. In Runde 28 fuhr er Rundenrekord. In Runde 31 verkündete blauer Rauch, dass er seinem Motor zu viel zugemutet hatte – Kolbenschaden.

An der Box ging es im gleichen Tempo weiter: Team-Manager Romolo Tavoni warf seinem Fahrer vor, sein Auto geschlachtet zu haben. Der Fahrer warf Tavoni vor, schlechteres Material als seine Ferrari-Stallgefährten Phil Hill und Tony Brooks zu bekommen. Der Streit endete mit einem Schwinger Behras, seine Frau musste ihn davonzerren, bevor dem armen Tavoni Schlimmeres wiederfuhr.

Als der Team-Manager wieder halbwegs bei Sinnen war, feuerte er Behra fristlos.

Der heissblütige Jean hatte keine vier Wochen mehr zu leben: Mit einem privaten Porsche kam er am 1. August auf der Avus ums Leben.
An den Mann mit dem künstlichen Ohr erinnert heute in seiner Heimatstadt Nizza der «Boulevard Jean Behra».

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