Nico Rosberg zu Lewis Hamilton: «Ich will Revanche!»
Nico Rosberg und Lewis Hamilton
Alles bei diesen Wintertestfahrten deutet darauf hin: Mercedes liegt der Konkurrenz erneut voraus, und damit ist die Bühne präpariert für das zweite WM-Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg.
Der in Monaco aufgewachsene Deutsche bleibt aber wachsam. «Wie ist die Stimmung so bei Ferrari?» will der 29jährige im Gespräch mit den italienischen Kollegen der «Gazzetta dello Sport» als erstes wissen. Auch Rosberg wittert: Ferrari wird stärker sein als 2014, die Frage ist nur – wie gut ist das Auto von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen wirklich?
Rosberg will sich 2015 um einen Rang steigern und in der kommenden Saison erreichen, was er 2014 verpasst hat – Weltmeister werden. «Ich muss dazu lediglich etwas besser fahren. Und das ist möglich, denn ich habe 2014 viel gelernt. Ich weiss, dass ich stärker sein werde. Ich will meinen Vorsprung in der Quali bewahren und im Rennen besser umsetzen. Wenn ich zwei oder drei ganz bestimmte Einzelheiten verbessere, kann ich im Grand Prix auch vorne bleiben und mehr Rennen gewinnen.„
Natürlich lässt sich der achtfache GP-Sieger nicht in die Karten schielen, welche Einzelheiten das sind ...
So oder so weiss Rosberg: «Es wird wieder ein harter Kampf. Aber das ist ja auch das Schöne am Rennsport. Unser Duell ist etwas ganz Besonderes, weil sich dieser Zweikampf aus dem Kartsport bis in die Formel 1 fortgesetzt hat. Lewis zu schlagen, das ist schöner als bei jedem anderen Gegner.»
Fühlt Rosberg bei Hamilton nach dessen zweitem Titel, dass der Siegeshunger des Engländers gestillt ist? «Wenn du gewonnen hast, dann kann es schon sein, dass man ein wenig die Motivation verliert», meint Rosberg. «Hamilton hat den Titel verdient, aber ich habe auch Verdienst daran, dass Mercedes Weltmeister geworden ist. Vielleicht habe ich es leichter, weil ich mein Ziel noch nicht erreicht habe. Ich will Revanche für 2014.»
Hinter den Kulissen wird auf politischem Weg versucht, am Vorsprung der Mercedes zu sägen. Ärgert das Rosberg? «Ach was, das war doch schon immer so. Als Red Bull Racing und Ferrari dominiert haben, ist das auch so gewesen. Wenn ein Team voraus ist, versuchen die anderen eben mit allen Mitteln, diesen Vorsprung zu verringern. Gekämpft wird nicht nur auf der Strecke, sondern auch auf der politischen Ebene.»
Rosberg hat einen tollen Lauf: 2014 ein neuer Vertrag mit Mercedes, das WM-Duell mit Hamilton, die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Vivian. Nun wird er Papa. Rosberg grinst: «Der Legende zufolge wird ein Fahrer mit jedem Kind um eine halbe Sekunde langsamer! Warten wir mal ab, ob das wirklich so ist. In Wahrheit wird das für uns ein wunderschöner Moment. Innerhalb weniger Wochen haben wir uns einen Labrador zugelegt, und dann ist die Nachricht gekommen, dass Vivian schwanger ist. Wir sind überglücklich und können es kaum erwarten. Familie bedeutet mir sehr viel, es gibt nichts Wichtigeres im Leben.»
Nico glaubt, dass «ich ein anderer Papa werde als mein Vater. Früher war doch alles anders: der Vater hat gearbeitet, die Mutter war zuhause. Ich will mich da mehr einbringen, ich will mithelfen, so wie ich heute mit dem Hund Gassi gehe oder die Küche putze.»
Fährt als Familienvater die Angst vielleicht öfter mit, gerade jetzt, wo die Formel 1 sich Sorgen um Fernando Alonso machte? Nico meint: «Der Unfall von Fernando hat nichts geändert. Denn wir wissen ja überhaupt nicht, was da genau vorgefallen ist. Auch Fernando selber weiss es wohl nicht. Ich habe jedes Vertrauen in Mercedes, dass sie mir ein so sicheres Auto geben wie es nur menschenmöglich ist.»
Apropos Auto: Für seinen Silberpfeil wünscht sich Rosberg nur eines. «Etwas mehr Motorenlärm wäre nicht übel, denn die Formel 1, das ist Atmosphäre. Abgesehen davon sind die Autos atemraubend.»
Natürlich fragen die Italiener, ob Rosberg nicht hin und wieder mit Ferrari liebäugle und was er von Sebastian Vettel dort halte. Nico: «Ferrari ist eine Rennlegende, aber das sind die Silberpfeile auch. Ich bin happy dort, wo ich bin, wir haben das beste Team. Ich denke heute nicht an Ferrari. Wenn ich mich in die Lage von Sebastian versetze, dann kann ich gut verstehen, dass er nach vier Titeln eine frische Motivation brauchte, nach einem Jahr zudem, in dem nicht viel vorwärts ging, wegen des Motors.»
Gestern hat Lewis Hamilton im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya gemeint, es gebe mit Nico Rosberg nichts zu besprechen – die Frage bezog sich auf die Unstimmigkeiten 2014.
Nico Rosberg sagt zum gleichen Thema: «Unterm Strich respektieren wir uns und finden immer einen Dialog. Es wird erneut schwierige Moment geben, es ist unvermeidlich zwischen uns. Aber das bereinigen wir privat. Auch wenn es nicht mehr vorkommt, dass Lewis spontan bei uns auf einen Hamburger vorbeikommt.»