Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1: Fortschritt am Rande des Abgrunds

Von Mathias Brunner
Ungefähr so vernünftig wird in der Formel 1 mit Geld umgegangen

Ungefähr so vernünftig wird in der Formel 1 mit Geld umgegangen

Unser Lieblings-Sport steht an einem kritischen Punkt. Aber es wird so getan, als wäre alles in bester Ordnung.

Die Formel-1-Teams liegen sich in den Haaren. Das ist an sich nichts Neues. Aber mir widerstrebt, worum gestritten wird.

Das muss man sich mal vorstellen: Da weiss die Hälfte der Rennställe nicht, wie sie die kommende Saison finanzieren sollen. Aber gleichzeitig wird darüber gestritten, auf welche Weise man 2014 testen gehen soll.

Das kommt mir vor, als würde man bei einem akut einsturzgefährdeten Haus darüber diskutieren, ob die neue Eingangstür nun aus Mahagoni oder Teak bestehen soll.

Noch immer wähnen sich offenbar einige Teamchefs in den fetten Jahren, aber die sind leider vorbei. Wo bitte sind denn die tollen neuen Sponsoren, die uns seit Jahren versprochen werden? Wieso sind die Zuschauerzahlen auf vielen Rennstrecken rückläufig, obschon die Rennen seit Jahren anhaltend spektakulär sind? Warum kämpfen Organisatoren in Spanien und Deutschland uns Überleben, obwohl mit Fahrern wie Alonso und Vettel Zugpferde vorhanden sind?

Es gäbe tausend weitere Feuer zu löschen, aber man verliert sich in Details.

Wirklich sinnvoll Geld sparen, den Sport zuschauerfreundlicher machen, sich den neuen Medien und Netzwerken öffnen, in Sachen Merchandising endlich in der Gegenwart ankommen, das sind Probleme.

Statt dessen werden Schwierigkeiten unter den Teppich gekehrt: Auf den Rennwagen stehen teilweise Logos von Firmen, die nur schleppend oder überhaupt nicht zahlen. Im Grunde müsste ein Team solche Kleber unverzüglich vom Auto reissen. Tun sie aber nicht, weil sie nicht mit nacktem Wagen herumfahren wollen und weil sie noch immer darauf hoffen, dass vielleicht irgendwann Geld hereinkommt. Es herrscht eine Zahlungsmoral, für welche sich jeder Bürger wie Sie und ich schämen würden.

Die Formel 1 befindet sich gleichzeitig im rechtlich-sportlichen Vakuum: Das so genannte Concorde-Abkommen – die Formel-1-Verfassung – ist nach wie vor nicht unterzeichnet. Dieses streng geheime Dokument regelt die wirtschaftlichen und sportlichen Zusammenhänge im Dreieck FIA (Autoverband), CVC (Rechtehalter, repräsentiert durch Bernie Ecclestone) und Rennställe.

Ohne dieses Abkommen kann die FIA an Regeln einführen, was immer sie will. Denn der übliche Dienstweg von Regeln ist ausser Kraft gesetzt. Normalerweise wurden frische Regeln in Arbeitsgruppen diskutiert (Technical Working Group, Sporting Worting Group), dann von der Formel-1-Kommission angenommen und schliesslich dem FIA-Weltrat zum Abnicken vorgelegt.

Nun treffen sich die Vertreter von Teams, CVC und FIA noch immer, aber keiner weiss, wie die beschlossenen Regeln (zum Beispiel das Strafpunkte-System für die Fahrer) umgesetzt werden soll. Das Gleiche gilt für die Testfahrten.

Ende Juni tagt der nächste FIA-Weltrat. Niemand kann heute sagen, was dabei beschlossen wird. Sicher ist nur, dass sich Viele aufregen werden. Jammern ist einfacher als die Arme hochkrempeln und etwas zu ändern.

Die Teams wollen für mögliche Wintertests in Arabien billige Flugtickets ergattern. Oder sich am liebsten gleich von Bahrain oder Abu Dhabi einladen lassen. Gleichzeitig wissen sie nicht, wie sie die atemraubende kostspieligen Turbo-Motoren 2014 finanzieren sollen. Bin ich wirklich der Einzige, der findet, dass hier die Prioritäten falsch gesetzt sind?

Bernie Ecclestone hätte möglicherweise auch dringlichere Probleme, als in Spanien das Renault-Motorhome nicht ins Fahrerlager zu lassen. (Die Franzosen wissen bis jetzt nicht, wieso.)

Und FIA-Chef Jean Todt tut, was er seit seiner Einführung als Präsident meistens getan hat – er ist in eigener Sache unterwegs, Formel-1-Probleme werden totgeschwiegen.

Die Formel 1 steht am Abgrund, und Einige sind dafür, dass man nun einen forschen Schritt vorwärts macht.

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