Max Verstappen: Zu viel Druck für das Wunderkind?
Max Verstappens Bolide nach dem Crash
In der Formel 1 geht es manchmal sehr schnell. Vor zwei Wochen wurde Max Verstappen in den Himmel gelobt. Der neue Shootingstar der Motorsport-Königsklasse hatte da in seinem ersten Rennen für Red Bull Racing gleich seinen ersten GP gewonnen.
Jung, schnell, reif: Der Niederländer wurde regelrecht überschüttet mit Lobeshymnen. Der kommende Weltmeister, Megatalent, die Zukunft der Formel 1 – es dürfte für den 18-Jährigen nach Barcelona die größte Herausforderung gewesen sein, nicht abzuheben.
Nun, sollte der eigentlich bodenständige Verstappen tatsächlich Gefahr gelaufen zu sein, über den Dingen zu schweben, war das Monaco-Wochenende perfekt, um ihn wieder ein wenig einzunorden. Denn Verstappen landete eher unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Beziehungsweise in den Leitplanken des kniffligen Straßenkurses im Fürstentum.
Und das gleich dreimal. Zunächst im freien Training, dann im Qualifying und abschließend auch im Rennen. Bezeichnend ist es, dass er trotz seiner beiden vorherigen Abflüge auch im Rennen volles Risiko ging, als er wegen eines Chassis-Wechsels aus der Boxengasse starten musste. Bis zu seinem erneuten Abflug hatte er sich auch bis auf Platz neun vorgearbeitet.
Nach 34 Runden drückte er seinen RB12 in Massanet in die Leitplanken und funkte enttäuscht: «Ah, ich hatte einen Crash!» Hinterher erklärte der Ausnahekönner gewohnt ruhig: «Ich muss mich beim Team entschuldigen, so etwas darf nicht passieren.»
Doch, das darf es. Das macht ihn nicht nur menschlich, es zeigt vor allem ihm selbst, dass nicht alles von selbst läuft. Genauso wenig wie er nach Barcelona schon als neuer Weltmeister feststand, ist er jetzt der Volldepp. Klar, nach so einem Wundersieg wie in Barcelona erwartet man vielleicht automatisch weitere Wunderdinge vom Wunderkind.
Doch Verstappen ist schlicht und einfach ein 18 Jahre junger Formel-1-Pilot, der Lehrgeld zahlt. Der Fehler macht, weil er sie (noch) machen darf. Ein Ausnahmetalent, keine Frage. Aber eben auch erstmal nur ein Talent, das zum Glück immer noch lernt.
Bleibt die Frage nach der Häufung. Ein Abflug – ok. Zwei? Naja. Aber gleich drei? Hat er sich vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt? Immerhin war sein Teamkollege Daniel Ricciardo das ganze Wochenende über wie eine Furie unterwegs, im positiven Sinn. «Mit meinem Sieg habe ich die Latte für mich selbst ziemlich hoch gelegt», sagte Verstappen: «Die Bedingungen waren generell sehr schwierig. Aber das ist keine Entschuldigung. Es geht im Rennsport eben auf und ab.» Diese Lektion hat er spätestens jetzt gelernt.