Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Lucas di Grassi: Was, wenn es glatter gelaufen wäre?

Von Rob La Salle
Lucas di Grassi springt in den Zürichsee

Lucas di Grassi springt in den Zürichsee

Seinen Sieg in Zürich feierte der Brasilianer mit einem Sprung in den Zürichsee. Doch klar: Nach dem fünften Podiumsplatz in Folge trauert er dem verpatzten Saisonstart hinterher.
Ihren Sieg haben Sie mit einem Sprung in den Zürichsee gefeiert. Sind die Klamotten schon wieder getrocknet vom Champagner und Wasser?

Ja, obwohl mir der Champagnerduft am Overall prinzipiell immer gut gefällt, war der Rennanzug inzwischen in der Waschmaschine. Aber das schöne Gefühl bleibt! Und mit ein paar Tagen Abstand und nachdem ich die ganzen Berichte gelesen habe, ist es vielleicht sogar noch größer geworden: So viele Jahre nach dem letzten Motorsportevent in der Schweiz dieses Rennen zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel. Auch deshalb, weil es rundum ein so fantastisches Wochenende war.

Wird so ein Sprung jetzt zur Tradition bei Ihnen? Auch beim nächsten Rennen in New York liegt die Rennstrecke ja direkt am Wasser ...

(lacht) Ich glaube, das lasse ich bei der starken Strömung des East River mal lieber bleiben und überlege mir etwas Neues. Aber im Ernst: Die kurze spontane Party, bei der nach mir ja auch noch Dieter Gass und Allan McNish in den See gesprungen sind, symbolisiert ganz gut, wie ausgezeichnet die Stimmung bei uns im Team ist: Wir arbeiten hart und konzentriert. Wir haben unser Ziel klar im Blick. Und gleichzeitig können wir bei Erfolgen auch kräftig feiern.

Nach drei Rennen noch Letzter, jetzt schon Dritter in der Meisterschaft, fünf Podiumsplätze hintereinander – kein anderer Pilot hat in den letzten fünf Rennen mehr Punkte geholt als Sie. Wie gut fühlt sich das an?

Solche Statistiken schaue ich mir immer mit gemischten Gefühlen an: Einerseits ist es natürlich toll, was für eine starke Serie wir als Team gerade hinlegen und welche Rekorde wir vielleicht aufstellen. Auf der anderen Seite denke ich auch manchmal: Was wäre, wenn für uns zu Saisonbeginn alles etwas glatter gelaufen wäre? Oder wenn wir auch noch das inzwischen abgesagte Rennwochenende in Montreal hätten, um weiter aufzuholen? Es ist aber müßig, zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Wir konzentrieren uns jetzt voll auf die Zukunft und unser großes Ziel, den Teamtitel in der Formel E.

Den Rückstand auf Techeetah in der Teamwertung hat Ihre Mannschaft auf 33 Punkte verkürzt. Sie haben Erfahrung mit großen Aufholjagden am Finalwochenende. Was ist die Strategie für die beiden letzten Rennen in New York?

In der vergangenen Saison bin ich mit 23 Punkten Rückstand zu den beiden Finalrennen gekommen und konnte Sébastien Buemi noch überholen. Jetzt sind es 33 Zähler, die Daniel und ich an zwei Tagen gutzumachen haben – eine ganze Menge, aber nicht unmöglich. Unsere Konkurrenz wird in New York bestimmt stark sein, also müssen wir 48 Stunden lang den besseren Job machen.
Vor diesem Motorsport-Höhepunkt wartet mit der Geburt Ihres ersten Sohnes noch ein besonderes persönliches Erlebnis auf Sie.

Was sind die Pläne für die nächsten Wochen?

Es steht noch ein wenig Testarbeit mit unserem Auto für die nächste Saison auf dem Programm, aber den Großteil der Zeit werde ich bei meiner Frau in Brasilien verbringen können. Ich bin superaufgeregt und freue mich auf die Geburt unseres Sohnes – und natürlich ebenso darauf, als frischgebackener Vater und topmotiviert nach New York zu kommen.

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