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Mercedes-Chef Toto Wolff: «Erfolg kam überraschend»

Von Gerhard Kuntschik
Mercedes-Rennchef Toto Wolff

Mercedes-Rennchef Toto Wolff

Im Vorjahr unter Wert geschlagen, in diesem Jahr nach einem Komplettumbau der Führungsspitze auf dem Weg zum zweiten WM-Schlussrang: Mercedes AMG gehört zu den Gewinnern der Saison 2013.

In wenigen Tagen geht in Brasilien die Formel-1-WM-Saison 2013 zu Ende. Schon jetzt zieht der im Dezember 2012 zum Motorsportchef von Mercedes ernannte Wiener Toto Wolff (41) Bilanz.

Mercedes begann die Saison als WM-Fünfter von 2012. Jetzt geht es im Finale um Rang 2 hinter Red Bull Racing, im Kampf mit Ferrari und Lotus. Hättest du das zu Beginn des Jahres für möglich gehalten?

Auch wenn im Rennsport nichts unmöglich erscheint – nein. WM-Zweiter zu werden, das war vor dem Saisonstart unrealistisch.

Wie erklärst du dir die Verbesserung?

Ganz objektiv betrachtet war die diesjährige Schwäche von McLaren nicht absehbar, und auch nicht, dass Ferrari in der zweiten Hälfte abfallen würde. Aber wir haben auch selbst Leistung gezeigt. Platz für Verbesserung gibt es in der Formel 1 immer, und auch wenn wir jetzt nicht schlecht aussehen, müssen wir erkennen, dass die Luft nach weiter oben sehr dünn wird. Aber der zweite Rang ist ja noch nicht entschieden. Ich muss festhalten, ich wäre auch mit Rang 3 am Ende zufrieden. Man muss einfach bedenken, wo wir 2012 waren und von wo wir im vergangenen Frühling gestartet sind. Ein Grund für unsere Verbesserung war, dass technisch schon 2012 die Weichen gestellt wurden. Das Management-Team wurde ergänzt, von Daimler bekamen wir noch mehr Ressourcen und eine langfristige Unterstützung.

Wie beurteilst du die Leistung von Nico Rosberg mit zwei Siegen und Lewis Hamilton mit einem Erfolg?

Als wirklich gut. Weil sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen bringen, dem anderen keinen Platz für Schwächen lassen und die Interaktion mit den Technikern funktioniert.

Du holtest mit Paddy Lowe einen Spitzentechniker von McLaren, dafür dürfte Ross Brawn die Mannschaft nach Saisonende verlassen. Was erwartest du davon?

Lowe macht seit 19 Jahren einen hervorragenden Job in der Formel 1. Er ist seit einigen Monaten bei uns und brachte sich schon durch wichtige Impulse ein. Er ist ein weiterer Baustein bei der Bildung des Teams, das ich mir vorstelle. Gute Leute sind enorm wichtig, aber wir sind noch nicht dort, wo Red Bull Racing bereits ist.

Wenn sich Mercedes AMG 2014 weiter steigern will, wird es wohl um den WM-Titel gehen. Traust du euch das zu?

Klar muss man sich die eigenen Ziele immer höher setzen. Der WM-Titel muss unser Anspruch sein. Aber Rennen gewinnen oder Weltmeister zu werden, das sind zwei verschiedene Dinge. Ob ein Titel für uns schon 2014 realistisch wäre, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Wie siehst du die Ausgangslage für die nächste Saison mit gravierenden Reglementänderungen?

Dass es völlig neu gemischte Karten gibt, weil die Autos anders aussehen und anders zu fahren sein werden, sich die Aerodynamik ändert und vor allem durch das neue Motorenkonzept sparsamerer Verbrauch eine grosse Rolle spielen wird. 2014 ist wie nach einem Drücken des Reset-Knopfes. Letztlich werden sich aber wieder die Teams durchsetzen, die die beste Arbeit abliefern.

Hast du dich in der zweiten Saisonhälfte eigentlich gelangweilt?

Wenn auf Seriensieger Vettel angespielt wird, war es trotzdem nicht langweilig, weil er die Summe einer hervorragenden Teamarbeit ablieferte. Aber ich gebe zu, wenn die Zuschauer mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit den Sieger vorhersagen können, könnte das als langweilig gesehen werden.

Wie ist dein Verhältnis zum Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda?

Freundschaftlich – auch wenn Niki immer sagt, er habe keine Freunde. Er ist ein wichtiger Bestandteil des Teams. Der Austausch zwischen uns ist intensiv und bringt uns voran.

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