Bruce McLaren in Belgien: Ahnungsloser GP-Sieger
Bruce McLaren vor Pedro Rodríguez in Belgien 1968
Zwei Jahre lang schon setzte Bruce McLaren in der Formel 1 Autos mit eigenem Namen ein, doch die Rennwagen wurden von Kinderkrankheiten geplagt – 1966 und 1967 wurde der Neuseeländer jeweils WM-14. 1968 sollte alles besser werden.
Das neue Modell M7A (nach einem Entwurf von Robin Herd, ausgeführt von dessen Nachfolger Gordon Coppuck) wurde im Frühling präsentiert und debütierte am 17. März beim nicht zur WM zählenden Formel-1-Rennen in Brands Hatch, dem Race of Champions: die Wagen in Papaya-Orange von Bruce McLaren und Denny Hulme schlugen ein wie der Blitz – Bruce gewann von Pole aus.
Tyler Alexander, langjähriger Wegbegleiter von Bruce McLaren, im Januar 2016 verstorben, erinnerte sich: «Ich weiss nicht mehr, was wir nach dem Lauf in Brands an den Autos machen mussten, aber es muss aufwändig gewesen sein. Ich weiss jedenfalls noch, dass ich bei der Fahrt zum folgenden Rennen in Silverstone, der BRDC International Trophy, seelig im Rennwagen schlief, während der Lastwagen mit der kostbaren Fracht Richtung Northamptonshire rumpelte ...» In Silverstone lief es noch besser: Doppelsieg, Denny Hulme vor Bruce McLaren.
Zeitsprung nach Spa-Francorchamps, damals dritter Lauf zur Formel-1-WM 1968. Tyler Alexander erzählte weiter: «Denny fuhr stark, dann aber gab es Probleme mit der Halbwelle. Bruce war solide unterwegs, vor allem aber lief sein Wagen standfest, und so fand er sich kurz vor Schluss auf Rang 2 wieder. Zu Beginn der letzten Runde dann helle Aufregung – Leader Jackie Stewart brachte seinen Matra für ein paar Liter Sprit an die Box. Ich zeigte bei McLaren damals die Boxentafeln. In der Runde zuvor hatte Bruce den Mexikaner Pedro Rodríguez im Nacken. Mir blieb keine Zeit, um Bruce ein «P1» für Platz 1 auf die Tafel zu stecken, da kam er auch schon angebraust. Ich wies ihm mit dem Zeigefinger auf die Strecke, keine Ahnung, wieso ich das machte, aber mir fiel nichts Besseres ein. Als Bruce über die Ziellinie fuhr, hatte er mit anderen Worten nicht den geringsten Schimmer, dass er in Führung lag.»
Bruce McLaren erinnerte sich später in seiner internationalen Kolumne (geschrieben von einem anderen seiner Wegbegleiter, dem Journalisten Eoin Young) an diesen Moment: «Ich zischte über die Linie, dabei winkte ich dem Mann mit der karierten Flagge kurz zu. Dann fuhr ich hinten an der Box durch, um den Wagen beim Renntransporter zu parken. Ich dachte: Rang 2 in Belgien, gar nicht mal übel. Vor allem nicht, weil ich in Spanien ausgefallen war und mir in Monaco einen Dreher geleistet und das Auto zerknüllt hatte. Hinter unserer Box waren so viele Leute, dass ich nicht mehr weiterkam. Ich wunderte mich ein wenig über den Rummel.»
«Der erste Mann, der an meinem Wagen war – Cyril Atkins, ein BRM-Mechaniker. Er faselte etwas von Boxenstopp und Stewart und seinem Piloten Rodríguez, und er seufzte: „Was für ein Finale!“ Als er mein reichlich ratloses Gesicht sah, dämmerte ihm langsam etwas. „Du bist die Nummer 1», grinste er. Ich dachte nur – wovon spricht der Kerl? Ich fahre doch mit Startnummer 5. Da brüllte Atkins: „Du hast gewonnen, Bruce! Weisst du das denn nicht?” Ich hatte es wirklich nicht gewusst, und selten habe ich süssere Wort vernommen.»
Nach dem Unfall in Monte Carlo hatte Bruce in den Ardennen das brandneue Chassis No. 3 verwendet. Es war so neu, dass noch nicht einmal die Zeit geblieben war, das berühmte Kiwi-Logo der Rennwagenfirma oder den Namen des Gründers anzubringen.
Der Sieg von Bruce McLaren war der Beginn einer atemraubenden Firmengeschichte. McLaren ist bis heute in der Formel 1, nur Ferrari hat mehr Dienstjahre und mehr Siege vorzuweisen.
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