FIA-Tribunal in Paris: Welches Urteil für Mercedes?
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Dieter Weber aus Düsseldorf wissen: «Am 20. Juni müssen sich Mercedes-Benz und Pirelli dem FIA-Tribunal stellen. Welche Strafen kann das Gericht wegen des Reifentest-Skandals verhängen?»
Generell gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Mercedes-Rennchef Toto Wolff und Teamchef Ross Brawn sind davon überzeugt – sie werden das Gericht davon überzeugen, dass ihre Testfahrten mit Pirelli nicht dem Reglement widersprachen.
Sollte das FIA-Tribunal dennoch befinden, dass hier ein unerlaubter Verstoss gegen das Testverbot innerhalb der Saison vorliegt, dann wird es kompliziert. Mit einer Strafe gegen Pirelli rechnet keiner – die Italiener haben im Abkommen mit dem Autoverband FIA, mit Formel-1-Rechtehalter Bernie Ecclestone sowie mit den Team die Klausel verankert, dass sie 1000 Kilometer pro Jahr testen dürfen. Die FIA dürfte eher die Art und Weise tadeln, wie der Test zustande gekommen ist.
Anders liegt der Fall bei Mercedes. Befindet das FIA-Tribunal, Mercedes habe sich etwas zuschulden kommen lassen, begibt sich das Gericht auf dünnes Eis: Ohne Präzedensfall – was wäre eine angemessene Strafe?
Die härteste aller Strafen wäre, Mercedes von der Weltmeisterschaft auszuschliessen. Aber selbst die scharfzüngigsten Kritiker von Mercedes fänden das zu unerbittlich. Wahrscheinlicher sind Punkt-Abzug oder Geldstrafen: Beides schmerzt gleichermassen – denn weniger Punkte, dadurch vielleicht gar ein schlechterer Platz in der Konstrukteurs-Wertung, das hätte direkte Auswirkungen auf den Anteil am Preisgeldkuchen. Wenn aber Punkt-Abzug, dann wie viele? Wenn eine Geldstrafe, dann wie hoch? Wir erinnern uns: 2007 erhielt McLaren für die Spionage-Affäre um gestohlene Ferrari-Daten eine Busse in Höhe von 100 Mio Dollar, darüber hinaus wurde das Team aus dem Markenpokal geworfen.
Die Richter stehen morgen vor einer schwierigen Aufgabe.