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Grand Prix von Österreich: Vorteil Nico Rosberg?

Von Otto Zuber
Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Kommt der nächste Doppelsieg in Österreich?

Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Kommt der nächste Doppelsieg in Österreich?

Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Rennchef Toto Wolff, Technikdirektor Paddy Lowe: nach den Problemen in Kanada will das Mercedes-Team will beim Grand Prix von Österreich zu alter Stärke zurückkehren.

In einer Woche kehrt die Formel 1 nach Österreich zurück und während Nico Rosberg mit zwei Siegen in den letzten zwei Rennen zum Red Bull Ring fährt, will Lewis Hamilton unbedingt eine längere Siegesserie des Deutschen verhindern. Im Gegensatz zu Rosberg, der schon in der Formel 3 auf der Strecke in der Steiermark gefahren ist, ist sie für Hamilton komplettes Neuland.

«Montreal war für mich ein bisschen seltsam. Ich hatte das Gefühl, dass ich schon zu Beginn des Wochenendes die Pace hatte, es aber nie richtig zusammenlief. Es ist frustrierend, wenn man es nicht selbst in der Hand hat. Meine beiden Ausfälle in dieser Saison waren nicht ideal, aber so ist der Rennsport. Es liegt noch ein sehr langer Weg vor uns. Ich habe schon vorher aufgeholt und ich kann es wieder schaffen. Ich benötige erneut vier Siege, um den Rückstand aufzuholen, also werde ich mein Bestes geben, um das zu erreichen», sagt der Brite.

«Jetzt freue ich mich erst einmal auf das nächste Rennen in Österreich und eine weitere Chance, Punkte gutzumachen. Ich bin noch nie auf dieser Strecke gefahren, aber ich habe mich im Simulator vorbereitet und bin sicher, dass ich den Kurs rasch lernen werde, sobald wir darauf fahren. Es ist stets spannend, an eine neue Strecke zu kommen und ich erwarte ein interessantes Wochenende. Ich fühle mich im Auto wohl und werde Vollgas geben, um diesmal so viele Punkte wie möglich zu sammeln.»

Nico Rosberg weiß, dass ein Lapsus wie der in Montreal auf keinen Fall wieder passieren darf. «Wenn man alles zusammen betrachtet, war der zweite Platz eine ziemlich gute Leistung für jeden im Team. Uns ist jedoch bewusst, dass wir uns keine Ausrutscher erlauben dürfen, denn unsere Gegner warten nur darauf, um dies ausnutzen zu können», betont Rosberg. «Ich freue mich auf das nächste Rennen in Österreich und eine Chance, wieder auf die Siegerstraße zurückzufinden. Ich bin bereits auf dieser Strecke gefahren, allerdings liegt das schon mehr als zehn Jahre zurück: Damals, in meiner Formel 3-Zeit, hieß die Strecke noch A1 Ring! In einem V6-Turbo-Hybrid Formel 1-Auto wird alles natürlich ganz anders sein. Grundsätzlich beginnt jeder dort bei null. Ich mag solche Herausforderungen und bin heiß darauf, wieder ins Auto zu steigen und ein weiteres Spitzenergebnis einzufahren.»

«Kanada war ein Wochenende voller gemischter Gefühle. Auf der einen Seite hatten wir das gesamte Wochenende über eine starke Pace. Andererseits erwies sich ein kleiner Defekt an einem in dieser Saison ansonsten extrem zuverlässigen Paket als äußerst schädlich, als es am Sonntag darauf ankam. Wir haben sofort Maßnahmen ergriffen, um dies zu analysieren, zu verstehen und sicherzustellen, dass dies nicht noch einmal passiert. Nico hat damit seinen Vorsprung in der WM-Wertung ausgebaut, aber Lewis ist ein Kämpfer und ich habe keinen Zweifel daran, dass er stärker denn je zurückschlagen wird», sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Der Österreicher weiß aber auch, dass noch ein langer Weg vor seinem Team und seinen Fahrern liegt. «Noch sind zwölf Rennen zu fahren - oder sogar dreizehn, wenn man das letzte Rennen mit der doppelten Punktevergabe einrechnet. Sein Titelkampf ist also noch lange nicht vorbei. Das vergangene Rennen hat gezeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können - nicht nur zwischen den Fahrern, sondern auch zwischen den Teams. Deshalb werden wir mit Volldampf weiter arbeiten, um sicherzustellen, dass wir unseren Gegnern keine wertvollen Punkte mehr überlassen.»

