Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Kanada-GP: Alonso Schnellster im 2. Training

Von Petra Wiesmayer
Fernando Alonso lässt die Konkurrenz hinter sich

Fernando Alonso lässt die Konkurrenz hinter sich

Fernando Alonso dreht beim 2. Training in Montreal die schnellste Runde. Sebastian Vettel hat noch Luft noch oben und muss am Samstag noch eine Schippe drauflegen.

Nach der Regenlotterie im ersten freien Training am Vormittag hat sich das Wetter bis zum Nachmittag etwas beruhigt, bei nur 17 Grad Außen- und 19 Grad Streckentemperatur ist von Sommer aber immer noch keine Spur. Trotzdem ist die Strecke komplett trocken und die Fahrer lassen sich auch nicht lange bitten. Schließlich müssen alle versuchen, so viel Zeit wie möglich gutzumachen, die sie am Vormittag durch den Regen verloren haben.

An der Spitze purzeln die Zeiten und die Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing wechseln sich bei der Bestzeit ab, aber auch die beiden Lotus und der Schnellste der ersten Trainings, Paul Di Resta, mischen wieder unter den Besten Zehn mit. Der allererste auf der Strecke ist jedoch eines von etwa 8.300 Murmeltieren, die rund um die Strecke leben, das unter eine Leitschiene huscht.

Bis auf Giedo van der Garde sind alle in der ersten halben Stunde mit den Experimentalreifen unterwegs, die am Vormittag durch die nasse Strecke erst in den letzten Minuten zum Einsatz kommen konnten. Nach 45 Minuten droht neuer Regen und die Piloten wechseln früh auf die Supersofts.

Eine Viertelstunde vor Schluss meldet Nico Hülkenberg dann auch über Funk: «Es regnet in Sektor eins.» Glücklicherweise hat Petrus dann aber doch ein Einsehen und es bleibt bis zum Schluss weitgehend trocken.

Alonso mit neuem Bügel

Schnellster ist am Ende Ferrari-Pilot Fernando Alonso, der, wie schon Felipe Massa am Vormittag, mit einem neuen Bügelflügel unterwegs ist. Außerdem testen Alonso und Massa auch einen neuen Frontflügel und nach Platz vier des Spaniers am Vormittag scheint das neue Aerodynamik-Teil seine Wirkung zu tun. «Im ersten Teil testeten wir die neuen Prototyp-Reifen, jetzt probieren wir einen neuen Frontflügel», erklärt Ferrari-Testfahrer Pedro de la Rosa. «Wir haben eine ganze Reihe Aerodynamik-Teile besonders für Kanada, die wir vor morgen noch ausprobieren wollen.»

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, am Vormittag magerer 16. ist am Nachmittag nur 12 Hundertstel langsamer als Alonso und setzt sich auf Rang 2. «Es fällt mir entlang der Piste auf, wie viel Speed Hamilton und Rosberg in den Kurven mitnehmen können, die Autos liegen beneidenswert gut», stellt Sky-Sports-Kommentator Martin Brundle fest. «Alonso hat zwar Bestzeit gefahren, aber sein Auto liegt nicht annähernd so gut.»

Nico Rosberg ist eine knappe halbe Sekunde langsamer als sein Teamkollege und landet auf Rang fünf. Im Gegensatz zu Hamilton scheint der Deutsche noch immer größere Probleme mit den Reifen zu haben. «Hinterreifen werden zu heiss, Vorderreifen sind zu kalt», funkt seine Box ihn an.

Grosjean wieder schneller als Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen muss sich schon zum zweiten Mal an einem Tag seinem Teamkollegen geschlagen geben. Romain Grosjean wird am Ende Dritter, Räikkönen nur 11. Er setzt zwar die erste Bestzeit des Nachmittags, am Ende lassen ihn dann jedoch die Bremsen im Stich und 10 Minuten vor Ende des Trainings steigt der Finne aus und beendet seinen Arbeitstag.

Erst auf Rang fünf folgt mit Mark Webber der erste Red Bull Racing. Der Australier musste in der Mittagspause bei den Rennkommissaren vorsprechen, da er nach dem Maldonado-Unfall unter Gelb zu wenig vom Gas gegangen war. Ob das Folgen für Webber haben wird, ist noch ungewiss, Sergio Pérez und Lewis Hamilton wurden nach einem derartigen Vergehen beim Grand Prix von Indien 2013 allerdings drei Ränge in der Startaufstellung zurück versetzt.

