Ross Brawn: «Wir sind mit der Arbeit zufrieden»
Die Mercedes-Steuermänner Brawn und Wolff
Der Mercedes AMG F1 W04 – im Volksmund: der neue Silberpfeil.
Die Erwartungen sind hoch. Rang 5 im Konstrukteurs-Pokal 2012, um ein Haar von Sauber und Force India überflügelt, das kann nicht der Anspruch eines Premium-Herstellers sein. Das weiss keiner besser als Teamchef Ross Brawn (58).
Ross holt ein wenig aus, was die Probleme mit dem letztjährigen Wagen betraf und wasd damit direkte Auswirkungen auf das neue Auto hatte.
«Grundsätzlich wussten wir, dass die aerodynamische Leistungsfähigkeit des Wagens besser werden muss. Das bedeutet: höhere aerodyamische Effizienz, also wie sich der Renner unter jeder Fahrbedingung verhält, und Erzeugung von mehr Abtrieb.»
«Der nächste Punkt: Wir haben es 2012 nicht gut geschafft, eine Harmonie mit den Reifen zu erzeugen. Das mussten wir gründlich anschauen.»
«Wir haben auch sehr viel gelernt, was die knifflige Aufgabe angeht, den Auspuff ideal ins Fahrzeug-Konzept einzubauen.»
«Andere Aufgabenbereich, wo wir zulegen wollten – Schwerpunkt des Wagens, Steifheit des Chassis, Nutzbarkeit der Aufhängung.»
«Der Kern jedoch ist die Aerodynamik, und da hat die Umstellung auf 60%-Windkanalmodelle unheimlich geholfen. Das Gleiche gilt für die Umstrukturierung der Aero-Gruppe unter Mike Elliott, von der ich mir sehr viel erwarte.»
Dennoch wirkt der neue Mercedes eher konservativ. Doch da geht bei Ross Brawn die Braue hoch.
«Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, und wir sind mit den Fortschritten sehr zufrieden. Man darf nicht zu viel darauf geben, was man derzeit am Wagen sieht. Wir werden in wenigen Tagen einen anderen Frontflügel am Auto haben, weitere Teile folgen im Laufe der kommenden Wochen. Und Vieles, wovon wir uns eine Menge versprechen, ist vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich.»
Oder ist dieser ehere nüchterne Ansatz vielleicht gar eine Reaktion auf einige etwas abenteuerliche Lösungen der früheren Silberpfeile, welche eben nicht funktioniert haben?
«Wenn, dann war das keine bewusste Reaktion», erwiedert Ross Brawn. «Nochmals – wir haben einen guten Schritt vorwärts gemacht, wir wissen das. Wo uns das hinbringt, werden wir aber erst in Australien wissen.»
Wird am Mercedes ein passives DRS zum Einsatz kommen? (Ein komplexes Luftsammel-System, das den Fahrtwind so auf den Flügel leitet, dass es an den Blättern zu gewollten Strömungsabrissen kommt. Das erhöht die Windschlüpfigkeit bei flach gestelltem Flügel-Element und damit den Speed. M.B.)
Brawn hält sich bedeckt: «Es ist wirklich schwierig, das passive DRS zum Arbeiten zu bringen. Ich könnte nicht behaupten, dass wir hier schon den Stein der Weisen gefunden haben, aber wir arbeiten weiter daran.»