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Bisher nur ein Gerücht: Caterham-F1-Team am Ende?

Von Günther Wiesinger
Das Caterham-F1-Team hat seit 2010 in der WM keinen Punkte geholt. Jetzt wird sogar spekuliert, die Teilnahme von Caterham am Österreich-GP sei gefährdet.

In den letzten Tagen schwappten immer neue Gerüchte von Malaysia nach Europa. Heute ist sogar durchgesickert, dass der Auftritt des Caterham-F1-Rennstalls mit den Piloten Kamui Kobayashi und Marcus Ericsson am übernächsten Wochenende auf dem Red Bull Ring bisher nicht gewährleistet sei. Von Budgetproblemen ist die Rede.

Caterham hat zu diesen Gerüchten bisher keine Stellungnahme abgegeben.

Das verschachtelte Imperium der beiden millionenschweren AirAsia-Gründer Tony Fernandes und Dato Kamarudin Meranun hat in den letzten Wochen mehrfach für Schlagzeilen gesorgt.

Am 26. Mai 2014 berichtete die Zeitung «The Edge Malaysia», Tony Fernandes sei auf der Suche nach einem Käufer, der gewillt sei, ihm 350 Millionen Pfund (ca. 430 Millionen Euro) für die Caterham Group inklusive des Formel-1-Teams zu bezahlen. Fernandes habe bereits ein Schriftstück in Umlauf gebracht, in dem er genaue Informationen zum Formel-1-Team, zu Caterham Automotive und Caterham Technology auflistete, wurde berichtet.

Fernandes dementierte tags darauf diese Meldungen. Es sei aber richtig, dass man Investoren suche, um das Wachstum zu finanzieren, bestätigte der Malaysier.

Beim Kanada-GP sickerte durch, dass es wohl doch Verkaufsverhandlungen gegeben habe. Das in Planung befindliche Forza Rossa-Team habe Interesse an Caterham gezeigt, war zu hören.

An der Spitze von Forza Rossa steht Ion Bazac, der frühere Gesundheitsminister von Rumänien. Der 45-Jährige ist seit 2008 Landesimporteur von Ferrari – daher der Name Forza Rossa. Bazac steht auch einem Zusammenschluss von privater und staatlicher Investoren aus Rumänien vor, die im Interesse des Landes vorgehen und daher die volle Unterstützung der Regierung haben.

Seither geht es Schlag auf Schlag. Am Dienstag (10. Juni 2014) wurde verkündet, Renault habe die Anteile von Caterham an der «Société des Automobiles Alpine Caterham» zurückgekauft. Renault ist nun wieder alleiniger Inhaber des Sportwagen-Unternehmens im französischen Dieppe. Seit 1978 gehörte die «Société des Automobiles Alpine» zu Renault. 2012 kaufte die Caterham Group 50 Prozent der Anteile mit dem Ziel, gemeinsam neue, exklusive Sportwagenmodelle zu entwickeln und die legendäre Alpine auferstehen zu lassen.

Nun ist dieses Joint Venture geplatzt. Am Dienstag bestätigte Caterham, dass Renault ab sofort wieder alleiniger Inhaber des Unternehmens sei. Der Name der «Société des Automobiles Alpine Caterham» wieder in «Société des Automobiles Alpine» geändert.

Es lässt sich nicht verleugnen: Das weit verzweigte Imperium von Fernandes und Kamarudin Meranun ist rasch gewachsen, es fehlt momentan an Cashflow, von einem Mangel an Management-Kapazitäten ist die Rede, es wurden zu viele Projekte angepackt, die Millionen und Abermillionen verschlingen und tief in den roten Zahlen stecken.

Auch das Kerngeschäft bei AirAsia, als die am schnellsten wachsende Airline der Welt bezeichnet, läuft nicht wie geschmiert. Die Ausweitung des Flugbetriebs nach Indien verursache Kopfzerbrechen, ist von führenden Caterham-Managern zu hören.

«Wir haben 500 neue Airbus A320 bestellt», erklärte Kamarudin Meranun im Oktober beim Malaysia-GP gegenüber SPEEDWEEK.com. «Alle zwei Wochen nehmen wir einen in Betrieb.»

Das würde bedeuten: 20 Jahre lang 25 neue Flugzeuge im Jahr. Ein gigantisches Projekt. Listenpreis pro Flieger: 85 Millionen US-Dollar. Insgesant beträgt dieses Volumen 4,25 Milliarden US-Dollar.

Kein Wunder, wenn 2013 die Airbus-Mutterfirma EADS auf den Formel-1-Fahrzeugen warb und jetzt AIRBUS auf den Boliden zu lesen ist.

Fernandes hat seine geschäftlichen Aktivitäten nach dem erfolgreichen Start von AirAsia in beängstigender Geschwindigkeit auf unterschiedlichen Sektoren vorangetrieben. Er hat den britischen Traditions-Fussballclub «Queens Park Rangers» übernommen, er kaufte die Namensrechte an Lotus, es kam zu Rechtsstreitigkeiten mit dem Team Lotus, also erwarb er die Sportwagenfirma Caterham Cars, noch ein Millionengrab. Immerhin konnte er sein F1-Team fortan in Frieden unter der Bezeichnung Caterham einsetzen.

Die Caterham Group expandierte weiter zügig, im Herbst wurde eine Motorcycle Division gegründet, die ersten zweirädrigen Serienfahrzeuge (zuerst das Modell Classic e-bike) sollten im April 2014 in Produktion gehen, zwei weitere Modelle im Juni und September – die Brutus 750 und schliesslich das Carbon e-bike.

Diese hochtrabenden Pläne sind offenbar am Cashflow gescheitert.
Die Prototypen wurden auf der Mailänder Motorradmesse EICMA pompös und mit salbungsvollen Worten vorgestellt. Jetzt herrscht Funkstille. Es gibt keine Bikes, keine Händler, dafür etliche enttäuschte Geschäftspartner.

Die Motorräder sollten im ehemaligen Italjet-Werk in Italien entwickelt und designt und mit Partnern in Taiwan und anderen asiatischen Ländern gebaut werden. Doch die Caterham Bike Limited hat die Budgets zur Entwicklung und Fertigung der Bikes nie freigegeben.

Um für diese nicht existierenden Caterham-Bikes die Werbetrommel zu rühren, betreibt die Gruppe in diesem Jahr auch einen Moto2-Rennstall namens «AirAsia Caterham» in der Motorrad-Weltmeisterschaft – mit den Piloten Johann Zarco und Josh Herrin.

Nach zwei Moto2-Jahren wolle Caterham in die Königsklasse MotoGP aufsteigen, wurde bei der Präsentation im Oktober ausposaunt. Noch ein Luftschloss?

Während in der Formel-1-WM selbst ein Hinterbänkler-Team rund 100 Millionen Euro braucht, kostet die Moto2-WM einen Pappenstiel – 2 Millionen. Aber Caterham könne auch hier den Geldhahn bald zudrehen, wurde vor dem Barcelona-GP vom kommenden Wochenende gemunkelt.

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