DMSB: Von Promoter-Kündigung überrascht
Wolfgang Wagner-Sachs
Kurz nachdem die IDM auf dem Schleizer Dreieck in die zweite Saisonhälfte gestartet war, überreichte der IDM-Promoter MotorEvents dem DMSB die schriftliche Kündigung. Ein weiteres Jahr war für die Zusammenarbeit geplant, doch schon seit langem hatte die MotorEvents-Geschäftsführung klar gemacht, dass es wie in der Vergangenheit nicht weitergehen könne. Bürokratische Hürden, geringe Einflussnahme, die schlechte finanzielle Ausstattung, die immer wieder den Einsatz privater Geldmittel durch den IDM-Promoter nötig machte und wenig Rückhalt durch den Verband führten die Geschäftsführer als Gründe für die Beendigung ihres Engagements an.
Schon im Vorfeld hatte der Industrieverband Motorrad IVM eine Arbeitsgruppe gebildet. Bei der ersten Sitzung wurde BMW-Mann Henning Putzke zum Sprecher gewählt, ebenso Yamaha-Deutschland-Chef Jörg Breitenfeld. Fakten gibt es noch keine, die den IDM-Teams und ihren Fahrern eine sichere Zukunftsplanung ermöglichen. Im September findet ein weiteres Treffen zwischen IVM und DMSB statt.
Vorläufig fällt am 25. September beim Finale in Hockenheim die vorläufig letzte Zielflagge der IDM. Was danach kommt bleibt noch im Ungewissen. Wolfgang Wagner-Sachs, DMSB-Präsidiumsmitglied für Motorradsport, besuchte den IDM-Lauf in Schleiz und führte zahlreiche Gespräche. In SPEEDWEEK.com erläutert er den aktuellen Stand.
War man von der Kündigung überrascht oder hatte man damit gerechnet???
MotorEvents hat dem DMSB eine außerordentliche Kündigung zukommen lassen, die derzeit gerade geprüft wird. Trotz der zum Teil ja auch öffentlich gemachten Querelen sind wir von der Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt überrascht.
Liegen bereits Pläne in der Schublade, wie es mit der IDM 2017 und darüberhinaus weitergeht?
Da wir eigentlich noch einen laufenden Vertrag mit MotorEvents haben, liegen keine ausgearbeiteten Pläne für die Zukunft der IDM ohne den derzeitigen Promotor in der Schublade. Dennoch muss man als Verband natürlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Deswegen sind wir auch mit Veranstaltern und Partnern der IDM seit langem in regelmäßigem Austausch.
Der IVM hat eine Arbeitgruppe gebildet, um die Zunkunftsfähigkeit der IDM auszuloten und selber aktiv zu werden. Wie sieht der DMSB diese Aktivitäten?
Wir begrüßen es sehr, wenn die Motorradindustrie, die die Plattform IDM seit Jahren nutzt, sich nun möglicherweise wieder mehr in der deutschen Top-Motorradserie engagieren will. Wir betonen seit Jahren, dass es ohne ein solches Engagement nicht geht. Schauen Sie in die MotoGP: Sie ist auch deshalb so erfolgreich, weil sich die beteiligten Motorradhersteller als Partner der Serie verstehen und sich finanziell engagieren.
Gibt es Kontakte zum IVM?
Es gab vor kurzem eine Telefonkonferenz zwischen Vertretern von IVM und DMSB, die erste positiven Signale ausgesendet hat. Diese Gespräche wollen wir bei einem gemeinsamen Treffen im September vertiefen.
Die Unsicherheit der Aktiven ist groß. Was kann der DMSB ihnen sagen in Richtung 2017?
Ich kann die Unsicherheit der Aktiven nachvollziehen, wenn der bisherige Promotor einer Serie unvermittelt aussteigt. Wir müssen jetzt gemeinsam nach vorne sehen und dabei die finanziellen Möglichkeiten aller Beteiligten im Blick behalten. Das gilt für den DMSB genauso wie für die Veranstalter, die Industriepartner und natürlich die Teilnehmer.
Als «unvermittelt» würde ich die Kündigung nicht sehen. Schon seit Ende letzten Jahres berichten wir bei SPEEDWEEK.com über dieses Thema und die schriftliche Kündigung hat zumindest bei den Aktiven und auch der Industrie keinen überrascht. Ist es nicht etwas einseitig gedacht, alle Schuld an der derzeit unsicheren Situation alleine dem Promoter anzulasten?
Wenn Verträge existieren, muss man ja wohl davon ausgehen, dass diese eingehalten werden. Natürlich ist auch dem DMSB die Unzufriedenheit des Promotors nicht entgangen. Dennoch ging es in den Gesprächen zwischen DMSB und Promotor nie um eine Beendigung der Zusammenarbeit, sondern um eine möglicherweise andere Ausgestaltung. Insofern kam die Kündigung tatsächlich überraschend.