Formel E: Audi zeigt den e-tron FE05
Es ist die bislang größte Neuerung in der Formel E: Erstmals seit Gründung der Serie im Jahr 2014 kommt in der neuen Saison 2018/2019 nur noch ein Rennauto pro Fahrer zum Einsatz. Der obligatorische Autowechsel während des Rennens entfällt, da die Batteriekapazität inzwischen für die gesamte Renndistanz von 45 Minuten ausreicht. Ein Beweis dafür, wie Motorsport – und vor allem die Formel E – Innovationen und Technologien vorantreibt.
Audi hat sich mit dem Audi e-tron FE05 auf die neuen technischen und strategischen Herausforderungen akribisch vorbereitet. Das gilt besonders für das Herzstück des Audi e-tron FE05: den Antriebsstrang. Er besteht aus Motor, Inverter, Getriebe, Teilen des Hinterachsenfahrwerks sowie der entsprechenden Software. Während der Rest des Autos für alle Teams gleich ist, stellen die Hersteller beim Antrieb ihre technische Kompetenz unter Beweis. Schon in der vierten Saison der elektrischen Rennserie, die Mitte Juli in New York mit dem Titelgewinn von Audi Sport ABT Schaeffler zu Ende ging, war der Audi e-tron FE04 sehr oft das effizienteste Auto. Der Nachfolger ist die Evolution dieses Erfolgsmodells.
Die Motor-Generator-Unit namens Audi Schaeffler MGU03 haben Audi und Technologiepartner Schaeffler gemeinsam entwickelt. Der Fokus der Ingenieure lag vor allem darauf, das Paket noch effizienter zu gestalten und den Wirkungsgrad weiter zu erhöhen. «Wir haben das Grundkonzept mit einem Gang beibehalten und gleichzeitig alle Elemente im Detail weiterentwickelt und neu gefertigt», sagt Tristan Summerscale, Projektleiter Formel E bei Audi. 95 Prozent aller Teile des Antriebsstrangs sind neu, dabei gelang es den Ingenieuren, zehn Prozent Gewicht zu sparen.
Schon Mitte 2017, also noch vor dem Auftakt der vergangenen vierten Saison, begannen Summerscale und sein Team mit der Entwicklung des Audi e-tron FE05. Ende Juli 2018 homologierte die Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) das Fahrzeug. Änderungen sind nun nicht mehr erlaubt, lediglich die Software dürfen die Entwickler während der Saison weiter verbessern. Mitte Oktober steht noch ein gemeinsamer Test mit allen Teams in Valencia (Spanien) auf dem Programm, danach reisen Rennautos und Equipment nach Saudi-Arabien.
In der fünften Saison der Formel E darf der Motor im Qualifying maximal 250 kW (340 PS) leisten. In den Rennen ist die Leistung auf 200 kW (272 PS) begrenzt. Neu sind die sogenannten Aktivierungszonen: Passiert der Fahrer diese Zone auf der Strecke, erhöht sich die Leistung seines Autos kurzzeitig auf 225 kW (306 PS). Die Formel-E-Fans können ihren Lieblingsfahrer auch in dieser Saison wieder per Online-Voting unterstützen: Mit dem „FanBoost“ steigt die Leistung kurzfristig bis auf 250 kW (340 PS).
Den Strom beziehen alle Formel-E-Teams aus einer identischen, 374 Kilogramm schweren Batterie von McLaren. Die Lithium-Ionen-Batterie befindet sich zwischen Fahrersitz und Antriebsstrang, hat eine Kapazität von 52 kWh und ist innerhalb von 45 Minuten aufgeladen. Eine völlig neue Entwicklung für die fünfte Saison ist das Brake-by-Wire-System. Bremsbetätigung und Übertragung zur Hinterachse sind dabei voneinander entkoppelt und elektronisch geregelt. Die Bremskraftverteilung ist somit immer optimal eingestellt und die Rekuperation noch effizienter.
Wie in der Formel 1 sitzt der Fahrer in einem Monocoque aus Kohlefaser, entwickelt nach den FIA-Sicherheitsstandards. CFK-Crash-Strukturen an Front und Heck sowie den Flanken sorgen für maximale Sicherheit. Dazu kommt – analog der Formel 1 – das Halo-System über dem Cockpit, das den Kopf des Fahrers zusätzlich schützt. Das Mindestgewicht eines Formel-E-Rennwagens liegt bei 900 Kilogramm (inklusive Fahrer). Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Elektrorennwagen in 3,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 240 km/h. Besonders auffällig: Die neue Generation des Audi e-tron FE05 kommt ohne Heckflügel aus – ein Unikum im Motorsport.
Für den Abtrieb sorgt stattdessen der große Diffusor am Heck des Rennautos. «Batmobil», «Star Wars», «Raumschiff» kommentierten Fans und Medien die futuristische Optik nach den ersten Testfahrten. «Wenn ich zwischen anderen Autos auf der Strecke fahre, komme ich mir vor wie in einem Science-Fiction-Film», sagt Daniel Abt. «Im Vergleich zum Vorgänger hat das neue Modell ein deutlich aggressiveres Design.»
13 Rennen in 12 Metropolen sind in der fünften Saison der elektrischen Rennserie geplant. Zwischen dem Auftakt in Ad Diriyah und den beiden Finalläufen in New York Mitte Juli 2019 liegen Rennen unter anderem in Marrakesch (Marokko), Mexiko-Stadt (Mexiko), Hongkong (China), Rom (Italien), Paris (Frankreich), Monaco und Berlin (Deutschland). Jedes Rennen dauert 45 Minuten plus eine Runde und wird überwiegend auf temporären Stadtkursen ausgetragen.
Erstmals starten in der Saison 2018/2019 neben dem Audi-Werksteam auch die Fahrer des britischen Rennteams Virgin Racing in einem Audi e-tron FE05. Die Partnerschaft ist ein weiteres Novum ab der fünften Saison und soll durch einen gesunden Wettbewerb zwischen den beiden Teams auch das Performance-Niveau kontinuierlich erhöhen.
Das Team Audi Sport ABT Schaeffler ist Gründungsmitglied der Formel E und seit dem ersten Rennen mit Daniel Abt und Lucas di Grassi dabei. Der Brasilianer holte in der dritten Saison (2016/2017) den Titel in der Fahrerwertung. Die Saison 2017/2018 beendeten di Grassi und Abt auf den Plätzen zwei und fünf.