Bernie Ecclestone: «Formel 1 ist nicht wie Fussball»
Bernie Ecclestone: «ch sage nicht, dass irgend etwas mit den Fussball-Fans nicht stimmen würde, sie sind ein super Markt, doch sie sind eine andere Art von Publikum»
Bernie Ecclestone sieht die Formel 1 als Teil der Unterhaltungsindustrie. Der streitbare Baumeister der Königsklasse des Motorsports erklärte im Interview mit Campaign Asia-Pacific-Markenchef Atifa Silk auf die Frage, wofür die Marke Formel 1 denn stehe: «Das ist eine schwierige Frage. Ich schätze, es ist eine der Hauptsportarten und der Sport ist Teil der Unterhaltungsindustrie. Manchmal geht der Unterhaltungsfaktor wegen des technischen Aspekts etwas unter, und das gefällt mir überhaupt nicht. Wir sind ein sehr technischer Sport und daran soll sich auch nichts ändern, aber ich würde gerne Fortschritte hinsichtlich des Unterhaltungswertes sehen.»
Der 84-jährige Selfmade-Milliardär ist überzeugt: «Normalerweise halten sich diese beiden Aspekte die Waage, und das wird sich auch wieder einpendeln. Denn zur Zeit stehen wir eine ganz besondere Phase durch, und sobald wir das geschafft haben, werden wir wieder da sein, wo wir davor schon waren. In der Formel 1 haben wir ein weltweites Publikum, das – wie ich sage – anspruchsvoll ist. Wir sind nicht wie die Fussball-Fans, wenn man so will. Ich sage nicht, dass irgend etwas mit den Fussball-Fans nicht stimmen würde, sie sind ein super Markt, doch sie sind eine andere Art von Publikum.»
Bernie Ecclestone ist kein Ballett-Freund
Auf die Frage, wie man den Unterhaltungsfaktor in der Formel 1 verbessern könne, erklärt Ecclestone: «Unterhaltung ist, was die Leute sehen wollen. Wenn man mich heute Abend ins Ballet schleppen und sagen würde, es sei fantastisch, dann würde ich erwidern: Nicht für mich! Mag sein, dass es für viele Leute gute Unterhaltung ist, aber mir passt das nicht. Wenn ich die Ballett-Fans fragen würde, ob sie an ein Formel-1-Rennen gehen wollen, würden sie sich wohl nicht darum reissen.»
Der Chefpromoter der höchsten Motorsport-Klasse räumt aber auch ein: «Man kann natürlich nicht wissen, was die Leute mögen und was ihnen nicht gefällt. Vielleicht würde ich das Ballett lieben, wenn ich es ausprobieren würde. Ich verstehe nur nicht, warum die immer auf ihren Spitzen tanzen. Wieso heuern sie nicht einfach grössere Mädchen an? Es wäre so viel einfacher… Heutzutage gibt es so viele Formen von Unterhaltung. Vielleicht mache ich uns jetzt schlecht, aber früher war das Angebot noch überschaubarer. Es gab weniger TV-Sender, die Leute hatten nicht viel zur Auswahl, und nun haben sie mehr als genug. Die Konkurrenzsituation hat sich also verschärft.»
Bernie Ecclestone: «Sind nicht von Sponsoren abhängig»
Ecclestone verrät auch: «Die Formel 1 hängt nicht wirklich von den Sponsoren ab, das ist kein existenzieller Betrag, der da zusammenkommt. Die Königsklasse finanziert sich durch die Gebühren für die GP-Austragungen und TV-Rechte. Es gibt Sponsoren und wenn alle gleichzeitig aussteigen würden, dann würde uns das auch treffen, aber es wäre ein kleinerer Schaden als bei einem Rennstall, denn wir können unsere Kosten senken.»
Der kleine Brite schätzt: «Die Teams hängen sehr viel stärker von den Sponsoren-Geldern ab, auch wenn das von Mannschaft zu Mannschaft variiert. Die erfolgreicheren Teams finanzieren sich etwa zu 50 Prozent aus Sponsoren-Einnahmen, am hinteren Ende des Feldes machen die Sponsoren-Gelder 70 oder 80 Prozent des Team-Budgets aus.»