Pirelli: Abu Dhabi-Test, neuer superweicher Reifen?
Pirelli-Rennchef Paul Hembery
Reifenhersteller Pirelli hat wiederholt darauf hingewiesen: um sich gründlich auf eine Saison vorbereiten zu können, brauchen die Mailänder ausgiebige Tests – und zwar nicht im kühlen spanischen Winter, sondern bei warmem Wetter, wie etwa im November in Abu Dhabi. Pirelli hat daher bei der FIA den Wunsch deponiert, im Anschluss ans WM-Finale in Arabien Testfahrten durchführen zu können. Eingeladen sind grundsätzlich alle Teams, aber für Pirelli würde es reichen, wenn drei oder vier Rennställe der Einladung folgen.
Pirelli – wo Sicherheit gross geschrieben wird – hatte von den verschiedenen Rennställen Annäherungswerte erhalten, was die Entwicklung von 2014 auf 2015 und während der laufenden Saison angeht. Von daher hat Pirelli Reifen gebaut, welche in Sachen Verschleiss und Abbau das prognostizierte Plus an Speed ausgleichen würde.
Aber dann stellte sich heraus: im Schnitt ist die Formel 1 in den sieben bisherigen Rennen nur eine halbe Sekunde schneller geworden. Da die Reifen weniger stark abbauen als früher, kommen die meisten Fahrer mit nur einem Stopp aus. Das wird wohl auch hier in Silverstone so sein.
Pirelli hat besonders am Hinterradreifen gearbeitet, der widerstandsfähiger wurde. Die Rennställe ihrerseits bringen nun ein Jahr Erfahrung mit der Turbo-Formel 1 mit, auch dies führt zu einem schonenderen Umgang mit den Reifen.
Aber das alles führt zu eher faden Rennen, und die einstige Vorgabe des Autoverbands FIA an Pirelli – bitte Reifen bauen, die für Zwei- oder Dreistopprennen sorgen – ist somit verpasst.
Pirelli hatte mit einer durchschnittlichen Verbesserung um zwei Sekunden pro Runde gerechnet, das ist nicht passiert. Nun wird Pirelli mit tendenziell weicheren Reifenkombinationen reagieren. Und die sollen in Abu Dhabi erprobt werden.
Freie Reifenwahl unrealistisch?
Unter den Vorschlägen der Strategiegruppe ist auch, den Rennställe freie Reifenwahl zu lassen. Die Idee: Mit einer mutigen Reifenwahl könnte ein Mittelfeld-Team bei einem bestimmten Rennen den grossen Wurf landen, die Grands Prix sollen unberechenbarer werden.
Doch Pirelli-Rennchef Paul Hembery dämpft in England die Hoffnungen, dass die Teams in Sachen Reifen künftig tun und lassen können, was sie wollen: «Das geht schon allein aus Gründen der Sicherheit nicht. Wir müssen das Image der Marke Pirelli schützen. Auf Pisten also, wo die Reifen besonders beansprucht werden, sie dies aufgrund der hohen Topspeed oder der extremen Belastung in den Kurven oder wegen der Hitze, da würden wir weiterhin vorgeben, welche Mischungen zur Verfügung stehen.»
Was hingegen bei Pirelli erwogen wird: die Einführung einer fünften Mischung – neben den heuten Möglichkeiten hart, mittelhart, weich und extraweich soll es gemäss Hembery 2016 eine superweiche Mischung geben, die freilich nur auf Strassenkursen wie Singapur oder Monte Carlo zum Einsatz käme.