Mercedes: Der Sound des neuen Turbomotors
Der neue Mercedes-Motor
Es wird gewöhnungsbedürftig. Der neue V6-Motor hat mit den aktuellen Aggregaten in der Formel 1 nicht mehr allzu viel gemein. Mercedes-Motorenchef Andy Cowell gibt aber zu bedenken, dass der Sound anders sein wird, wenn die Autos auf einer echten Strecke fahren und nicht nur auf dem Prüfstand eine Runde in Monza simuliert wird.
«Auf dem Prüfstand aufzunehmen ist eine Herausforderung, da man die Abgase sicher aus der Fabrik hinausleiten muss, in der der Prüfstand steht. Da kommt eine Menge Technologie zur Anwendung um sicherzugehen, dass die Auspuffgase extrahiert und gefiltert werden und das nimmt immer etwas Geräusch weg», erklärt Cowell. «Außerdem findet der Test in einem Raum mit flachen Wänden statt, von denen die Geräusche abprallen und so die Reinheit des Sounds reduziert wird. Es ist eben ein Prüfstand und kein Aufnahmestudio.»
Den Motorenbauern geht es aber sowieso nicht um den Sound, mit dem gewinnt man keine Rennen, sondern um die Leistung und Standfestigkeit. Man sei aber auf einem guten Weg, sagt der Engländer. «Wenn es um die Entwicklung geht, muss man das nach seinem eigenen Zeitplan machen. Wie es aber bei wetteifernden Menschen so ist, kämpfen sie und versuchen, so viel wie möglich zu tun, sich auf die Probleme zu konzentrieren, die noch gelöst werden müssen und denken nur selten über ihre Erfolge nach.»
Als Grund, wieso der neue V6-Motor sich im Sound so sehr von den V8-Aggregaten unterscheidet, nennt der Ingenieur das eine Auspuffrohr. «Der V8 hat zwei Auspuffrohre, also gibt es vier Zylinder, die die Abgase in jedes Rohr leiten, die Kurbelwelle dreht sich mit 18.000 Umdrehungen pro Minute und es gibt keine Begrenzungen im Auspuffsystem.» Man habe viel Arbeit darauf verwendet, um sicherzustellen, dass es ein frei fließendes und hoch getuntes Auspuffsystem sei, denn, «um aus einem normalen Saugmotor die beste Leistung herauszuholen braucht man ein hoch getuntes Ansaug- und Auspuffsystem.»
Der V6 habe dagegen nur ein Auspuffrohr, fährt Cowell fort. «Also leiten alle sechs Zylinder die Gase nur in ein einziges Rohr. Da die neue Formel für 2014 darauf hinausläuft, das Bestmögliche aus einer fixen Benzinmenge bei einer maximalen Durchflussmenge herauszuholen, beinhaltet das Reglement die Möglichkeit, eine Turbine im Auspuffsystem zu haben, die Energie aus dem Auspuffstrom zieht, um einen Kompressor anzutreiben, der das Ansaugen verbessert.»
Die Turbine treibt auch eine MGU-H (Motor-Generator-Einheit - Hitze) an, die überschüssige Energie, die für den Kompressor nicht benötigt werde, in eine Batterie speichern könne, um aus den Kurven heraus besseren Schub zu haben. «Sobald man also eine Begrenzung im Auspuffsystem hat, reduziert das den Lärm, denn das Turbinenrad ist ausgelegt, Energie aus dem Auspuffstrom zurückzugewinnen, was natürlich die Lautstärke reduziert», erklärt er weiter.
«Weil es aber sechs Zylinder sind, die in ein einzelnes Auspuffrohr leiten anstatt vier in jedes Rohr bei den aktuellen Motoren, wird das Geräusch ähnlich sein wie bei den momentanen 18.000 Umdrehungen. Wir werden also eine ähnliche Frequenz haben, aber einen niedrigeren Geräuschpegel, da die Energie aus dem Auspuffsystem zurückgewonnen wird.»