Macht Korea Platz für Thailand?
Gibt Südkorea 2013 seine Abschiedsvorstellung?
Abgesehen von den, durch das Kriegsgeschrei des nordkoreanischen Dikatator Kim Jong Un hervorgerufenen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel, scheint die Liebesaffäre zwischen Korea und der Formel 1 vorbei zu sein.
Das Rennen, das 2010 seine Premiere feierte, sollte eigentlich einen Siebenjahresvertrag haben, mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Somit sollte der Grand Prix also bis mindestens 2022 stattfinden. Leider lief aber von Anfang an einiges schief. Bürokratische Hürden führten zu einer Verzögerung des Baus in Yeongam und als der F1-Zirkus ankam, war die Strecke gerade mal so eben fertig.
Dieser von-der-Hand-in-den-Mund-Start führte zu immensen zusätzlichen Ausgaben, und nur wenige Monate nach dem ersten Rennen wurde Yung Cho Chung, oder "Joe Chung", wie er in Formel-1-Kreisen heißt, von den anderen Gesellschaftern des Veranstalters Korea Auto Valley Operation (KAVO) abgelöst.
Chung stand Bernie Ecclestone nahe und war die treibende Kraft hinter dem ehrgeizigen Projekt. Sobald er weg war, war die enge Verbindung Vergangenheit. Korea war nur irgendein Grand Prix. Chungs Nachfolger wurde Dr. Won Hwa Park, ein Juraprofessor und ehemaliger Diplomat. Das zweite Rennen 2011 verzeichnete wieder ein erhebliches finanzielles Defizit und KAVO wurde anschließend aufgelöst.
Das Problem war, dass die Provinz Süd-Jeolla, einer der sieben Anteilseigner von KAVO, der Formula One Group eine finanzielle Garantie gegeben hatte, dass die Gebühren für die gesamten sieben Jahre bezahlt würden. Das bedeutete, dass die Regierung verpflichtet war, in diesen sieben Jahren etwa 400 Millionen Dollar auszugeben, setzt man die jährlichen Gebühren mit etwa 50 Millionen pro Jahr an.
Dr. Parks versuchte als erstes, den Vertrag neu zu verhandeln, um die Gebühren zu verringern, aber auch die waren im Endeffekt mehr als die Region willens war zu bezahlen. Eine Einigung für die letzten beiden Jahre war vonnöten. Der Originalvertrag verlangte eine Gesamtzahlung von 140 Millionen für die Jahre 4 und 5. Das Rennen nicht zu veranstalten war, aufgrund der Verluste, plötzlich billiger als es auszutragen.
Es besteht kaum Zweifel, dass die jährlichen Einkünfte der Formula One Group 2013 weiter ansteigen und es wird auch nichts verloren gehen, da andere Veranstalter bereit sind, einzuspringen und die Kosten, die auf 60 Millionen plus einer 10%-Steigerung pro Jahr angestiegen sind, zu decken. Somit sind neue Formel-1-Rennen nun außer Reichweite von Veranstaltern ohne Rückendeckung durch die Regierung, auch wenn die meisten offenbar öffentlich-private Unternehmen sind.
Der Grand Prix von Korea wird als krönendes Beispiel dienen, wie man ein Formel-1-Rennen NICHT veranstaltet, auch wenn man sagen muss, dass Glück eine große Rolle spielte, da die weltweite Wirtschaftskrise 2009 begann und die Pläne für eine Neugestaltung der Küstenregion in dieser Gegend, die der Grand-Prix-Kurs unterstützen sollte, zunichte machte. Ohne dieses Projekt hatte das Rennen keine Daseinsberechtigung und es wurde schnell klar, dass es Zeitverschwendung war.
Schlimmer noch, das Rennen sorgte sogar für negative Publicity für die Region, da es in Mokpo nicht genügend Unterkünfte gab. Das hatte zur Folge, dass der F1-Zirkus zum großen Teil in «Liebes-Motels», die im Grunde Bordells waren, nächtigte. Die Formel-1-Prominenz kam nicht mehr oder suchte sich Hotels in der mehr als eine Stunde entfernten Stadt Gwangju.
Koreas Versagen hat die Tür für ein weiteres, ehrgeiziges Projekt geöffnet. Für 2014 oder 1015 ist ein Nachtrennen in den Straßen von Bangkok in Thailand geplant. Sollte das realisiert werden, werden die Formel-1-Autos in der Innenstadt fahren und am berühmten Grand Palace und anderen Sehenswürdigkeiten vorbei kommen.
Thailand erholt sich noch von den Auswirkungen des Staatsstreichs 2006 und von der folgenden weltweiten Wirtschaftskrise, was zu Reisehinweisen in mehr 40 Ländern führte. Eine neue Regierung brachte 2011 Stabilität, auch wenn die Wirtschaft durch die Flut in diesem Jahr schwer beeinträchtigt wurde.
