Nico Rosberg: Ist er nur ein schlechter Verlierer?
Die Gesichter sagen alles
Für die meisten Insider im Formel-1-Fahrerlager gibt es wenig Sympathie für Griesgram Nico Rosberg nach dem USA-GP. Alle haben Verständnis für die grosse Enttäuschung des Deutschen, im Wissen, dass eine weitere Chance (wenn auch eine kleine) auf einen Titel vorbei ist, im Wissen, dass der GP-Sieg in Texas futsch ist.
Nico über den entscheidenden Moment, als er von der Bahn rutschte: «Ich weiss nicht, was mit den Hinterrädern da war. So etwas ist mir noch nie passiert. Aber so lange ich keine Gewissheit habe, dass es da ein Problem mit dem Wagen gab, muss ich davon ausgehen, dass das mein Fehler war.»
Aber Lewis Hamilton sagt: «Mir ist das auch passiert, und ich wäre um ein Haar ebenfalls von der Bahn geschlittert. Ich schätze, es hat mit dem Zustand der Piste zu tun, mit den Reifen, die vielleicht nicht auf Idealtemperatur sind, mit der verhältnismässig niedrigen Pistentemperatur.»
Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle ist vor kurzem den Mercedes-Silberpfeil gefahren – als vierter Mensch nach Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Pascal Wehrlein. Der Brite sagt: «Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Dampf dieser Motor hat. Es gibt ständig durchdrehende Räder, und du kommst mit Schalten kaum nach.»
Zum Fehler von Rosberg meint Brundle: «Seien wir ehrlich – es war ein Fehler ohne Not. Nico muss sich da an der eigenen Nase nehmen.»
Etwas Anderes ist die Situation in der ersten Kurve. Da wird heute bei der Nachbesprechung noch zu reden gaben. Rosberg mault: «Ich erwarte eigentlich schon, dass man mir in einer Kurve ein wenig Raum zum Überleben gibt. Aber das ist nicht passiert. Um genau zu sein, fährt man mir auch noch ins Auto, das ist schon ein wenig zu viel.»
Im Grunde war die Szene ein Abziehbild von Suzuka, nur ohne Feindberührung. Schon damals liess Hamilton seinen Stallrivalen neben sich auf dem Randstein verhungern. Rosberg wich damals aus, um eine Kollision zu verhindern.
Damals erklärte Nico in seiner Kolumne in der Bild-Zeitung: «Ich kenne die Vorwürfe, die jetzt immer kommen: Ich bin zu weich und so. Dazu sage ich: Wir haben vorgegebene Regeln vom Team, wie wir uns bei Zweikämpfen zu verhalten haben. Dementsprechend habe ich mich in Japan auch verhalten.»
Rosberg-Sympathisanten würden mutmassen: Für Hamilton gelten andere Regeln.
Rosberg-Kritiker würden sagen: Ein solch beinhartes Manöver ist eben einer der Gründe, wieso Hamilton inzwischen dreifacher Champion ist.