Wie ist «Mr. Formula One» Bernie Ecclestone privat?
Hiergeblieben: Fabiana Ecclestone hat ihren Bernie gut im Griff
Am Empfang des Hotels wusste man bereits Bescheid. «Wenn der Reporter vom Estado kommt, soll er bitte zu unserem Zimmer kommen.» Plim, macht die Glocke der Suite des Ehepaars. «Willkommen», sagt Bernie Ecclestone. Er öffnet die Tür selbst und empfängt mich, den Journalisten, freundlich. Die Suite ist riesig, ein großes Apartment, funktional eingerichtet, so, wie es Engländer mögen. Fabiana Ecclestone kommt. Ihr Mann hat ein Tablet in der Hand. Völlig ungezwungen bitten beide den Reporter herein. Das Gespräch dreht sich anfangs um São Paulo, das Einkaufszentrum, in dem sie zuvor waren und natürlich den Grand Prix von Brasilien. «Ich kannte das Cidade Jardim nicht, ich war mit Bernie heute dort», sagt Fabiana.
Bevor sie zum Rennen in Interlagos nach Brasilien kamen, reisten Fabiana und ihr Mann um die Welt. Sie wurden von Königen und Fürsten empfangen – wie Juan Carlos von Spanien, Fürst Albert von Monaco, Präsidenten und Ministern, erfolgreichen Unternehmern, Freunden von Ecclestone, der selbst eines der größten Vermögen Großbritanniens besitzt. Fabiana lächelt. «Nachdem ich Außenhandel und Recht studiert hatte, fing ich als Marketing-Vizepräsident des Grand Prix von Brasilien an und das führte mich dahin, wo ich heute bin», sagt sie und man merkt, wie zufrieden sie mit ihrem neuen Leben ist.
«Mein Leben hat sich aber weniger verändert, als die Leute denken. Klar reise ich viel. Als Frau von Bernie habe ich die Gelegenheit, superinteressante Leute kennenzulernen, überall, wo ich hinkomme, lerne ich neue Dinge, ich lerne Sprachen, Englisch, Spanisch, Italienisch...» Durch die Kontakte mit den höchsten Autoritäten verschiedener Nationen befasste sich Fabiana auch mit protokollarischen Fragen.
Ecclstone hatte sich in ein anderes Zimmer der Suite zurückgezogen. Das Interview sollte mit der Ehefrau stattfinden. Er wartet höflich auf eine Pause im Gespräch und kommt ins Zimmer. «Fabiana hilft mir mit dem Internet», sagt er zu dem Reporter und hält das Tablet in der Hand. Nachdem die Verbindung wiederhergestellt ist, dreht er sich um und geht zurück ins andere Zimmer.
Das einfache Leben
Das nimmt Fabiana zum Anlass zu erklären, dass sie keine Heerscharen von Angestellten haben. «Die Europäer sind anders als die Brasilianer, das war ich nicht gewöhnt. Ich hatte jemand, der mit meinem Hund spazieren ging, der sich um meine Kleidung kümmerte, der für mich einkaufen ging. Diese Leistungen gehören in Brasilien zu den besten der Welt. In Europa machen die Leute alles selber.»
In der Gruppe von Leuten um Bernie Ecclestone sind viele Millionäre. «Wenn man aber in deren Häuser kommt, gibt es in der Küche einen Geschirrspüler. Wir haben einen Staubsauger, der alleine saugt. Ihr habt niemand, der das Auto auf der Straße einparkt. Ich habe keine Armee von Leuten, die mir helfen. Ich packe meine Koffer selber ein und aus», sagt sie. Sie habe aber eine Frau, die ihr helfe. «Sie lebt auch in England und kümmert sich um meine Hunde, wenn ich reise, drei Yorkshire Terrier und einen Shi Tzu.»
Ecclestone ist ein Mann, der das einfache Leben liebt. «Wenn wir in unserem Haus in Gstaad in der Schweiz sind, gehen wir in den Supermarkt, ins Kino, wir stehen Schlange, essen Popcorn, wie alle anderen auch.» Um zu demonstrieren, dass beiden das einfache Leben gefällt, sagt sie als Beispiel, dass sie einen Kochkurs gemacht habe. «Während meiner Zeit beim Grand Prix von Brasilien habe ich viel gearbeitet und hatte keine Zeit. Ich konnte noch nicht einmal ein Spiegelei braten. Jetzt empfange ich Freunde von Bernie, wie Flavio Briatore, und mein Huhn mit Parmaschinken und Käsefüllung ist ein Erfolg. Wir müssen nicht mehr verhungern», erklärt sie lachend.
