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FIA-Gericht, Mercedes, Pirelli: So geht es nun weiter

Von Mathias Brunner
Nach stundenlanger Anhörung durch das Internationale Tribunal des Autoverbands FIA: Zu welchem Urteil werden die Richter heute Nacht gelangen?

Im Grunde haben auch die langen, teilweise etwas ausschweifenden Ausführungen von Anwälten und Test-Beteiligten nichts geändert. Die Kernfrage ist geblieben: Ist der Pirelli-Test von Mercedes-Benz in Barcelona rechtswidrig? Und falls ja: welche Strafe ist dafür angemessen?

Einen gemütlichen Abend in Paris werden sie nicht verbringen: Edwin Glasgow, als Präsident des Tribunals, Laurent Anselmi (Monaco), Chris Harris (USA), Patrick Raedersdorf (Schweiz) sowie Tony Scott-Andrews (Grossbritannien) brüten über den Erkenntnissen der heutigen Aussagen.

Sie müssen abschätzen, welcher Art die Antwort von FIA-Starter Charlie Whiting an Pirelli und Mercedes war: Eine Erlaubnis zum Test? Oder nur eine Klarstellung? Eine Meinung womöglich nur?

Die Richter müssten gegeneinander abwägen, welche Abkommen hier gewichtiger sind: Jenes von Pirelli mit der FIA, das Tests erlaubt, oder der von allen Teams akzeptierte Passus im Sportreglement, wonach Testfahrten innerhalb der Saison verboten sind?

Bei der Entscheidungsfindung wird eine Rolle spielen, ob sich Mercedes durch den Test einen Vorteil erschlichen hat. Für FIA-Ankläger Mark Howard ist das glasklar. Bei einen oder anderen Richter vielleicht nicht.

Oder war das Team für Pirelli wirklich nur Mittel zum Zweck?

Ist das Internationale Tribunal tatsächlich so unabhängig, wie FIA-Präsident Jean Todt sagt, dann steht auch die Formulierung des Regelwerks am Pranger: Die Anwälte von Mercedes und Pirelli haben klar gemacht, dass die Formulierung des einen oder anderen Gesetzes zu wünschen übrig lässt.

Die lange Nacht an der Place de la Concorde

Und so geht es in der langen Nacht am Place de la Concorde weiter: Eine einfache Mehrheit wird über schuldig oder nicht schuldig befinden, also 5:0 Stimmen, 4:1 oder 3:2.

Befindet das Gremium, dass ein Regelverstoss vorliegt, kann es im Rahmen von Art. 153 des «International Sporting Code» strafen. Die Möglichkeiten des Tribunals bestehen dabei aus: Verwarnung, Geldstrafe, Punkt-Abzug in der laufenden WM, Ausschluss von der Weltmeisterschaft.

Beinahe schon als Schuld-Eingestängnis wirkte zum Schluss der Anhörung der Vorschlag von Mercedes-Anwalt Paul Harris: Im Falle einer Strafe wäre der Ausschluss vom Nachwuchsfahrer-Test im kommenden Juli eine angemessene Bestrafung, denn, so Harris, dort lerne man als Rennstall erheblich mehr als beim Reifentest.

Die gegnerischen Rennställe Ferrari und Red Bull Racing (sie hatten beim Autoverband FIA Mercedes angezeigt) würden das wohl eher als unverständlich milden Klapps aufs Handgelenk verstehen, nicht als ausgewachsene Bestrafung.

Mercedes und Pirelli könnten ein etwaiges Urteil (das am Freitag verkündet werden soll) vor dem Internationalen Appellations-Gericht der FIA anfechten. Gemäss Statuten kann auch der FIA-Präsident, also Jean Todt, gegen das Urteil Rekurs einlegen.

Es war ein langer, anstrengender Tag in Paris für alle Beteiligten und für die fünf Richter ist er noch nicht vorbei. Zu beneiden sind sie nicht. Denn egal, was sie entscheiden – das Wehklagen wird laut sein.

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