Ist die Formel 1 zu künstlich geworden?
Martin Whitmarsh mit USA-GP-Sieger Lewis Hamilton
Der moderne Grand-Prix-Sport gibt viel zu reden. Auch deshalb, weil für manchen Puristen die Grenze zwischen Sport und Show übertreten worden ist. Reifen, die gewollt vorzeitig abbauen; verstellbarer Heckflügel, um leichter überholen zu können – das geht manchem GP-Fan einfach zu weit.
Wer jedoch diese beiden Faktoren kritisiert, vergisst eines: Bei zahlreichen Umfragen unter Formel-1-Anhängern ist immer wieder gefordert worden, dass man mehr Überholmanöver sehen wolle. Genau das haben der Formel-1-Alleinausrüster Pirelli und der Autoverband FIA umgesetzt.
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gibt auch zu bedenken: «Allein Leuten Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann – das gilt auch für unseren Sport. Natürlich soll die Formel 1 weiter die Krone des Motorsports sein, und da gilt es ein gewisses Element der Reinheit zu bewahren. Aber wir müssen uns auch im Klaren darüber sein: Wenn die Rennen zu eintönig sind, und ich darf erinnern, dass wir das durchaus hatten, dann machen die Menschen am Sonntag etwas Gescheiteres, als Formel-1-Rennen zu gucken. Und wenn das passiert, sind wir alle geliefert», sagt der Engländer bei den Kollegen von «Autosport».
«Womöglich war ich vor einigen Jahren einer der grössten Gegner eines Eingriffs wie dem verstellbaren Heckflügel. Aber diese Vorrichtung ist für den Sport gut. Ja, es ist künstlich. Aber es macht unsere Show spektakulärer, zudem eröffnet der Flügel mehr strategische Möglichkeiten.»
«Ich schätze, wir müssen die Balance bewahren: Auf der einen Seite muss der Sport attraktiv bleiben. Und dabei spielt es eine elementare Rolle, was die Fans sagen. Und auf der anderen Seite dürfen wir nicht zum rennsportlichen Profi-Ringen werden. Der beste Fahrer im besten Auto soll im Idealfall ein Rennen und später den WM-Titel holen. So lange das sichergestellt ist, habe ich mit so genannt künstlichen Eingriffen kein Problem.»