Ricciardo und Vergne: So talentiert wie Vettel?
Pokalsammler Christian Horner
Die Scuderia Toro Rosso ist nicht einfach nur ein Formel-1-Rennstall. Das Team soll Brutstätte für potenzielle GP-Sieger im Dienste von Red Bull Racing sein.
Natürlich kommt nicht jedes Jahr ein Sebastian Vettel daher, der für die Scuderia im Regen-GP von Monza 2008 sensationell zum Sieg fuhr. Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko und Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hatten gute Gründe, Ende 2011 die beiden Jungbullen Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari aus dem Cockpit zu nehmen. «Sie boten einfach zu wenig Entwicklungspotenzial», lautete das gnadenlose Urteil.
Wer das für die Karriere des Westschweizers und des Katalanen brutal findet, dem sei gesagt: Welcher Formel-1-Rennstall bietet sonst einem Piloten gut drei Jahre Entwicklungszeit?
Nun sitzen Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne in den Toro-Rosso-Rennern. 2013 müssen sie beweisen, dass sie potenzielle GP-Sieger sind. Falls das passiert und Mark Webber Ende 2013 Red Bull Racing verlassen sollte, stünden sie in der Pole-Position für den Platz neben Sebastian Vettel.
Das ist viel Druck.
Aber Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner sagt: «Die ganze Formel 1 besteht aus Druck. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, muss man die eben zu nutzen wissen. Sebastian konnte das. Wenn ein Fahrer schon bei Toro Rosso mit dem Druck nicht umgehen kann, wie soll das dann bei Red Bull Racing gehen?»
Wie gut kann Horner die Jung-Bullen einschätzen? Christian bei den Kollegen von «Autosport»: «Die beiden sitzen bei uns im Simulator. Und sie haben sich bei den Nachwuchsfahrer-Tests extrem gut aus der Affäre gezogen. Ihr Talent ist unbestritten. Wir glauben, dass beide 2013 einen grossen Schritt nach vorne machen können.»
Das muss jedoch nicht unbedingt die Beförderung bedeuten.
Christian Horner präzisiert: «Eines unserer Ziele besteht darin, die bestmögliche Fahrerpaarung zu haben. Die haben wir derzeit. Sollte sich jedoch eine Veränderung abzeichnen, möchten wir die Möglichkeit haben, auf junge Talent zugreifen zu können.»
Über Ricciardo und Vergne sagt der Engländer im Einzelnen: «Daniel hat 2012 die bessere Saison gezeigt, er war konstanter als Jean-Eric. Vergne war in den Rennen stark, aber im Training wollte er zu viel. Ich glaube, sie haben beide ihre Lehrzeit hinter sich. Ich bin selber gespannt darauf, wer bei diesem Duell die Nase vorn haben wird.»