Ist Bernie Ecclestone untragbar für die Formel 1?
Die Formel 1 hält weiter zu Bernie Ecclestone ( im Bild li. neben Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner)
Dass Bernie Ecclestone in der Formel 1 immer noch das Tagesgeschäft führen darf, versteht nicht jeder. Obwohl der gewiefte Geschäftsmann sich vor dem Oberlandesgericht München gegen den Vorwurf der Bestechung und der Anstiftung zur Untreue wehren muss, halten die Entscheidungsträger der Königskasse immer noch eisern zum kleinen Mann mit der grossen Brieftasche.
Damit handeln sich die Formel-1-Oberen auch viel Kritik ein – auch von der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International. Deren Sportbeauftragte Sylvia Schenk schimpft im SID-Interview: «Wer etwas auf sich hält, darf eigentlich nicht mehr mit diesem Mann zusammenarbeiten.»
Obwohl der 83-jährige Brite seinen Vorstandsposten freiwillig abgegeben hat, bleibe zu befürchten, dass er der Macher und das Gesicht der Formel 1 bleibe, ist die 61-Jährige überzeugt. «Das wirft auf die Formel 1 und ihre Partner wie Mercedes oder Ferrari ein schlechtes Licht.»
Deshalb erwartet Schenk auch Seitens der Teameigner mehr Druck auf Ecclestone: «Die Ausstrahlung und das Image aller Beteiligten wird in dem anstehenden Prozess, der sicher langwierig wird, leiden.» Doch die Teams schweigen sich zu diesem heiklen Thema aus oder verweisen – wie Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko etwa – auf die Unschuldsvermutung.
Was für Aussenstehende schwer zu begreifen ist: Innerhalb der Formel 1 geniesst Bernie Ecclestone einen ausserordentlich guten Ruf. Er hat sich diesen als Baumeister der modernen Formel 1 und harter Verhandlungspartner in über 40 Jahren mühsam erarbeitet. Und dass er sich mit seinen Geschäftspraktiken gerne im dunkelgrauen Bereich aufhält, ist auch kein Geheimnis. Die Fahrerlager-Experten sind sich sicher, dass dies auch eine unerlässliche Eigenschaft ist, wenn man die heterogene Formel-1-Gemeinschaft erfolgreich und effizient führen will.