Marussia doch gerettet? Auktion abgesagt, Investor da
Geht über Marussia wieder die Sonne auf?
Der frühere Marussia-Sportchef Graeme Lowdon hatte immer gesagt: «Es gibt die Chance, dieses Team zu retten. Nur darf in dieser Woche nicht unser Material versteigert werden.» Dazu wird es nicht kommen: die Insolvenzverwalter von Marussia haben diese Versteigerung am vergangenen Wochenende auf unbestimmte Zeit verschoben und nun ganz abgesagt.
Der langjährige Marussia-Teamchef John Booth bestätigt gegenüber der BBC: «Wir stehen in recht weit gediehenen Verhandlungen mit einem neuen Investor, der glaubwürdig ist.»
Ein Vertreter der Insolvenzverwalter «FRP Advisory» bestätigt: «Die Auktion ist deshalb abgesagt worden, um Verhandlungen mit einer dritten Partei zu führen.»
Die Schulden von Marussia betragen bei mehr als 200 Gläubigern rund 40 Mio Euro. Der Grossteil davon steht gemäss Berichten aus England zufolge Ferrari als Antriebs- und McLaren als Technikpartner zu. Der italienische Traditionsrennstall wartet noch auf umgerechnet 21,2 Millionen Euro, McLaren immerhin noch auf 9,1 Millionen Euro. Auch die britische Bank Lloyds muss wohl eine Menge Geld abschreiben. Dem in öffentlicher Hand befindlichen Unternehmen droht ein Verlust von mehr als 12 Millionen Euro, die in den Rennstall investiert worden waren.
Booth hält die Chance auf die Rettung von Marussia für «ziemlich hoch». Das Team ist unter dem Namen Manor noch immer für die Formel-1-WM 2015 eingeschrieben und hätte Anrecht auf die Preisgelder 2014, dank des tollen neunten Platzes von Jules Bianchi in Monaco.
Booth schränkt ein: «Der Handel ist sehr kompliziert und Zeit ist ein wesentlicher Faktor.»
Die Zeit ist tatsächlich zu knapp, um ein 2015er Auto zu bauen. Mehr als ein Windkanalmodell von 60 Prozent Grösse gibt es davon nicht. Um 2015 weiter Rennen zu fahren, müsste Marussia (oder Manor) eine Sondererlaubnis des Autoverbands FIA erhalten, um modifizierte 2014er Renner einzusetzen. Eine solche Erlaubnis hat Caterham (die ebenfalls hoffen, in der Formel 1 zu bleiben) bereits erhalten.