Bernie Ecclestones Liebe zur Einfachheit schließt alles ein, sogar seine kulinarischen Vorzüge. «Er mag es, auf den Teller zu schauen und zu wissen, was er isst. Wenn wir in São Paulo in ein Grillrestaurant gehen, isst er im Prinzip alles. Ich sehe aber nicht, dass er eine Feijoada genießt, die ist Bernie zu exotisch.»
Das Haus der Beiden in London ist alles andere als extravagant, wie es aber auch in der Formel 1 nötig ist, muss bei Bernie Ecclestone alles absolut organisiert sein. «Es ist wahr, darauf legt mein Mann sehr viel Wert.» An den Rennstrecken müssen die Trucks der FOM genau parallel nebeneinander stehen und die Nummernschilder müssen in aufsteigender Reihe sortiert sein. Das muss genau stimmen.
Beruflicher Erfolg wichtiger als Geld
Der Mann, der die Formel 1 zu einem Weltereignis gemacht hat, kommt wieder ins Zimmer. Er ist entspannt und trägt wie immer ein weißes Hemd mit langen Ärmeln. Ist Ihr Mann liebevoll? «Über diese Dinge spreche ich nicht gerne, sie sind zu persönlich. Ich kann aber nicht abstreiten, dass er schon auch mal sauer werden kann.» Ist er eifersüchtig? «Nein nicht übermäßig und schon gar nicht besitzergreifend.»
Als Kind lebte Ecclestone in einem Haus ohne fließendes Wasser, wie Tom Bower in seiner Bioagraphie des Formel-1-Chefs beschreibt. Er fing an, Autos und Motorräder zu verkaufen, als er noch sehr jung war, bis er Fahrer wie Jochen Rindt traf, was ihn auf die Idee brachte, die Formel 1 zu leiten und sie zu einem Imperium zu machen.
«Ich bewundere ihn sehr. Er ist intelligent und besitzt eine enorme Sensibilität, mit Menschen zu arbeiten … seinen Tatendrang, seine Dynamik. Er ist sehr genau. Ganz ehrlich, es gibt Wenige, die seine Fähigkeiten haben. Ich sage immer, dass er mich anlügt. Er ist nicht 83 Jahre alt. Er ist jünger. Ich habe noch nie gesehen, dass er traurig ist oder sich Sorgen macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er aufhört zu arbeiten.»
Die Beziehung zwischen Ecclestone und Geld ist besonders. Fabianas Erklärung überrascht. «Der berufliche Erfolg interessiert ihn mehr als der finanzielle. Bernie hat Spaß daran, Geschäfte zu machen und das Gefühl zu haben, dass sie erfolgreich sind. Das macht ihn glücklich. Er ist niemand, der dem Geld nachjagt, was viele Leute denken. Er kontrolliert auch nicht, was ich ausgebe. Besonders, als ich im Shopping Cidade Jardim ein Paar Schuhe kaufen wollte. Nachdem er hörte, was sie kosteten, haben wir es bleiben lassen, aber ich hätte sie kaufen können.»
Die Art, wie ihr Mann Geschäfte macht, beeindruckt Fabiana. «Sie werden durch Handschlag besiegelt. Das Wort genügt, das bewundere ich sehr.»
Der beste Kaffee der Region
Das Paar besitzt in Amparo in São Paulo ein Kaffeeproduktionsfirma. «Wir haben den Preis für den besten Kaffee in der Region gewonnen.» Ecclestone Unternehmer in Brasilien? Die Produzenten müssen sich auf harte Konkurrenz gefasst machen, denn der Mann, der die Formel 1 leitet, gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab.
Zum Abschied verabreden sich das Paar und Reporter für den nächsten Tag in Interlagos. Ecclestone packt die Gelegenheit beim Schopfe. «Ich hoffe, dass sie nun wirklich mal das Autódromo verbessern, wir haben da schon so lange Schwierigkeiten.»