Pirelli: Dezember-Test in Bahrain um jeden Preis
Pirelli hat viel vor
Bei Pirelli macht sich Verzweiflung breit: Noch immer beteuert Rennchef Paul Hembery, man habe zu wenig Daten von den Teams erhalten, um passende Reifen für die neue Turbo-Ära bauen zu können. Der geplante Test mit 2014er Prototypen fiel hier in Interlagos im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Paul Hembery: «Wir kommen uns vor wie ein Sportschütze, der sein Ziel mit verbundenen Augen treffen soll.»
Pirelli wird kein Risiko eingehen. Die PR-Abteilung hatte wenig Freude an den Bildern platzender Reifen und davonfliegender Laufflächen. Die Reaktionen im Netz zeigten, welches Image das erzeut. «Mein nächster Reifen wird sicher kein Pirelli sein», schrieb da mehr als einer, und das ist nicht genau im Sinne des Formel-1-Alleinausrüsters.
Dennoch will Pirelli keine steinharten Reifen liefern. Doch um die feine Balance zwischen gezielten Reifenabbau und Sicherheit zu finden, müssten die Italiener testen können. Erst mit dem Wintertest Ende Januar in Jerez zu beginnen, das ist Pirelli zu spät.
Also ist auf Dezember ein Reifentest in Bahrain angesetzt. Unklar ist derzeit, mit welchem Team und mit welchen Autos dabei gefahren wird. Pirelli hat alle Teams kontaktiert mit der Frage: Was würde es uns kosten, euer 2013er Auto zu bekommen?
Die Mailänder sind genau genommen kein Teilnehmer an der WM, also müssen sie sich auch nicht an die Vorgabe im Reglement halten, welche für die Rennställe gilt (Tests nur mit einem mindestens zwei Jahre alten Auto). McLaren hat bereits grosses Interesse signalisiert: Teamchef Martin Whitmarsh will den Test nutzen, um seinem Schützling Kevin Magnussen Kilometer zu verschaffen. Beim November-Test mit Pirelli in Vallelunga (damals mit altem Auto) hat sich der Däne hervorragend aus der Affäre gezogen.
Wie immer steht sich die Formel 1 selber im Weg: Kein Team sieht es gerne, wenn McLaren 2014er Reifen auf einem 2013er Auto ausprobieren würde.
Notfalls will Pirelli ein Fahrzeug kaufen, wie man das in der Vergangenheit schon mit dem Toyota oder Renault getan hat. Das Reglement spricht nicht dagegen: Die Testeinschränkung gilt nur für Teams, die in der WM eingeschrieben sind. Genauso gut könnte also Honda 2014 mit einem rollenden Labor für den neuen Turbomotor im Hinblick auf die Formel-1-Rückkehr 2015 auf die Testbahn gehen. Die Japaner haben jedoch bereits erklärt, dass sie das nicht tun werden.
Darüber kann ein Teamchef hier in Interlagos nur lachen: «Die Japaner haben schon früher pechschwarze Formel-1-Renner gebaut, die tausende von Testkilometer fuhren, nur als Fingerübungen für die Techniker. Diese Autos verschwanden dann in den Garagen des Honda-Museums, ohne auch je nur ein Rennen bestritten zu haben. Wer von der FIA könnte schon prüfen, was Honda zuhause auf eigenem Testgelände tut?»