MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Lewis Hamilton: Hänseln von Nico Rosberg ein Eigentor

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg geht in Brasilien gegen Lewis Hamilton in Führung

Nico Rosberg geht in Brasilien gegen Lewis Hamilton in Führung

​Formel-1-Champion Lewis Hamilton hat immer wieder gezielt kleine Nadeln Richtung Nico Rosberg abgefeuert. In Mexiko und Brasilien hat sich gezeigt: Sie bleiben wirkungslos.

Die Szene nach dem Start zum USA-GP in Austin hat das Fass zum Überlaufen gebracht. «Die Aktion von Lewis in Japan war bereits grenzwertig», blickt Nico Rosberg zurück, «aber in Texas fand ich, dass er eine Grenze überschritten hatte.» Hamilton drängte dort Rosberg gnadenlos zur Seite und wurde Weltmeister. Viele Formel-1-Sachverständige sahen sich bestätigt: Wenn es hart auf hart geht, dann zieht Rosberg eben zurück.

Rosberg wiederum hatte es in der Hand, das Rennen auf dem «Circuit of the Americas» zu gewinnen, wurde aber in einer Bremszone von einer Windbö ausgehebelt und rutschte von der Bahn. So eine Einladung muss man einem Lewis Hamilton nicht zwei Mal schicken.

Rosberg war nach dem Grand Prix in Texas wütend: auf Hamilton, auf sich selber.

Der Engländer stichelte immer wieder gegen Rosberg. Früher hat er unterstellt, Rosberg sei mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, er, Hamilton, habe sich alles erkämpfen müssen. Im Anschluss an den Mexiko-GP und seine Niederlage hänselte Hamilton: «Nico ist heute sehr gut gefahren – keine Fehler, keine Windbö.»

Zuvor hatte Lewis von sich selber behauptet: «Es ist für einen Stallgefährten furchtbar, mich als Teamkollegen zu haben.»

Wie sich in Mexiko zeigte, perlte das alles an Rosberg ab. Nach Austin war der Mercedes-Pilot dumpf entschlossen, sich nicht noch einmal zu beugen wie in Japan und in den USA. Nach dem Rennen in Austin war auch klar: Was immer passiert, würde keine Konsequenzen für den WM-Verlauf mehr haben, das Titelrennen war entschieden.

Rosberg fährt seit Mexiko, als hätte er seinen inneren Hochleistungsrechner neu gestartet.

Nico selber meint: «Meine Motivation für Mexiko-Stadt war – zurück auf eine frühere Rennstrecke, tolle Bahn, grandioses Auto, und da waren dann noch einige Bemerkungen von Lewis. Das hat mich nur umso mehr angestachelt, ihn zu schlagen.»

Wird das Hänseln von Nico Rosberg für Lewis Hamilton zum Eigentor?

Rosberg weiter: «Klar war ich in Texas enttäuscht. Aber kurz darauf konnte ich es kaum erwarten, nach Mexiko zu kommen. Es ist nicht gut, wenn du zu lange über Vorkommnisse brütest. In Mexiko kam der Finne in mir durch, das, was die Finnen “sisu“ nennen, einen bestimmten Kampfgeist. Ich bin froh, dass ich in Mexiko gewinnen konnte.»

Und nicht nur das: Vierte Pole-Position in Folge in Mexiko-Stadt, gefolgt von der fünften in Interlagos, und auf einmal kann Rosberg das auch in gute Starts und in Siege umsetzen.

Hamilton beklagte sich während des Brasilien-GP über die Strategie, er ruiniere im Windschatten von Rosberg seine Reifen. Aber Mercedes gab keine anderes Strategie aus. Und nun war es an Nico, eine Nadelspitze zu setzen: «Ich war im Rennen schneller, wenn er mir zwischendurch näher gekommen ist, dann nur deshalb, weil er seinen Reifen viel mehr abverlangte, und die waren dann völlig hinüber. Das hat uns beide auf drei Stopps gebracht. Aber er hat mir damit nicht das Leben schwer gemacht.»

Anders gesagt: Rosberg fuhr an der Spitze genau so schnell, wie er musste. Und als Hamilton aufrückte, ruinierte er dabei seine Reifen.

Der frühere Formel-1-Pilot Martin Brundle, heute GP-Experte der britischen Sky, glaubt: «Vielleicht ist der Mercedes in solchen Situationen anfälliger als andere Autos. Rosberg hat schon in China darüber gewettert, dass seine Reifen hinter dem Führenden abbauen, und Hamilton hat das auch in Mexiko getan. Aber für mich klingt das ein wenig nach Ausrede, um den neuen Speed und die psychische Stärke von Rosberg zu kontern.»

«Fünf Pole-Positions in Folge gegen einen so talentierten Fahrer wie Lewis Hamilton, das muss einer zuerst mal schaffen. 2014 konnte Nico jedoch zu wenige seiner Pole-Positions in Siege umsetzen. Auf einmal aber sitzen seine Starts, er positioniert den Wagen in Kurve 1 genau, wie er es sollte, und dann spult er fehlerfrei seine Runden ab, ungeachtet höchsten Drucks im Nacken. Seit dem Streifschuss in Austin ist er makellos gefahren, höchst beeindruckend.»

«Hamilton schützt vor, sein Job, also der Gewinn des WM-Titel sei erledigt. Derzeit macht er fast mehr Schlagzeilen durch Aktitiväten neben der Rennstrecke. Aber er muss in Abu Dhabi versuchen, den tollen Lauf von Rosberg zu stoppen – denn mit jedem Erfolg wächst das Selbstvertrauen von Nico, und diesen Schwung nimmt ein Pilot dann in den Winter mit.»

«Nico hat nun die Bestätigung: Er kann Hamilton im direkten Duell schlagen, das ist für mich die Überwindung einer enormen psychischen Barriere. Währenddessen wird sich Hamilton fragen, wo sein kleiner Vorsprung hingekommen ist, den er fast die ganze Saison über hatte. Einige sagen, das habe mit den Anpassungen der Reifendrücke seit dem Monza-GP zu tun. Ich glaube eher, das ist eine reine Kopfsache, das ist die Art und Weise, wie die Fahrer nach der WM-Entscheidung in Texas ihre Aufgaben angehen.»

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