Sauber gegen Giedo van der Garde: Gericht entscheidet
Da war noch alles in Ordnung: Van der Garde, Kaltenborn und Adrian Sutil bei einer kleinen Feier für Team-Manager Beat Zehnder
Kennen Sie Clyde Croft? Auch nicht? Bislang war der australische Richter in Sachen Formel 1 ein unbeschriebenes Blatt. Das wird sich am kommenden Montag ändern. Dann muss Richter Croft am Obersten Bundesgericht des Staates Victoria darüber befinden, wer wenige Tage später in den Sauber-Rennwagen sitzt: Die für 2015 verpflichteten Felipe Nasr und Marcus Ericsson oder doch der Holländer Giedo van der Garde? Der letztjährige Sauber-Testfahrer van der Garde glaubt, einen gültigen Vertrag als GP-Fahrer 2015 von Sauber zu besitzen. Und er pocht auf sein Recht.
In einer erstinstanzlichen Entscheidung eines Schweizer Schiedsgerichts wurde vor kurzem dem Antrag Giedo van der Gardes stattgegeben: Sauber müsse alle Handlungen unterlassen, die ihn daran hindern könnten, als einer der beiden nominierten Fahrer von Sauber an der Formel-1-WM 2015 teilzunehmen. Diese Entscheidung ist rechtlich verbindlich, aber noch nicht rechtskräftig. ?
Laut der Dokumente, die van der Garde am Mittwoch in Australien eingereicht hat, wurde ihm am 28. Juni 2014 ein Cockpit für 2015 garantiert, die Teamleitung brach diesen Vertrag jedoch wenige Monate später. «Anfang November 2014 wurde Herr van der Garde durch die Geschäftsführung von Sauber, Frau Monisha Kaltenborn, informiert, dass die beiden Sauber-Cockpits an andere Fahrer vergeben wurden und für Herrn van der Garde 2015 daher kein Platz im Team sei», steht in den Unterlagen.
Giedo van der Garde und sein Anwalt Matthew Spain haben aus diesem Grund Klage beim Victorian Supreme Court in Australien eingereicht, um Sauber per Eilgericht zu zwingen, ihn beim Grand Prix von Australien am 15. März starten zu lassen.
Giedo van der Garde startete 2013 mit Caterham in der Formel 1, die WM beendete er auf dem 22. Rang (nur Max Chilton war noch schlechter), für 2014 wurde er als Ersatzpilot von Sauber unter Vertrag genommen, mit der Aussicht, im Jahr darauf zum Stammfahrer befördert zu werden.
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Da diese Angelegenheit vor Gericht liegt, wäre es unangemessen, sich über Details des laufenden Verfahrens zu äussern. Wir werden jedoch alle notwendigen Schritte ergreifen, um unsere Firma, diesen Rennstall sowie unsere Interessen zu schützen.»
Felipe Nasr und Marcus Ericsson halten mit ihren Sponsoren-Millionen das Sauber-Team über Wasser. Kaltenborn, selber ausgebildete Juristin, wird vor Gericht argumentieren, dass die Verpflichtung des Brasilianers und des Schweden zwingend war, um das Überleben des Rennstalls mit rund 330 Mitarbeitern zu garantieren.
Ob sich das Gericht dieser Ansicht anschliesst, kann derzeit niemand vorhersagen.