Gérard Lopez: «Man würde sagen, ich bin ein Idiot»
Gérard Lopez: «Ich habe gelesen, dass Bernie Ecclestone alles bezahlt hat, was nicht der Wahrheit entspricht»
Aufmerksamen Beobachtern dürfte im Fahrerlager von Abu Dhabi ein ganz besonderer Gast aufgefallen sein. Jérôme Stoll ist ein leitender Renault-Angestellter, der in die Wüste gereist ist, um mit Bernie Ecclestone eine Vereinbarung über künftige finanzielle Verpflichtungen zu treffen. «Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan», beteuert Lopez. «Zwischen Lotus und Renault besteht eine Vereinbarung, die Verträge sind soweit fertig. Was den Rest angeht, müssen wir aber noch warten.»
Auf die Frage, ob die Entscheidung nun bei Renault-Konzernchef Carlos Ghosn liege, erklärt er: «Ja. das kann man so sagen.» Lopez verrät auch, dass die Gespräche zwischen Stoll und dem Formel-1-Chefpromoter Ecclestone gut verlaufen und man schnell vorankomme. Es gehe nur noch um kleine Differenzen bezüglich der Zahlen, erklärt er, und fügt an: «Ich denke, das Ganze wird auf eine sehr konstruktive Art und Weise bewältigt.»
Lopez ist auch überzeugt, dass er mit dem aktuellen Motorlieferanten Mercedes weitermachen kann, sollte der Deal mit Renault in letzter Minute platzen: «Es gibt ja das Lotus F1 Team mit einem Mercedes-Motor. Wir würden wahrscheinlich etwas zurückfahren, denn wir würden das Team nicht wie in der Vergangenheit finanzieren wollen. Wir würden wahrscheinlich mit rund 300 Mitarbeitern antreten. Aber das ist nicht das Ziel.»
Der 43-Jährige aus Luxemburg betont: «Wir wollen das mit Renault durchziehen, aber mit Blick auf die rechtliche Seite kann man sagen, dass ich immer noch mit einem Mercedes im nächsten Jahr antreten kann. Wenn ich das also muss, habe ich einen Vertrag mit Mercedes, der mich dazu berechtigt, das kann man mir glauben.»
Und Lopez dementiert Gerüchte, wonach Bernie Ecclestone erneut finanzielle Hilfe leisten musste, nachdem das Team verspätet in Abu Dhabi angekommen war: «Andere Teams wollten 10 Millionen Pfund im Voraus haben. Das war bei uns nicht der Fall. Ich habe gelesen, dass Bernie alles bezahlt hat, was auch nicht der Wahrheit entspricht. Er hat unsere monatliche Zahlung ein paar Tage früher vorgenommen, das ist alles. Es ist nicht einfach, denn wir weigern uns, Geld in etwas zu investieren, das wir verkaufen wollen. Wenn ich das machen würde, dann würden man sagen, ich bin als Geschäftsmann ein Idiot.»
Der Team-Besitzer erklärt selbstbewusst: «Ich glaube, wir haben die richtigen Entscheidungen gefällt, zuallererst, weil wir die 470 Mitarbeiter weiter behalten haben. Wir haben darüber hinaus auch bewiesen, dass dieses Team mit minimaler Entwicklung WM-Punkte holen kann, wofür andere sehr viel Geld ausgeben. Daneben haben wir auch noch die Verkaufsverhandlungen vorangetrieben.»
Zum Schluss fügt Lopez an: «Entweder wir bekommen mehr Geld oder die Kosten werden gesenkt. Sonst haben wir eine Hersteller-WM. Sollte das eintreffen, dann müssen wir vielleicht auch ein Hersteller-Team werden. Das wollen wir ja mit Renault erreichen. Letztlich werden wir immer da sein und gegen die Konkurrenz antreten.»