F1-Star im Fokus: Jacques Villeneuve beim Indy 500
Jacques Villeneuve: «Racing ist mein Sauerstoff, ich muss einfach immer wieder Rennen fahren»
Motorsport-Fans dürfen sich freuen: Gleich zwei grosse Rennen stehen heute auf dem Programm: Am Nachmittag blicken die Formel-1-Fans nach Monaco. In den Häuserschluchten von Monte Carlo wird der prestigeträchtigste Grand Prix des Jahres ausgetragen. Nach der Hatz durch den Leitplanken-Dschungel werden auch im Pressesaal im Hafen von Monte Carlo ab 18 Uhr CET die meisten Augenpaare das legendäre Indy-500-Rennen mitverfolgen.
In Indianapolis stehen mit Jacques Villeneuve, Juan-Pablo Montoya und Takuma Sato auch drei ehemalige Formel-1-Piloten in der Startaufstellung. Der Weltmeister von 1997 will 19 Jahre nach seinem ersten Indy-500-Sieg erneut triumphieren.
Nach seinem 1995er-Sieg trat der heute 43-Jährige in die Fussstapfen seines Vaters Gilles. Bloss zwei Jahre später sicherte sich der Kanadier, der kein Blatt vor den Mund nimmt, die WM-Krone in der Königsklasse des Motorsports. Elf Jahre dauerte die Formel-1-Karriere von Villeneuve, der in dieser Zeit für vier verschiedene Rennställe antrat (wenn man Sauber und BMW Sauber als ein Team zählt). Danach kehrte der Hobby-Musiker der Formel 1 den Rücken.
Nun ist er nach Indianapolis zurückgekehrt – nachdem er in der Sportwagen- und NASCAR-Szene Rennen bestritten hatte. An den Speed der Renner musste sich Villeneuve erst wieder gewöhnen. «Es wäre kein Problem gewesen, direkt aus der Formel 1 zu wechseln», verrät er. «Doch so waren die ersten 20 Runden hart – deine Augen, dein Hirn – nichts ist sich diesen Speed mehr gewöhnt, deshalb ist das ein grosser Schock. Man muss aussteigen, einmal tief Ein- und Ausatmen, und dann weiterfahren, als wäre es das Normalste der Welt.»
An seinen Sieg vor 19 Jahren kann Villeneuve sich noch gut erinnern: «Als ich hier siegte, lag ich erst zwei Runden zurück und wir verbrachten das ganze Rennen damit, uns auf uns selbst zu konzentrieren. Das ist der Schlüssel zum Erfolg: Man darf sich nicht ablenken lassen. Am Ende kann man dann schauen, wie es der Konkurrenz ergangen ist. Natürlich braucht man auch etwas Glück. Ich hoffe, dass ich nicht zu jenen Fahrern gehöre, die eine dumme Aktion starten.»
Villeneuve, der für Schmidt Peterson Racing von Startplatz 27 ins Rennen gehen wird, verrät, dass er sich den letztjährigen Re-Start des Indy500 angeschaut hat, weil er sich für einen Start bei der legendären Hatz interessiert hätte. Die Rekord-Zahl an Führungswechsel und die Art, wie sich die Autos durch das Feld kämpften, faszinierte ihn.
Sollte Villeneuve den Sieg erringen, bricht er einen Rekord von Al Unser, der mit 17 Jahren zwischen zwei Indy500-Siegen seit 1987 die Bestmarke hält. Doch das interessiert Villeneuve nicht wirklich. Viel wichtiger ist ihm, dass er in einem schnellen Auto sitzt. Er betont: «Racing ist mein Sauerstoff, ich muss einfach immer wieder Rennen fahren.»