Taki Inoue, Schrecken der Safety-Cars
Links Ragnottis Renault, in der Mitte Inoue, rechts der Abschleppwagen
Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.
Monte Carlo (Monaco), 27. Mai 1995
In Sekundenbruchteilen wurde aus einer schlechten Saison eine ganz üble: Der Japaner Taki Inoue hatte im freien Samstagtraining zum Monaco-Grand-Prix sein Auto nach einem tüchtigen Leitschienen-Touchierer ausrollen lassen müssen. Sein Footwork (zuvor Arrows) machte seinem Namen alle Ehre – Fusswerk war eigentlich angesagt.
Aber Inoue wartete das Ende des Trainings ab, dann setzte er sich wieder ans Lenkrad (jawohl, unangeschnallt), um sich von einem Abschleppwagen an die Box zurückzurren zu lassen.
Auftritt Jean Ragnotti – seines Zeichnes begnadeter Quertreiber.
Nach Abschluss des Trainings wollte es der knorrige Franzose mit seinem Renault Maxi Clio, der als Safety-Car diente, mal so richtig krachen lassen. Leider nahm er das dann etwas wörtlich.
Mit dem damaligen FIA-Mediendelegierten Francesco Longanesi als Co-Piloten hagelte Ragnotti ins Heck des schutzlosen Footwork von Inoue, die Wucht des Aufpralls war so gross, dass es den Formel-1-Renner überschlug. So etwas hatte auch die Besatzung des Abschleppwagens noch nicht erlebt.
Inoue später: «Ich hörte nur das Kreischen von Bremsen und Reifen, dann spürte ich einen Schlag, der nicht von dieser Welt war.»
Zum Glück hatte Taki wenigstens den Helm aufgestülpt. Halb bewusstlos wurde er aus dem Wagen gezogen und ins Krankenhaus gebracht, die Teilnahme am restlichen GP-Wochenende war natürlich dahin.
An der Box zog Footwork-Teamchef Jackie Oliver Bilanz: «Motor, Aufhängung, Getriebe, alles hin.»
Gut drei Monate nach dem Schreck von Monaco parkte Inoue seinen Footwork auf dem Hungaroring neben der Bahn, wegen Motorschadens. Bei einem Streckenposten erkundigte er sich höflich nach einem Feuerlöscher, zwecks Behebung eines kleinen Heckbrands. Worauf ein daherschiessendes Sicherheits-Fahrzeug (ausgerechnet!) den armen Taki auf die Motorhaube schaufelte.
Dieses Mal kam Taki immerhin nur mit Prellungen davon statt noch mit einer zusätzlichen Hirnerschütterung.
Fazit des Japaners: «Ich dachte immer, die Formel 1 sei gefährlich. Ich persönlich halte die Safety-Cars für weitaus gefährlicher.»
PS: Ende 1999 sagte Inoue dem Motorsport adieu und gründete eine Firma für Fahrer-Management. In Formel-1-Kreisen ist er heute berühmter denn je – seine augenzwinkernden Tweets sind etwas vom Besten, was der Nachrichten-Kurzdienst zu bieten hat (mehr dazu auf: https://twitter.com/takiinoue).