Laut offizieller Zahlen ist der Tourismus von 10 Millionen 2003 auf 14,6 Millionen 2006 gewachsen und stieg 2010 sprunghaft an, als die Regierung von 16 Millionen Reisenden berichtete. 2011 sprach die Tourismusbehörde in Thailand von 19 Millionen Besuchern und das Ziel in diesem Jahr sind 22 Millionen. Die thailändische Regierung hat den Einfluss, den die Formel 1 auf den Tourismus hat, in Singapur gesehen und will einen ähnlichen Effekt erzielen. Angeblich bietet die Regierung an, 60 Prozent der Kosten der Veranstaltung zu übernehmen, der Rest soll von privaten Investoren getragen werden.
Hilfreich ist hierbei, dass Thailand die Heimat der Familie Yoovidhya ist, die 50 Prozent des Red-Bull-Imperiums besitzt und angeblich über ein Vermögen von mehr als 40 Millionen Dollar verfügt. Hilfreich ist auch, dass das Familienoberhaupt, Chalerm Yoovidhya, ebenfalls Miteigentümer von Caballino Motors, dem thailändischen Ferrari-Importeur, ist, einer gemeinsamen Gesellschaft mit der Familie Bhirombhakdi, den Besitzern von Singha Bier, das seit einigen Jahren Sponsor von Red Bull Racing ist.
Einen Mangel an Begeisterung für die Formel 1 gibt es in Thailand daher nicht und als Mark Webber im Dezember 2010 mit einem Formel-1-Auto durch Bangkok fuhr, säumten mehr als 100.000 Menschen die Straßen. Dieses Spektakel gab es kostenlos, aber es besteht auch kaum Zweifel, dass sich Tickets für ein Straßenrennen verkaufen werden.
Das Ziel des Rennens wäre durch die Auswirkung auf die Wirtschaft und die Hoffnungen auf einen langfristigen Anstieg der Touristenzahlen zum großen Teil finanzieller Natur. Es hat keine Bedeutung, dass die meisten Touristen in Thailand, mit je etwa 2,5 Millionen, momentan aus China und Malaysia kommen. Danach folgt Japan (1,3 Millionen), Russland (1,3 Millionen), Südkorea (1,2 Millionen) und Indien (1 Million). Thailand will mehr Besucher aus Europa, die viel Geld ausgeben. Bisher hat Thailand aus keinem europäischen Land mehr als 1 Million Touristen pro Jahr.
Vertreter des Projekts statteten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone kürzlich einen Besuch in London ab und er schien Interesse zu haben. Alles ist besser als ein Rennen in Korea und die Idee eines zweiten Nachtrennens in Asien ist sehr verlockend. Singapur ist ein Riesenerfolg. Verfechter des Projekts ist die thailändische Sports Authority, die mit der Bangkok Metropolitan Administration und der Royal Automobile Association of Thailand zusammen arbeitet.
Die britische Firma Apex Circuit hat bereits einen Plan für die Strecke, die quer durch die Innenstadt geht, inklusive der Ratchadamnoen Avenue. Die Route wird auch den Wat Suthat
Temple, die Giant Swing und den Grand Palace beinhalten, ein Teil der Strecke soll am Chao Phraya River entlang führen. Das Fahrerlager und die Haupttribüne werden im Sanam Luang Park neben dem Grand Palace sein. Die Sports Authority of Thailand ist ein öffentliches Unternehmen, das vom Ministry of Tourism and Sports kontrolliert wird. Vorsitzender ist Kanokphand Chulakasem. Es sagt, dass das Projekt der Regierung vorgelegt wird und sobald eine Entscheidung getroffen ist, wird es an Bernie Ecclestone weiter geleitet.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass Thailand wieder nur ein asiatisches Lang sei, in dem es keine Motorsportgeschichte gäbe, das ist aber nicht wahr. Prince Birabongse Bhanutej Bhanubandh,
der Enkel von König Mongkut, der Siam im späten 19. Jahrhundert gegenüber dem Westen öffnete, war in den 1930er Jahren ein erfolgreicher Rennfahrer in Europa. Mit 13 Jahren kam Prince Bira nach Eton und beschloss, auch nach der Revolution in Siam 1932 dort zu bleiben.
Er begann, bei White Mouse Racing seines Cousins Prince Chula Chakrabongse zu fahren. Vor dem Krieg wurde er zu so etwas wie einem Star in Europa und plante sogar ein Autorennen auf einem Straßenkurs in Bangkok im Dezember 1939, bei dem einige der großen Namen aus dem europäischen Rennsport am Start sein sollten. Wäre das zustande gekommen, wer weiß, wie es sich weiterentwickelt hätte? In jenem Jahr änderte Siam seinen Namen in Thailand, der Plan für einen Grand Prix wurde bei Kriegsausburch in Europa im August 1939 aber verworfen.