So knapp entging die Formel 1 einer Katastrophe
Der europäische Frühling war keiner – zu nass und zu kalt. Vor diesem Hintergrund war die Annahme plausibel, dass wir auch beim Silverstone-GP nasses Wetter haben würden. Weit davon entfernt waren wir nicht: im Freitagtraining regnete es. Spinnen wir diesen Faden weiter: hätte es tatsächlich einen Regen-GP gegeben in England, dann wäre es zu keinen Reifenplatzern gekommen, weil die Belastung im Regen eine ganz andere ist. Wir wären weiter zum Nürburgring gezogen, wo die Reifen ebenfalls weniger extrem belastet werden als in England, das Gleiche gilt für den Hungaroring. Anders gesagt: Reifen mit Stahlverstärkung in den Schultern, mit extremen Sturzwerten, mit Reifendruck an der Grenze des Empfohlenen, möglicherweise (von Pirelli erlaubt) falsch herum montiert – diese verhängnisvolle Kombination wäre erst auf dem Highspeed-Kurs von Spa-Francorchamps voll belastet worden. Die Platzer von Silverstone waren schon furchterregend genug, nicht auszudenken, was auf der Berg- und Talbahn von Belgien hätte passieren können.
Nagelprobe erst in Monza?
Nun aber wissen wir: Reifenplatzer-Orgie in England, schnelle Reaktionen des Autoverbands FIA und von Reifenhersteller Pirelli, neue Hinterreifen in Deutschland, neue Reifen rundum in Ungarn. Damit sollten wir auch auf den Hochgeschwindigkeitskursen sicher sein. Selbst wenn Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost im Rahmen des Nürburgring-GP warnte: «Die wahre Probe für Pirelli wird die Highspeed-Bahn von Monza sein. Wenn in Monza am Ende der Geraden bei 340 Sachen ein Reifen platzt, und wenn ich gleichzeitig an die verhältnismässig kleinen Auslaufzonen denke, dann kann dort ein Riesen-Unglück passieren.»
So weit sollte es nicht kommen: Die heute zu Ende gehenden Testfahrten von Silverstone geben gemäss Pirelli keinen Grund zur Besorgnis.
Lob von Felipe Massa
Nach lobenden Worten von Pastor Maldonado und Paul Di Resta sagt heute Ferrari-Star Felipe Massa: «Die Reifen fühlen sich mehr oder weniger wie jene an, die wir auf dem Nürburgring hatten. Der Reifen verhält sich mit der Kevlar- statt Stahlschulter beständiger. Die Konstanz der Rundenzeiten ist erheblich höher als während des Silverstone-GP. Der Reifen arbeitet generell bei niedrigeren Temperaturen. Auf einer ersten schnellen Runde ist das Fahrgefühl ziemlich gleich, dann aber fällt der Reifen nicht so markant ab wie zuvor. Wir haben hier keine Zwischenfälle gehabt, und das ist ein gutes Zeichen.»