Die Positive Seite des Trainings ist für Webber jedoch, dass der RB9 in Montreal mit den Reifen weniger hart umzugehen scheint als befürchtet. «Die Reifen sehen gut aus. Damit können wir einen längeren Run fahren als gedacht», war aus der Box der Bullen nach dem ersten Longrun zu hören und auch Johnny Herbert meint: «Red Bull Racing macht im Dauerlauf einen sehr guten Eindruck, das beweisen auch die Reifen bei der Rückkehr in die Box. Der rechte Hinterreifen der Ferrari wirkt dagegen übermässig zerschlissen.» Sebastian Vettel ist auf Rang 11 eine knappe Zehntel langsamer als sein australischer Teamkollege und es steht zu bezweifeln, inwieweit der 25-Jährige überhaupt seine Karten aufgedeckt hat.

 Button mit Getriebeproblemen

Adrian Sutil schlägt mit Rang 8 den McLaren von Jenson Button um ein paar Hundertstel, der Brite hatte jedoch von Beginn an zu kämpfen. «Ich bekomme meine Reifen nicht auf Temperatur, vor allem vorne nicht», klagt er schon in der Anfangsphase. Der McLaren ist so hart abgestimmt wie kein anderes Auto und stampft auf Geraden stark. An der Aerodynamik muss in Woking offenbar noch gearbeitet werden. Später streikt auch noch das Getriebe des MP4-28.

«Wenn ich in den siebten Gang will, springt er in den Leerlauf», funkt der 33-Jährige. «Das ist ein Sensorenproblem des Getriebes», heißt es von der Box und fünf Minuten vor Trainingsende muss Button aufgeben und sein Auto in der Box abstellen. Kein Getriebeproblem, sondern eine defekte Benzinzufuhr beendet das Training von Adrian Sutils Teamkollegen Paul Di Resta eine knappe halbe Stunde früher als geplant.

Enttäuschung bei Sauber

Bei Sauber gibt es am Freitagnachmittag lange Gesichter. Nur Platz 17 und 18 für Esteban Gutiérrez und Nico Hülkenberg. Die beiden haben einen neuen Heckflügel im Einsatz, eine große Hilfe ist der aber nicht. «Es sieht so aus, als hätte ich Probleme mit den Reifen am Heck», meldet Gutiérrez schon früh im Training und Hülkenbergs C32 setzt immer noch zu stark auf und übersteuert. «Wir setzen auf wie verrückt, hart auf den Randsteinen. Irgend etwas funktionkiert hier nicht», beschwert sich der Deutsche.

Der Crash-Pilot des Vornmittags, Pastor Maldonado, ist mit einem reparierten Auto und einem neuen Sponsor unterwegs. «freecreditscore.com» prangt auf dem FW35, schneller macht es die beiden Piloten aber nicht. Am Ende ist Maldonado 14., Valtteri Bottas 16.

Jede Menge Ausrutscher

Wie üblich gibt es auch wieder jede Menge Verbremser und Dreher auf der Isle de Nôtre Dame. Den Anfang macht Sebastian Vettel, der die Botanik erkundet, kurz darauf verbremst sich Mark Webber in der Haarnadelkurve und wird vom Heck seines RB9 überholt. Der Australier kann aber ohne Kontakt mit der Streckenbegrenzung weiterfahren. Fernando Alonso kriegt an der «Wall of Champions» gerade noch die Kurve, bevor der Ferrari an der berühmten Mauer hängen bleibt.

Pastor Maldonado rodelt durch die Wiese, Adrian Sutil testet vor der «Wall of Champions» die Flugkünste seines Force India, als er über den Randstein rodelt und kurz abhebt. «Man kann sich nicht vorstellen, was man für Kopfschmerzen bekommt, wenn so etwas passiert», kommentiert Caterham-Ersatzfahrer Alexander Rossi bei BBC Radio 5 Sutils Flugeinlage. Kaum einer kommt ohne den einen oder anderen Fehler durch. Alle Missgeschicke gehen jedoch glimpflich ab und keiner schlägt irgendwo an, aber man sieht viele blockierende Räder. Bedingt der neue Pirelli vielleicht eine veränderte Bremsbalance?

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