Technikchef Paddy Lowe weiß: «Die Performance unseres Autos war in Kanada erneut sehr stark. Leider konnten wir diese Performance im Rennen nicht voll ausschöpfen. Nico zeigte eine außergewöhnliche Leistung und sicherte den zweiten Platz mit einem angeschlagenen Fahrzeug ab. Es war großes Pech, dass wir den Defekt am Auto von Lewis nicht genauso umgehen konnten. Dies brachte Lewis ohne eigenes Verschulden erneut einen beachtlichen Punkterückstand ein. Wir geben natürlich weiterhin unser Bestes, um beiden Fahrern die Möglichkeit zu bieten, gleichberechtigt um die WM zu fahren. Wir haben viel Arbeit in die Analyse des Problems aus Kanada gesteckt, um sicherzustellen, dass sich dies in Österreich nicht wiederholen wird. Nach so vielen Jahren freuen wir uns sehr auf die Rückkehr nach Spielberg und hoffen, dass wir dort auch bei den Ergebnissen wieder zu alter Form zurückkehren werden. Die Strecke ist sehr kurz. Es gibt viele Bremsmanöver und einen hohen Benzinverbrauch. Uns erwartet also erneut ein forderndes Rennen. Der Kurs liegt sehr hoch, was durch den geringen Luftdruck eine andere Belastung für die Power Units als bei den bisherigen Rennen in dieser Saison darstellt. Es wird interessant sein zu sehen, wie wir und wie unsere Mitbewerber damit umgehen werden.»

Eine «neue» Strecke

Seit 2003 fand kein Formel 1-Rennen mehr in Österreich statt. Die Teams gehen das Rennwochenende deshalb wie einen neuen Grand Prix an, da ihre elf Jahre alten Daten vom letzten Rennen dort in der heutigen Formel 1 nicht mehr relevant sind. Neue Rennen oder wie in diesem Fall welche, die als solche angesehen werden müssen, stellen stets interessante Herausforderungen dar. Dabei haben jene Teams einen entscheidenden Vorteil, die besonders versiert bei der Rennvorbereitung im Simulator sind und sich dynamisch mittels Live-Daten am Rennwochenende anpassen können. Die Abstände zwischen den Teams dürften größer als normalerweise sein, ganz besonders zu Beginn des Rennwochenendes. Wer gut ins Wochenende startet, erhält eine gute Chance, seine direkten Gegner zu überholen.

Nur eine Handvoll der aktuellen Fahrer ist in der Vergangenheit - in verschiedenen Rennserien - bereits auf dieser Strecke gefahren. Entsprechend könnte die unbekannte Charakteristik der Strecke das Feld ausgleichen. Ähnlich wie auf Strecken wie Monaco, wo Streckenkenntnisse ein entscheidender Vorteil sein kann, werden auch hier die erfahrenen Piloten vor dem Wochenende einen Vorteil haben. Allerdings werden sich hier jene Fahrer am meisten auszeichnen können, die ein natürliches Gefühl für die Abstimmung des Autos besitzen.

Simulation  

Die Herangehensweise an eine relativ unbekannte Strecke wie jene in Österreich verlangt nach ausgiebigen Simulationsarbeiten. Die Zeit im Fahrsimulator ist entscheidend, um so genaue Daten wie möglich zu liefern, auf denen das Team seine Arbeit bis zum ersten Training aufbauen kann. Moderne Simulationswerkzeuge sind ausreichend präzise, um eine solide Basis zu legen. Dennoch gibt es einige Feinheiten, die nicht berücksichtigt werden können. Erst im Laufe der Fahraktivitäten sammeln die Teams Informationen darüber, wie alt der Asphalt ist, wie unterschiedlich der Grip an verschiedenen Stellen der Strecke ist und wie sich die Streckenoberfläche und die Balance im Verlauf des Wochenendes sowie des Rennens verändern. All diese Informationen müssen die Teams am Freitag und Samstag zusammentragen. Dies dürfte höchstwahrscheinlich zu mehr Fahrbetrieb in den Trainings führen.

Streckenverlauf  

Ähnlich wie das letzte Rennen in Montreal ist dies eine Strecke mit relativ wenigen Kurven und mehreren Geraden, sodass erneut die Leistung gefragt ist. Dieses Streckenlayout unterstreicht auch den Benzinverbrauch: Beides Charakteristiken, die den Stärken der Mercedes-Benz Power Unit entgegenkommen. Genau wie in Montreal spielt auch die Bremsstabilität eine entscheidende Rolle. Von den zehn Kurven der Strecke sind sieben als Bremsmanöver ausgewiesen, drei davon werden als stark bewertet. Die erste Kurve ist fantastisch und lässt sich auf viele Weisen mit jener in Austin vergleichen. Der Anstieg mag im Fernsehen nicht allzu groß wirken, aber in der Realität ist es eine knifflige, blinde Rechtskurve, die stark bergauf geht. Die erste Kurve in Austin ist sicherlich steiler, dafür ist diese stärker überhöht und für den Fahrer schlechter einzusehen. Das macht es umso spannender.

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