MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Toto Wolff: «Das war teilweise zum Schmunzeln»

Von Vanessa Georgoulas
Toto Wolff: «Jetzt ist die Vereinbarung, dass wir uns am Montag nach Abu Dhabi mit Lewis Hamilton treffen»

Toto Wolff: «Jetzt ist die Vereinbarung, dass wir uns am Montag nach Abu Dhabi mit Lewis Hamilton treffen»

40 kleine Niki Laudas, Gespräche, die zum Schmunzeln sind und die Gründe der verzögerten Vertragsverlängerung von Lewis Hamilton: Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff packte im ORF-Interview aus.

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff weiss, dass seine beiden Schützlinge Lewis Hamilton und Nico Rosberg vor dem WM-Finale in Abu Dhabi eine schwierige Zeit durchstehen müssen. Der Österreicher bestätigt im ORF-Interview: «Man merkt, dass die Situation zwischen den Beiden schwieriger geworden ist und sich zugespitzt hat. Aber dadurch, dass die Beiden miteinander arbeiten und miteinander im gleichen Meeting-Raum sitzen und die gleichen Briefings machen, müssen sie professionell sein. Und das sind sie auch. Nico und Lewis kennen sich schon so lange und kennen die Spielchen des jeweils Anderen.»

Der 42-jährige Wiener erinnert sich: «Wir haben gemerkt, dass es vor dem Sommer anders wird. Dann kam Ungarn, und im Rennen waren wir nicht ganz so gut als Team. Wir haben dort einen Funkspruch rausgelassen, der nicht ganz klar war und zu weiteren Unklarheiten und einem harten Manöver führte. Da hat es begonnen zu knistern. Und dann kam Spa. Das war im Nachhinein gesehen ein reinigendes Gewitter und seit dann ist es auch zwischen den Beiden wieder entspannter.»

Und Wolff schildert: «Nico hat sich in Ungarn benachteiligt gefühlt und hat dann eben das nächste Mal gezeigt, dass er nicht zurückzieht. Da hat es gekracht. Das war für uns als Team ein herber Rückschlag und sehr enttäuschend, denn die oberste Regel lautet, wir fahren uns nicht ins Auto. Und gerade in Spa haben wir Teile auf das Auto bekommen, die eigentlich für Monza gedacht wären. Die Jungs, die daran gearbeitet haben, haben ihren Urlaub geopfert, damit diese Teile ans Auto kommen. Und dann ein so unnötiger Unfall.»

Dabei war beiden Fahrern klar, wie sie sich auf der Strecke zu benehmen hatten, denn vor der Saison wurde ein Verhaltenskodex ausgemacht. Wolff erklärt: «Was wir am Anfang des Jahres gemacht haben, ist unüblich für die Formel 1. Wir haben uns mit den beiden Fahrern zusammengesetzt und gesagt: Wir wollen jetzt ein paar Regeln durchsetzen und wir legten fest, wie diese Regeln lauten. Wir haben verschiedene Situationen durchgespielt. Normalerweise lässt sich so etwas mit Rennfahrern nicht machen. Denn wenn das Visier runtergeht, ist alles vergessen. Aber die Beiden sind auf einem derart hohen Niveau, dass es immer geklappt hat.»

Gespräche zum Schmunzeln

Der Motorsport-Direktor verrät auch: «Unsere Fahrer arbeiten eng miteinander, aber vor dem letzten Rennen ist es natürlich etwas anders. Wir gehen als Team mit den Daten so frei um, weil wir davon lernen können. So wird unser Auto schneller, und auch die Fahrer. Man sieht, wie die Beiden sich aneinander heranarbeiten und sich gegenseitig antreiben. Jetzt zum letzten Rennen ist es klar, dass jeder etwas in der Hinterhand hält. Beide versuchen auszuloten, wie weit sie gehen können mit den Regeln. Da gab es vergangene Woche Gespräche, die manchmal zum Schmunzeln waren, aber verständlich sind.»

