«Bring dich um»-Nachrichten: Abt und Medien-Kritik
Daniel Abt
Reden durfte Daniel Abt nicht. Nachdem seine Schummelei bei der virtuellen Formel E aufgeflogen war, erhielt er umgehend einen Maulkorb von seinem Arbeitgeber Audi.
Es gab ein offizielles Statement zu den Vorkommnissen, mehr nicht. «Und in so einer Phase macht man natürlich, was man dir sagt», verriet er im Podcast «Reden am Limit».
Um die Ohren geflogen
Bevor er also irgendwas offiziell auflösen konnte, ist ihm die Nummer bekanntlich um die Ohren geflogen. Erst langsam, dann umso schneller und heftiger. Als Abt am Sonntag, einen Tag nach dem Skandal, aufstand, hatte er 20 verpasste Anrufe und zahlreiche Nachrichten. Es wurde langsam aber sicher unaufhaltsam, das Ganze kam so richtig ins Rollen. Beziehungsweise aus einem Dummejungenstreich wurde ein handfester Skandal.
«Ich dachte: ‚Okay, das war kacke, so hätte es nicht kommen sollen.‘ Aber ich hätte niemals gedacht, dass daraus das entsteht, was daraus entstanden ist», sagte er: «Es war ein Ausmaß: Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Den Fehler, ja, dass es falsch war. Aber das Ausmaß war unerklärlich.»
Abt weiter: «Ich musste im Minutentakt zusehen, wie ein Artikel nach dem anderen kam, wie Leute mir eine Hass-Nachricht geschrieben haben, mit wüsten Beschimpfungen bis hin zu 'Bring dich um'-Nachrichten. Ein unglaubliches Level, ich war auch 48 Stunden lang wach und konnte nicht schlafen», beschreibt Abt den Shitstorm, der über ihm hereinbrach. Zur Erinnerung: Auch am Montag konnte er sich nicht öffentlich zu den Hintergründen äußern.
Abt kritisiert in diesem Zusammenhang auch Teile der Medien. An einigen Stellen wurde dabei das Wort «Betrug» verwendet, dessen Nutzung ohne eine gerichtliche Feststellung allerdings problematisch ist. Dass vor allem Audi aufgrund der eigenen, bisweilen unsauberen Vergangenheit sensibel darauf reagiert, versteht sich von selbst.
Dass es zur journalistischen Arbeit gehört, den Eklat nachrichtlich zu vermelden, allerdings auch. Fakten und Stellungnahmen lagen ja vor.
Das Problem, laut Abt: «Dass die ersten Medien direkt das Wort Betrug in die Headline genommen haben und die ersten Berichte auch Schnellschüsse und nicht recherchiert waren, sehen andere und bauen ihr Zeug darauf auf. Dass das Wort Betrug genutzt wurde, hatte natürlich die größte Auswirkung auf Audi. Das hat dann auch die weiteren Konsequenzen ausgelöst», so Abt, der drei Tage nach dem Eklat entlassen wurde.
«Es gab Medien, die haben sich damit auseinandergesetzt, noch bevor ich mich geäußert habe. Es gab aber auch Medien, die null Ahnung von diesem Thema haben, die sich null mit mir als Person auseinandergesetzt haben und nur diese Headline haben wollten», so Abt, der für seinen YouTube-Kanal und seine zahlreichen Aktionen rund um den Motorsport bekannt ist. «Schlimmer wäre es nur gewesen, wenn ich jemanden umgebracht hätte. Die Leute lesen das, beschäftigen sich auch nicht kritisch mit dem Thema und so kommt es dann zu dir zurück», so Abt.
Nicht vom Fehler ablenken
Es gehe ihm aber nicht darum, dass alle Journalisten schlechte Arbeit machen würden, betonte er, «im Gegenteil: Es gibt wirklich supergute, mega Journalisten. Es gab auch in meinem Fall eine Handvoll, die ordentliche, kritische Berichte geschrieben und sich damit auseinandergesetzt haben. Und die mich genauso kritisiert, sich aber die Mühe gemacht haben, das aufzubereiten. Und dann gab es andere, die einfach nur Headlines und Bashing wollen und dich einfach mal durch den Kakao ziehen. Das war leider die große Masse.»
Und, ebenfalls wichtig: Ablenken will er mit der Kritik nicht von seinem Fehler, für den hatte er sich am Tag seiner Entlassung entschuldigt und die Hintergründe in einem Video detailliert erklärt. Wofür er dann wiederum eine Menge Unterstützung erhielt.
Er will vor allem aufzeigen, «was es mit einem machen kann. Ich habe mich extrem machtlos gefühlt. Ich konnte mich nicht wehren, ich konnte nichts sagen und musste es ertragen, dass Leute mich beleidigen. Dass Leute es sich rausnehmen, dir zu schreiben, dass du dich erhängen sollst. Da waren Nachrichten dabei, wo du dir denkst: ‚Was geht in den Leuten vor, dass die sich das Recht herausnehmen, so etwas zu sagen?‘ Das war krass.»