Paul Hembery: «Freie Reifenwahl ist unmöglich»
Paul Hembery befürchtet: «Es könnte soweit gehen, dass einige Fahrer der hinteren Ränge konstant die extra-weiche Mischung wählen würden – ungeachtet dessen, ob diese Reifen für den Renneinsatz ungeeignet sind»
Der jüngste Vorschlag von Force India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer sorgte für Diskussionen im Formel-1-Zirkus. Der 50-jährige Rumäne will bei der nächsten Sitzung der Formel-1-Strategiegruppe am 14. Mai den Vorschlag bringen, ab 2017 die freie Reifen-Wahl einzuführen. Er fragt: «Pirelli hat vier unterschiedliche Mischungen im Angebot. Warum darf nicht jedes Team seine zwei Optionen individuell auswählen?»
Die Antwort auf diese Frage folgt von Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. Der Brite erklärte ?den Kollegen von GPUpdate.net: «Zuerst muss man sicherstellen, dass alle Teams diesem neuen Vorschlag zustimmen – und das ist nie einfach. Und bei einer solchen Regel müsste man auch garantieren, dass alle Teams eine vernünftige Wahl treffen.»
Hembery schildert: «Es könnte soweit gehen, dass einige Fahrer der hinteren Ränge konstant die extra-weiche Mischung wählen würden, um im Qualifying einen Vorteil zu haben – und zwar ungeachtet der Frage, ob diese Reifen für den Renneinsatz geeignet sind. Aber es gibt auch logistische Argumente, die diese Regeländerung unmöglich machen.»
Szafnauer ist hingegen überzeugt: «Wenn die Teams Pirelli mit einem Vorlauf von vier Wochen sagen, welche Mischungen sie für den jeweiligen Grand Prix zur Auswahl haben wollen, können die Reifen rechtzeitig produziert werden. Es kostet also nicht mehr. Die Wahl bleibt dann bis Donnerstag vor dem Rennen geheim. So hätten wir schon am Donnerstag ein Thema, über das jeder spricht.»
Der Hintergedanke dabei ist: Die Teams würden damit auf noch unterschiedlichere Strategien als bisher setzen können. Die «Reifenflüsterer» unter den Piloten könnten etwa auf weichere Mischungen als ihre Konkurrenten ?ausrücken. Das Plus an Möglichkeiten würde den Sport unberechenbarer und somit auch spannender machen.