Was lief schief bei Robin Frijns?
Robin Frijns: Viel Talent, aber die falsche Einstellung
Wie kommt es, dass ein Talent wie Robin Frijns trotz drei Meisterschafts-Titeln in Folge aus dem Entwicklungsprogramm von Sauber geworfen wird? Die Antwort des 22-Jährigen aus Maastricht ist kurz: «Sauber ist nicht schuld, und mir kann man auch keinen Vorwurf machen – ich habe alle Meisterschaften gewonnen, in denen ich bisher angetreten bin.»
In der Tat hatten die Schweizer keine echte Wahl, schliesslich bestehen die neuen Geldgeber aus Russland auf den Einsatz des Nachwuchspiloten Sergey Sirotkin. Und das, obwohl die Statistik nicht für den 18-jährigen Russen spricht: Er hat in 76 Renneinsätzen lediglich acht Siege feiern dürfen – das entspricht einer Siegesquote von 10,53 Prozent. Sein einziger Titelgewinn liegt schon Jahre zurück: In der europäischen Formel Abarth setzte er sich 2011 durch. Zum Vergleich: Frijns hat 20,93 Prozent seiner 86 Rennen als Sieger beendet und dabei drei Titel gewonnen.
Noch klarer zeigt sich der Leistungsunterschied beim Blick auf die üblichen Kennzahlen: Frijns konnte 18 Rennsiege feiern, 47 Mal das Podesttreppchen erklimmen und neun Mal die Pole-Position erobern. Sirotkin stand «bloss» 31 Mal auf dem Podest und setzte sich gar nur zwei Mal im Qualifying gegen seine Gegner durch. Einzig bei den schnellsten Rennrunden liegen die beiden Cockpit-Kontrahenten mit je neun Umläufen gleichauf.
Nun muss sich Frijns nach einer neuen Formel-1-Chance umsehen. Man sollte meinen, dass die Teamchefs bei einem Nachwuchsfahrer mit einem solch’ ausgezeichneten Leistungsausweis Schlange stehen. Doch so unbestritten das rohe Talent des Niederländers auch ist, so umstritten ist sein Gebaren. Denn Frijns fehlt nicht nur das nötige Kleingeld, das viele Rennställe von ihren Nachwuchspiloten für den Königsklassen-Einsatz verlangen, sondern auch die richtige Einstellung.
So hat er in diesem Jahr als Sauber-Testfahrer erst auf Druck der Teamführung das Angebot von Hilmer Motorsport angenommen, Gastauftritte in der GP2-Serie zu absolvieren. Dass er dabei den ersten Sieg für die deutsche Truppe einfuhr, ist löblich, tritt aber angesichts der Tatsache, dass er davor schon vier Cockpit-Angebote in der höchsten Nachwuchs-Klasse ausgeschlagen hat, in den Hintergrund.
Der Ruf, ein launischer Rennfahrer zu sein, macht in Formel-1-Kreisen schnell die Runde, und so droht Frijns, was Mirko Bortolotti schmerzlich erfahren musste: Man kann auch mit viel Talent wieder in Vergessenheit geraten.