Veranstalter müssen endlich an die Zuschauer denken
Viel Aufruhr und Gesprächsstoff gab es in den vergangenen Wochen, nachdem Martin Smolinski seinem Unmut zur Langbahn-WM freien Lauf lies und entsprechend den Mund aufmachte. Auch bei vielen offenen Rennen in Deutschland liegt so manches im Argen: Der Zuschauer wird oft unnötig lang an der Bahn gehalten, an Komfort wird gespart.
Schaut man sich Zeitungs- oder TV-Berichte an, fallen einige Schlagwörter immer wieder: «Es ist laut, es staubt, der Dreck fliegt durch die Luft.» Komisch, dass die Aussicht auf verstaubte Väter und Kinder, die sonntagabends irgendwann die dreckige Wäsche nach Hause bringen, bei Müttern keine Lust auf Bahnsport weckt. Bahnrennen geraten im Vergleich zu anderen familiären Freizeitaktivitäten ins Hintertreffen.
Wenn es beim Rennen staubt, dann ist das oftmals am Renntag nicht zu verhindern. Doch in den großen Speedway-Hochburgen hat man dieses Problem auch im Griff, man kümmert sicht halt nicht erst am Renntag um die Bahn, sondern Tage zuvor und sorgt mit einem passenden Feuchtigkeitsgehalt für relativ staubfreie Rennen.
20 Rennläufe in sieben Stunden
Ringt sich die Familie doch durch zu einer Bahnsportveranstaltung zu gehen, bietet sich den neugierigen Rennbesuchern oftmals ein mehr als tagefüllendes Programm. Es werden 15 bis 20 Rennläufe in sechs bis sieben Stunden abgewickelt, vermutlich in der Hoffnung, dass der Rennbesucher nicht nur einmal Hunger und Durst bekommt und so öfter zum Bewirtungsstand rennt.
Im 21. Jahrhundert will der Rennbesucher, den man auch zahlenden Kunden nennen könnte und der in einer schnelllebigen Zeit lebt, keine 7 bis 8 Stunden zuzüglich An- und Abfahrt auf dem Rennplatz verbringen. Der Besucher will spannende Rennaction in 2 bis 3 Stunden erleben und dann mit Kind und Kegel wieder nach Hause fahren. Und nicht als Melkkuh erst nach dem dritten Gang zur Bratwurstbude, was bei einem Besuch mit der Familie auch an den Geldbeutel geht.
Es ist im deutschen Bahnsport nicht alles schlecht: Viele ehrenamtliche Helfer leisten zahlreiche Stunden im Hintergrund, die ein Unbeteiligter niemals zur Kenntnis nehmen wird und es gibt Veranstalter die es schaffen, trotz Stürzen und anderen Widrigkeiten Mammutprogramme schnell und zügig abzuwickeln. Doch einige Dinge müssen offen angesprochen werden, wenn sich Wochenende für Wochenende das gleiche Schauspiel bietet und selbst die eingefleischten Bahnsportfans langsam aber sicher die Schnauze voll haben und lieber zu Hause bleiben als zu den Rennen zu fahren.
45 Minuten Pausen vor den Finales
Beim Grasbahnrennen in Zweibrücken passierte vor den Endläufen über 45 Minuten fast nichts. Es gab Siegerehrungen, danach mussten die Startplätze ausgelost werden. Die Zuschauer verließen entweder das Stadion oder hockten in der Hitze und warteten auf das Tageshighlight, die Finalläufe der besten Fahrer, die dann in der zweiten Runde wieder in ihren eigenen Staub fuhren!
Manche Flutlichtrennen enden fast schon traditionell – besonders familienfreundlich – erst spät nach Mitternacht. In Inzell beim Eisspeedway wird im Werbeflyer die Siegerehrung auf 16:15 Uhr ausgewiesen und um 17:30 Uhr stehen zahlreiche Eisspeedwayfans am Bahnhof in Traunstein und müssen hoffen, dass sie die Finalläufe auf Youtube nachverfolgen können, da um 17 Uhr noch nicht einmal die Halbfinalläufe gestartet waren. Die Begeisterung darüber war in den Gesichtern zu erkennen.
Leider sind Zeitpläne oft das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt sind, vieles passiert zu unkoordiniert. Da vergehen etliche Minuten, bis die Bahndienstfahrzeuge auf der Bahn sind, oder bis alle Fahrer und Offizielle zur Siegerehrung parat stehen.
Aus dem Geschäftsleben weiß man: Ein zufriedener Kunde kommt wieder, ein unzufriedener so schnell nicht mehr. Über zu viele Rennbesucher hat noch kein Veranstalter geklagt.