Formel 1: So will Lotus die Spitzenreiter einholen
Lotus-Technikchef Nick Chester: «Ich erwarte, dass wir sowohl in Barcelona als auch in Monte Carlo konkurrenzfähig sein werden»
Das Lotus-Team verliess die vierte Station der Formel-1-WM mit gemischten Gefühlen. Zwar konnte der Rennstall aus Enstone auf dem Shanghai International Circuit einen beachtlichen Fortschritt erzielen, doch belohnt wurde die Mannschaft dafür nicht – ein Getriebeschaden von Romain Grosjean verhinderte den ersten Punktegewinn. Teamkollege Pastor Maldonado wurde schon vor dem Qualifying von der Technik eingebremst und musste sich – wie schon im Bahrain-GP zuvor – mit Platz 14 begnügen.
Trotzdem blickt Nick Chester gespannt auf den anstehenden Spanien-GP. Denn der Technische Direktor von Lotus erwartet beim Europa-Auftakt der Formel-1-Saison weitere Fortschritte: «In China hatten wir unglaublich Neuheiten, die wir ausprobieren mussten, denn wir kamen beim Bahrain-Test zuvor nicht viel zum Fahren. Mehr als die Hälfte der neuen Teile konnten wir dann in Shanghai analysieren, was sehr positiv ist. Aber für Barcelona haben wir noch viel mehr in der Hinterhand.»
Mehr PS und neue Aero-Teile
Chester verrät weiter: «Wir werden weitere Verbesserung beim Motor-Mapping vornehmen, das alleine sollte uns einen weiteren Schritt nach vorne bringen. Aber wir werden auch ein neues Kühlsystem und auch viele neue Aero-Teile mitbringen, etwa einen neuen Heckflügel und verschiedene andere Neuerungen. Bisher haben alle unsere Weiterentwicklungen auch zu einer Verbesserung beigetragen, was ein Beweis für die hohe Qualität unserer Arbeit im Werk ist. Wir haben von Renault Sport F1 in China auch mehr PS bekommen, und ich hoffe, dass wir in Spanien auch auf der Antriebsseite einen weiteren Schritt nach vorne machen können.»
Der Brite, der in der Vergangenheit für Arrows und Benetton als Renningenieur tätig war, weiss: «Wir können den E22 noch in vielen Bereichen verbessern. Wir haben viele aerodynamische Weiterentwicklungen, damit die Piloten ihre Renner besser einschätzen können. Wir wollen auch mehr an der Reifenabstimmung arbeiten. Die neusten Reifenmischungen sind sehr hart und es kann schwierig werden, sie auf Betriebstemperatur zu halten. Beim Bremsen haben wir definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Die Fahrer können nun die Bremse besser kontrollieren und auch die Motorenkraft auf der Bremse besser dosieren.»
Unter Druck: Das linke Vorderrad
Die erfolgreichste Reifenstrategie für den anstehenden Spanien-GP will Chester benennen: «Schwer zu sagen, welche Strategie in diesem Jahr zum Erfolg führen wird, denn die Reifenmischungen unterscheiden sich stark von ihren Vorgängern. Unser letztjähriges Auto, der E21, war sehr reifenschonend. Wir sind erst dabei, die Eigenschaften des E22 zu erkunden, deshalb wissen wir auch nicht, wie viele Stopps wir einlegen werden. Sicher ist, dass der linke Vorderreifen wegen der Kurve 3 sehr leiden wird.»
Dass mit Barcelona und Monaco gleich zwei Strecken anstehen, die viel Abtrieb verlangen, freut Chester: «Monaco und Barcelona sehen vielleicht sehr unterschiedlich aus, aber beide verlangen ein gutes Handling und viel Abtrieb. Die Motorenpower ist natürlich immer wichtig, in Barcelona noch mehr als in Monaco. Aber sie spielt keine so grosse Rolle wie auf anderen Kursen, deshalb erwarte ich, dass wir in beiden Rennen konkurrenzfähig sein werden.»