Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Spanien-Sieger Lewis Hamilton: Missmut berechtigt?

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton wollte sich nicht so richtig freuen

Lewis Hamilton wollte sich nicht so richtig freuen

Viel geredet wurde nicht zwischen den beiden Mercedes-Stars Hamilton und Rosberg, bevor es nach dem Doppelsieg aufs Spanien-Podest ging. Wieso hat der neue WM-Leader schlechte Laune?

Nico Rosberg brauchte in Spanien dringend ein Erfolgserlebnis, aber erneut hat Lewis Hamilton gewonnen. Der Engländer hatte «das ganze Rennen über Probleme». So richtig sorgenfrei wirkte nach dem Rennen auf dem Siegerpodest nur der drittplatzierte Daniel Ricciardo (Red Bull Racing). Eine kuriose Situation.

Eigentlich müsste Lewis Hamilton strahlen von Barcelona bis nach Madrid: Vierter Sieg in Folge, WM-Führung übernommen (100:97 gegen Rosberg), erster GP-Triumph in Spanien, 26. Formel-1-Sieg insgesamt.

Aber der Engländer wirkte seltsam reserviert, selbst wenn aus seinem Munde die üblichen PR-Floskeln flossen, wie toll das Team arbeite, wie froh er sei, in Spanien endlich gewonnen zu haben, wie schön der Sieg sei, wo doch die Chefetage von Mercedes aufmarschiert ist.

Das mag alles sein, aber im Rennen beklagte sich Lewis Hamilton mehrfach bitterlich über das Handling seines Autos.

Sky-TV-Experte Martin Brundle: «Als Nico immer näher kam, schwang in der Stimme von Hamilton ziemlich viel Paranaoia mit. Ich will gar nicht wissen, wie seine Laune wäre, hätte Rosberg zum Schluss ein erfolgreiches Überholmanöver gezeigt.»

Hamilton selber sagte, wenig überzeugend: «Ich war nicht sauer. Mich ärgerte nur, dass ich nicht schnell genug war. Nico war heute der schnellere Mann, ich hatte Mühe mit der Fahrzeugbalance. Ich schraubte alle möglichen Einstellungen in Wagen hoch und runter, um das besser in den Griff zu bekommen.»

«Ich war einfach nicht in der Lage, die Kurven so zu attackieren, wie es mir am besten mundet. Wenn ich das tun wollte, dann wollte der Wagen immer ausbrechen. Daher hat mir Nico so viel Zeit abnehmen können.»

Immer wieder flehte der Formel-1-Champion von 2008 über Funk, wie man ihm von aussen helfen könne. Die Ingenieure gaben ihm Informationen zum Verstellen des Differenzials und versuchten, den Racer zu beruhigen.

Hamilton profitierte überdies von einem mässigen Start Nico Rosbergs.

Die leicht pampige Laune von Hamilton, so seltsam sie für einen Sieger und neuen WM-Leader auch wirken mag, ist durchaus zu verstehen, wie einige Beispiele zeigen – über die Hamilton dem Team zuliebe nicht gesprochen hat.

Wie in Bahrain hatte die Ingenieurs-Truppe von Rosberg in Sachen Reifen eigentlich die bessere Strategie gewählt. Hamilton kam zum Schluss der 18. Runde rein und stand 3,8 Sekunden lang. Er holte mittelharte Reifen ab. Rosberg blieb drei Runden länger draussen und holte harte Reifen ab. Hamilton hätte sich auf dem weicheren Reifen nun deutlich absetzen müssen, aber das gelang nicht.

Die Boxenstopps bei Hamilton waren schlechter als bei Rosberg, um jeweils eine Sekunde. Beim zweiten Stopp wurde Hamilton hereingerufen, doch entweder kam der Befehl zu spät oder Lewis hatte ihn nicht gehört – der Brite fuhr noch eine Runde, die Reifen mussten eiligst wieder in die Decken gepackt werden. Ideal ist anders.

Hamilton kam Ende der 43. Runde für harte Reifen herein, Rosberg zwei Runden später für weiche.

Hamilton nölte am Funk: «Ich bin zu langsam!»

Sein Renningenieur Peter Bonnington: «Nein, der Rhythmus ist so gut wie vorher.»

Hamilton: «Wenn er vorher gut war, wieso habt ihr mich dann reingeholt?»

Bonnington: «Äh, um dir die bestmögliche Strategie zu geben, Lewis.»

Dazu gab es ein Missverständnis bei der Korrektur am Frontflügel: Das Team hatte eine Verstellung um drei Klicks vorgeschlagen, Hamilton hatte geantwortet, er wolle keine drei Klicks. Aber genau das bekam er. Wie er am Funk ebenfalls monierte. «Wieso haben wir nicht nur um zwei verstellt, so wie immer?» Die Antwort haben wir leider nicht gehört, vielleicht gab es auch keine.

Später jammerte Hamilton wieder über das Handling und erhielt den Rat: «Wenn du damit leben kannst, dann verstell die Bremsbalance.»
Damit hätte der Wagen beim Anbremsen und Einlenken besser liegen sollen. Aber das passierte auch nicht.

Hamilton weiss: Es wird nicht immer solche Tage geben, an welchen eigentlich recht viel schief läuft, das Rennen aber trotzdem gewonnen wird.

Lewis: «Ich habe vor den Rennen in Monte Carlo und Kanada viel Arbeit vor mir. Nico setzt mich unter Druck. Heute hatte ich Glück, ich konnte auch vom Überrunden profitieren, um vorne zu bleiben.»

«Ich muss mehr Zeit aus diesem Auto herausholen. Das gelingt mir nicht immer. Am Freitag war der Wagen so gut wie perfekt, am Samstag war er wie verwandelt. Erst im letzten Segment des Abschlusstrainings haben wir das wieder auf die Reihe bekommen. Und teilweise war das heute wieder so. Wir müssen dem auf den Grund gehen.»

Auch für die kommenden Rennen in Monte Carlo und Montreal hat Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda die einfach Order ausgegeben: «Macht da draussen, was ihr wollte, fahrt euch einfach nicht in die Kiste.»

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