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«Mann mit den zwei Leben»: Gerold Pankl wird 85

Kolumne von Rainer Braun
Mit Gerold Pankl feiert am 13. Januar einer der wildesten Formel V-Piloten der 60er-Jahre seinen 85. Geburtstag. Er lebt in Paraguay, wo er eine Rinderfarm mit etwa 7.000 Hektar Land und mehr als 5.000 Rindern besitzt.

Pankls Rennfahrer-Karriere war kurz und heftig. Vor allem heftig, was die haarsträubenden Unfälle des Österreichers in den wildesten Tagen der Formel V-Frühzeit zwischen 1966 und 1968 betrifft. Jedes Rennauto, das der stämmige Naturbursche aus der Steiermark unter den Hintern bekam, bewegte er am und überm Limit.

Ob Austro VW- oder McNamara F 3-Rennwagen, ob BMW-Alpina 2002 oder Porsche Carrera 6 – wo Pankl drin saß, wurde entweder gewonnen oder es gab Kleinholz.

So krachte es in der äußerst bewegten Zeit seiner nur sechs Jahre währenden Pistenpräsenz derart oft, dass selbst hartgesottenen Kumpels und Formel V-Teamgefährten wie Niki Lauda oder Helmut Marko ins Grübeln gerieten. Innerhalb kurzer Zeit flog Pankl in Spa und am Nürburgring «jeweils in Baumhöhe wie eine Granate» aus dem Cockpit seines VW-Renners. Gurte gab’s um diese Zeit noch nicht. Beide Mega-Crashs überlebte er mit Wirbelsäulenbruch, durchtrennten Muskeln, komplizierten Beinbrüchen und Prellungen am ganzen Körper.

Vor allem der fürchterliche Brands Hatch-Crash hat ihn schwer gezeichnet, sein halbes Gesicht wurde damals zerstört und musste mit der Kunst der plastischen Chirurgie in vielen Operationen erst wieder hergestellt werden. Danach verging ihm der Spaß an der Rennerei. So zog er sich 1972 nach sechs Jahren frustriert zurück, ohne einen Meistertitel erreicht zu haben. «Wie sollte ich auch», so Pankl seinerzeit, «wenn’s um die Wurst ging, lag ich ja immer im Krankenhaus.»

Es blieben aber auch gute Erinnerungen. Etwa der Formel V-EM-Laufsieg in Thruxton oder die beiden Gesamtsiege im BMW-Alpina bei den 24 Stunden am Ring. Dort gewann er 1971 mit dem Prinzen Ferfried von Hohenzollern in einem BMW Alpina 2002 und gleich nochmal 1972 zusammen Helmut Kelleners in einem Alpina 2800 CS. Mit Pankls Rücktritt ging dem Motorsport eine wahrlich schillernde Figur verloren.

85 Jahre ist der Mann jetzt alt, über den man sich einst respektvoll zuraunte, dass er weder Tod noch Teufel fürchtet und wohl mit zwei Leben ausgestattet sein muss. Ruhiger und bedächtiger ist er dann im Laufe der Jahre geworden, spielte leidenschaftlich Tennis und gab das exzessive Rauchen («80 am Tag im 15 Minuten-Takt») auf. Geblieben sind bis heute sein Sarkasmus, sein Granteln und seine derbe Formulierungskunst.

Vor dem Wechsel nach Paraguay hatte sich Pankl in Ungarn eine Zucht-Farm für Jungferkel aufgebaut. Rund 80.000 Tiere erblickten pro Jahr das Licht der Welt, betreut von mehr als 1.000 Mitarbeitern. Der Betrieb lief prächtig. Sein alter Kumpel, Landsmann und Ex-Stuntman Erich Glavitza (81) aus der österreichischen Formel V-Clique hat Gerold im Oktober letzten Jahres auf seiner Farm im Umland von Paraguays Hauptstadt Asunción besucht. «Gerold ist nach wie vor der alte Grantler. Aber es ist ein Wunder, dass er nach all diesen grausigen Unfällen und deren bis heute andauernden Folgen und Einschränkungen überhaupt noch lebt.»

Doch der Mann mit den zwei Leben (Glavitza: «eigentlich müsste der sieben Leben haben») lässt sich nicht unterkriegen, sieht trotz eingeschränkter Mobilität und anderen Behinderungen noch täglich auf seiner Farm nach dem Rechten. Übrigens hat Gerold wiederholt seinen Rückzug aufs Altenteil angedroht, «um mich endlich mal richtig auszuruhen.» Verdient hätte er’s allemal, nur glaubt’s ihm keiner ....

Persönlicher Schlussabsatz des Autors: Happy Birthday, lieber Gerold, bleib‘ tapfer und optimistisch. Und denk dran – wir hatten alle damals in der Formel V eine verdammt gute Zeit. Nur hast du uns leider viel zu oft mit deinen gruseligen Abflügen erschreckt und um dein Leben fürchten lassen. Umso schöner, dass es dich noch immer gibt. Pass wenigstens jetzt auf dich auf, so gut es eben geht.


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