Monaco: Kopfschutz Aeroscreen, Halo beide im Einsatz
Nur das komplett verpatzte neue Qualifikationsformat hat zu Beginn der Formel-1-Saison 2016 ähnlich heftige Reaktionen bei Fans und Fachleuten erzeugt wie der kommende Kopfschutz, den der Autoverband FIA 2017 einführen will. SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Zur Wahl stehen der so genannte Halo (Heiligenschein), eine Bügellösung, die ursprünglich von Mercedes erdacht und dann von Ferrari beim Wintertest in Barcelona ausprobiert wurde; und dann der Aeroscreen von Red Bull, welcher dank einer integrierten Scheibe mehr Schutz bietet.
Am Formel-1-trainingsfreien Freitag von Monaco wird es eine Sitzung der Techniker mit Charlie Whiting geben, dem Sicherheitsdelegierten der Formel 1. Zuvor sollen im ersten freien Training (in Monaco immer schon am Donnerstag) beide Kopfschutzvarianten im Einsatz stehen – eine verbesserte Version des Halo, dazu eine oberflächenbehandelte Version des Aeroscreen.
Die zweite Version des Heiligenscheins ist angeblich abnehmbar und mit Gelenken am Chassis angebracht. Dies soll Kritiker verstummen lassen, die vor dem Hintergrund des Alonso-Unfalls in Australien meinten – der Spanier hätte mit einem Halo nicht aus seinem McLaren krabbeln können. Die Streben sollen schmaler sein als bei der ersten Version und überdies nicht aus Kohlefaser bestehen (wie bei der Ferrari-Attrappe von Barcelona) oder Stahl (wie bei den FIA-Versuchen), sondern aus Titan. Auch die Form soll Formel-1-mässiger aussehen, schnittig und elegant. Damit wären wir dann wieder bei der ersten Version von Mercedes. Aber auch die gefällt nicht allen Fans. Einige schrieben in Fan-Foren abschätzig von einer Klobrille.
Red Bull wiederum will zeigen, dass die Sicht hinter dem Aeroscreen auch bei Lichtwechseln wie in Monaco kein Problem ist. Dazu wird die Schutzscheibe besonders beschichtet. Zudem soll erforscht werden, wie sich Steigung und Gefälle auf die Sicht des Fahrers auswirken.
Der Autoverband FIA hat eine Frist bis zum 1. Juli gesetzt, um sich für ein System zu entscheiden. Sky-Formel-1-Experte Marc Surer: «Der Grund ist ganz einfach – wir hatten böse Unfälle, der Autoverband musste handeln. Vor allem aber: Stell dir vor, Halo und Aeroscreen wären für 2017 umsetzbar, die FIA legt das alles aber auf Eis, aus welchen Gründen auch immer, und dann haben wir erneut einen schweren Unfall mit Kopfverletzungen oder gar einem toten Fahrer. Jeder würde doch der FIA zum Vorwurf machen: „Ihr hattet eine Lösung bereit, aber ihr habt sie nicht eingeführt.“ Der Kopf ist einfach der letzte Teil des Piloten, der in modernen Autos nicht so geschützt ist wie der restliche Körper. Wenn wir dann eine einigermassen saubere Lösung haben, und der Aeroscreen ist eine solche Löung, dann okay. Wir alle werden uns daran gewöhnen müssen.»
Für die Techniker ist das eine höchst knifflige Situation: Die Designs für die 2017er Renner sind so gut wie fertig. Vor allem der Aeroscreen beeinträchtigt den Luftfluss und die Kühlung in dramatischer Art und Weise.