Ein Beispiel lässt sich Wolff entlocken: «Eine Regel lautet, dass wir immer versuchen, auf den Plätzen 1 und 2 nach vorne zu kommen. Normalerweise sind die beiden Piloten mit dem gleichen Motorenmapping unterwegs. Wenn einer der Beiden aber nicht unmittelbar hinter dem Anderen liegt, darf er mit einer etwas aggressiveren Motoreneinstellung wieder zufahren und dann wird wieder auf das gleiche Mapping wie beim Teamkollegen umgestellt. Jetzt war die Frage, ob wir das Zufahren auch in Abu Dhabi zulassen, wenn einer selbstverschuldet zurückfällt. Wir hören dann immer zu und sagen: Nein, nein, es bleibt alles so, wie wir es besprochen haben.»

Toto Wolff: Party mit Niki Lauda

Dass in Abu Dhabi die doppelte Punktzahl verteilt wird, hält Wolff für keine gute Idee – auch wenn er dieser Regeländerung selbst zugestimmt hat, wie er unumwunden zugibt: «Aus meiner Sicht ist das Schwachsinn, weil es kann sein, dass es das Ergebnis auf den Kopf stellt, und das will niemand. Warum das gekommen ist, wissen wir auch alle. Im letzten Jahr hat Sebastian Vettel die letzten neun Rennen gewonnen und man hat einfach versucht, die TV-Zuschauerzahlen hoch zu halten, indem man der WM zum Ende der Saison etwas mehr Gewicht gibt. Das ist verständlich doch aus sportlicher Sicht ist nicht gut. Wir haben alle unsere Hand fälschlicherweise dazu gehoben. Es wird am Ende einen legitimen Weltmeister geben. Wie das zustande gekommen ist, spielt keine Rolle. In den Geschichtsbüchern wird der Name stehen und damit hat sich's.»

Wolff weiss, dass seine Mannschaft im nächsten Jahr die grosse Herausforderung meistern will, den Titel zu verteidigen. Er sagt:«Mit Wut im Bauch und als Zweiter lässt es sich leichter arbeiten und motivieren. Jetzt schauen wir, wie können wir unsere Motivation aufrecht erhalten und uns unsere Feindbilder bewahren. Da versuchen wir alle subtilen und weniger subtilen Techniken für uns zu nutzen.»

Dass mit dem 2008er-Weltmeister Lewis Hamilton noch keine Vertragsverlängerung erzielt wurde, erklärt Wolff folgendermassen: «Was wir wollten, ist Kontinuität, und nicht, dass wir plötzlich in einem Jahr zwei neue Fahrer suchen müssen. Nico ist ein wichtiger und langjähriger Bestandteil des Teams und deswegen wollten wir vorzeitig verlängern. Mit Lewis läuft der Vertrag noch 2015. Wir haben im Sommer begonnen, darüber zu diskutieren, und haben uns herangetastet. Wir haben gesagt, dass wir gerne weitermachen wollen, und Lewis hat das auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir wollten das aber nicht während der heissen WM-Phase machen und auch Lewis hat gesagt: Machen wir das nach Abu Dhabi. Jetzt ist die Vereinbarung, dass wir uns am Montag nach Abu Dhabi mit ihm treffen.»

Davor soll aber noch einmal tüchtig gefeiert werden. Wolff erzählt: «Niki hat schon beim letzten Wochenende richtig was springen lassen. Wir waren in Sao Paulo mit allen Ingenieuren essen und die Einladung ging auf ihn. Jeder durfte dann mal sein Kapperl aufsetzen. Wir hatten also 40 kleine Niki Laudas an jenem Abend. Zum ersten Mal seitdem ich ihn kenne, fliegt er am Sonntag nach dem Rennen nicht um 17.30 Uhr zurück, sondern bleibt bis Montag, um den Sonntagabend noch auszukosten.»

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