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Fernando Alonso sieht Baku: «Extrem schneller Kurs»

Von Mathias Brunner
​Der zweifache Weltmeister Fernando Alonso hat sich als erster Formel-1-Pilot den Strassenkurs in Baku (Aserbaidschan) angeschaut. Der Spanier ist beeindruckt.

McLaren-Honda-Star Fernando Alonso ist nach Baku (Aserbaidschan) gereist, um sich einen Eindruck vom kommenden GP-Kurs zu machen. Am 19. Juni findet der erste Grossen Preis von Europa in Aserbaidschan statt, auf einer Strecke, die mit nichts vergleichbar ist.

Erste Eindrücke des Formel-1-Champions von 2005 und 2006: «Die Atmosphäre ist durch die Nähe des Meeres reizvoll. Am auffallendsten – es wechseln sich sehr enge Passagen, besonders in der Altstadt, ab mit extrem schnellen Kurven und langen Geraden. Bei der Abstimmung wird ein Leitthema sein, den richtigen Kompromiss zu finden. Du brauchst Abtrieb für die langsamen Ecken, aber du musst auch ein windschlüpfiges Auto für die schnellen Passagen haben.»

Alonso hat als erster Formel-1-Fahrer bei einer langen Pistenbesichtigung erlebt, was der neue Kurs im Kalender alles zu bieten hat. Wie zum Beispiel die Zielgerade, wo die Formel-1-Boliden mit 340 km/h durch die Innenstadt rasen. Daneben nimmt sich der Spanier auch Zeit für Medientermine, Fans und Freiwillige, die sich auf das erste Formel-1-Rennen in Aserbaidschan vorbereiten.

Der McLaren-Pilot tritt in seiner Rolle als Botschafter des Strassenrennens auf. «Es ist eine riesige Ehre, dass ich der erste Formel-1-Fahrer sein werde, der Baku besucht und die Strecke inspiziert. Ich hatte schon viele grossartige Dinge über die Stadt gehört und gelesen und freute mich sehr darauf, das alles erstmals sehen zu können», sagte Alonso, der den Grossen Preis von Europa bereits dreimal gewinnen konnte, zuletzt 2012 in Valencia.

«Aus technischer Sicht, da bin ich sicher, werden meine Kollegen und ich es lieben, in Baku zu fahren, da Stadtkurse immer eine berauschende Herausforderung sind», so Alonso. «Wir haben hier den schnellsten Strassenkurs der Welt, und das ist genau, was vielleicht manchmal auf einer solchen Strecke fehlt. Wir haben hier beides – enge Passagen, aber auch die langen Geraden und Hochgeschwindigkeitskurven eines klassischen Kurses.»

In der Stadt laufen derzeit die Asphaltierungsarbeiten, auch in der Altstadt. Pistenarchitekt Hermann Tilke dazu: «Wir haben die spezielle Aufgabe, dass wir an zwei Passagen auf Kopfsteinpflaster fahren. Das gehört zum historischen Teil der Stadt. Zu meinem persönlichen Bedauern ist das in der Formel 1 nicht erlaubt. Also mussten wir Mittel und Wege finden, diese beiden Stellen abzudecken. Diese temporäre Lösung besteht aus Sand und dann aus einer Asphaltschicht, die anschliessend wieder abgetragen wird. Die Anschlüsse sind dabei durchaus knifflig, wir können dort ja nicht gut Stufen hineinbauen. Wir fahren also auf Kopfsteinpflaster, aber halt eben nicht direkt darauf. Ohne nun auf den Meter genau zu sein, dürfte die eine Passage gut 400 Meter lang sein und die andere ungefähr 200 Meter.»

«In Sachen Asphalt versuchen wir natürlich, ein gutes Grip-Niveau hinzubekommen. Was hingegen schon feststeht: es werden lokale Materialien verarbeitet. Die Boxenanlage wird beim so genannten «Government House» liegen, das ist aber nicht der eigentliche Regierungssitz, sondern da sind einfach verschiedene Ministerien untergebracht. Das ist ein tolles Monumentalgebäude. Bei den Boxen selber handelt es sich um Fertigelemente, die nach Gebrauch abgebaut, eingestellt und dann für 2017 wiederverwendet werden.»

Hermann Tilke hat uns einen Austragungsort versprochen, wie wir ihn noch nie erlebt haben, und das fängt bei den Geschwindigkeiten an: Die Renner der 2016er Turbo-Generation werden in Baku möglicherweise schneller unterwegs sein als 340 km/h – noch nie hat es bei einem Strassen-GP solchen Speed gegeben!

Ob wir diese Geschwindigkeit im kommenden Juni wirklich sehen, das hängt von mehreren Faktoren ab: Wie die Renner übersetzt sind, welcher Art der Asphalt und Pistenoberfläche sein werden, was das Wetter macht.

Aber 40 km/h schneller als in Singapur, das ist eine Ansage. Möglich wird das durch das eigenwillige Layout der Baku-Strecke. Die Piste führt nicht nur winkelig durch die Altstadt, sondern eben (nach Start und Ziel) auch parallel zur Küstenlinie dem Meer entlang und zwar gut zwei Kilometer lang.

«Das Reizvolle an Baku ist die Vielfalt», bestätigt Tilke. «Da ist einerseits die Passage durch das historische Viertel. Der Weg hoch in die Altstadt ist sehr eng, ein wunderbares Geschlängel, teilweise an der alten Stadtmauer entlang, so eine Passage gibt es in der Formel 1 noch nicht einmal in Monaco. Baku wird wirklich einzigartig. Dieser schmale Pistenteil ist eine echte Herausforderung, der ungewöhnliche Lösungswege erforderte. Natürlich gibt es diesbezüglich vom Autoverband FIA Vorgaben, aber zum Glück sind die nicht starr. Die FIA ist dort kompromissbereit, wo es eben nicht anders geht. Wir fahren in Baku also an einer Stadtmauer vorbei aus dem 12. Jahrundert, die können wir ja schlecht verschieben. Aber das macht die Piste ja auch so besonders. Baku ist für uns als Pistenbauer und später für die Fahrer eine ganz besondere Aufgabe, ein echtes Erlebnis. Man wirft der Formel 1 ja immer eine gewisse Sterilität vor – das werden die Fans und Fahrer in Aserbaidschan gewiss nicht behaupten!»

Formel-1-WM

20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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