Fahrergewicht: Eine Niederlage für die Vernunft
Christian Horner und Martin Whitmarsh
Es hat nicht erst mit Nico Hülkenberg begonnen. Seit einigen Wochen wird McLaren unterstellt, man habe den Deutschen nicht verpflichtet, weil er grösser und schwerer sei als ein Sergio Pérez. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn weiss: «Diese Diskussion ist nicht neu. Wir fuhren damals mit Nick Heidfel und Robert Kubica, und der Pole ist an seine Belastungsgrenze gegangen, um immer dünner und dünner zu werden – nur um ein paar Kilo zu sparen.»
Der technische Stand der Dinge: Gegenwärtig beträgt das Mindestgewicht eines Rennwagens samt Fahrer 642 Kilogramm. Aufgrund der neuen Antriebseinheiten 2014 (V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung) wird diese Zahl auf 690 angehoben. Weil jedoch genau diese neuen Aggregate schwerer sind, suchen die Rennställe noch immer tendenziell nach kleineren und leichteren Fahrern – das gibt den Technikern die Möglichkeit, den Wagen mit Ballast besser ausbalancieren zu können. Es gibt sogar Ingenieure, die glauben: einige Teams werden es schwierig finden, überhaupt aufs Mindestgewicht zu kommen. Da spart man natürlich lieber beim Fahrer.
Mark Webber sagt: «Es hat schon seinen Grund, warum mich viele Leute fragen – wieso bist du eigentlich so dünn?»
Und Jenson Button sagt: «Ich verstehe nicht, wieso man das Mindestgewicht weiter erhöht hat. Das kann doch nicht so schwierig sein.»
Rückendeckung erhalten die Piloten von den Teamchefs. Christian Horner von Red Bull Racing meint: «Es kann doch nicht sein, dass ein Fahrer dafür bestraft wird, wenn er mehr als 180 Zentimeter gross gewachsen ist.»
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh: «Ein anderer Teamchef hat mir bestätigt, dass sie das Zielgewicht nicht erreichen werden. Und alle wissen – zehn Kilo bedeuten auf eine Runde drei Zehntelsekunden.»
Um eine Regeländerung zu erzwingen, müssten sich alle Teams für die Erhöhung des Mindestgewichts aussprechen. Dazu wird es gemäss Martin Whitmarsh kaum kommen: «Wie immer werden die Rennställe das eigene Interesse in den Mittelpunkt rücken. Es wird immer einige geben, die einen solchen Vorstoss blockieren.»